Der Einsatz von Online-Lernsystemen in der beruflichen Weiterbildung

Multimedia
Janine Romppel
Der Einsatz von Online-Lernsystemen in der beruflichen Weiterbildung
© Kaspars Grinvalds – stock.adobe.com
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Die Nutzung von Multimedia ist fester Bestandteil unseres Alltags: Mal schnell einen „Tweet getwittert“, die neuesten Urlaubsfotos auf Facebook gepostet oder dem Kollegen eine WhatsApp-Nachricht „Komme später“ geschickt, dank Internet, Computer, Smartphone oder Tablet alles möglich. Auch den Bildungssektor haben digitale Medien weit durchdrungen.

Auch den Bildungssektor haben digitale Medien weit durchdrungen. So wird schon seit Langem der Diskurs um den Bildungswert neuer Medien in der beruflichen Weiterbildung geführt und bleibt bis dato hochaktuell. Die Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ (BMBF 216), unterstützt einen vermehrten Einsatz digitaler Medien am Arbeitsplatz, verweist aber auch auf einen kompetenten Umgang [1], denn allein der Einsatz von Multimedia ist noch keine Qualität an sich, sondern lediglich ein Hilfsmittel, welches zugleich die Chance bietet, neue Lernmethoden zu integrieren und den/die Dozenten/-in dabei als Lehrperson unterstützt, aber keinesfalls zu ersetzen vermag [2, 3]. Im Nachfolgenden soll in die Grundlagen der Online-Lernformate E-Learning und Blended Learning eingewiesen und die Chancen und Grenzen des Online-Lernens, auch im Hinblick auf ein „Lernen vor Ort“, diskutiert werden.

Überblick zur Bestimmung der Begriffe E-Learning und Blended Learning

Zu dem Begriff E-Learning (Electronic Learning – elektronisch unterstütztes Lernen) zählen sämtliche Lernmethoden, die mithilfe elektronischer Medien ihren Einsatz finden [4]. Meist werden drei Formen des E-Learnings unterschieden. Das Computer-Based-Training (CBT), das Web-Based-Training (WBT) und das Online-Lernen. Unter dem Begriff CBT finden sich Selbstlernprogramme wieder, die schon in den 80er- Jahren auf den Markt kamen (zum Beispiel Lern-CDs). Findet Lernen über Netzumgebungen wie Internet oder Intranet statt, wird vom WBT gesprochen. Die verschiedenen Akteure können auf gemeinsame Informationssysteme (zum Beispiel Datenbanken, gemeinsamer Datenserver) oder Lernprogramme (zum Beispiel Ablage von Tests, Übungen) zurückgreifen. Der Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden verläuft synchron, das heißt zur gleichen Zeit, oder auch asynchron, zu unterschiedlichen Zeiten. Grundsätzlich zielt die Einführung von E-Learning in Bildungseinrichtungen oder auch Unternehmen auf eine effiziente Gestaltung von Wissens- und Lernprozessen unter Anwendung von Informationstechnik [4]. E-Learning ist nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit einem ausschließlichen virtuellen Lernen. Oft werden Online-Lernphasen auch mit Präsenzzeiten kombiniert. Hierfür hat sich der Begriff Blended Learning etabliert. Seit 2001 ist immer häufiger von Blended Learning die Rede, im deutschsprachigen Raum zuerst vom hybriden Lernen. Das Lernen mit digitalen Medien in virtuellen Lernräumen wird hier mit Lernen in Präsenzveranstaltungen verbunden beziehungsweise gemischt (Mischung/engl. blend). Bei der Konzeption von Bildungsangeboten werden zum Beispiel folgende unterschiedliche Elemente kombiniert [5]:

•    Präsenzlernphasen (zum Beispiel in Form von Seminaren, Vorlesungen oder Workshops) und Elemente, die ein elektronisches Lernen in Distanz ermöglichen (jegliche E-Learning-Elemente wie Online-Lernplattformen, virtuelle Klassenzimmer [zum Beispiel ein virtueller Audiochat])

•    Theorieerwerb und Praxisphase (zum Beispiel Anwendung bei Laboruntersuchungen)

Durch die neue Lernkultur im Wechselspiel zwischen Online- und Präsenzmodus entstehen auch neue Anforderungen an die beteiligten Akteure: Lernender und Lehrender organisieren sich mit den neuen virtuellen Lernorten und sind gefordert, neue Kompetenzen als „Online-Lerner“ beziehungsweise als „E-Trainer“ zu erwerben [6]. Typisch für Blended-Learning-Angebote ist beispielsweise, dass am Anfang eines Kurses eine Präsenzveranstaltung stattfindet, sodass die Teilnehmenden vorab die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen haben und Fragen zur Handhabung der sich anschließenden Online-Phasen klären können. Der Anteil an Präsenz- und Online-Phasen kann je nach Lernziel variieren [7]. Das Dozententeam plant in den Blended-Learning-Kursen die verschiedenen Lern-Arrangements, moderiert die ablaufenden Präsenzveranstaltungen und begleitet in unterstützender Weise die selbstgesteuerten Lernprozesse. Die Dozenten/-innen wirken somit als Entwicklungspartner der Lernenden.

Möglichkeiten und Grenzen

Für den Lernenden liegen die Vorteile des E-Learnings in der Flexibilität der Organisation von Lernprozessen. Lernorte, Lernzeiten, Lerndauer und Lernwege sind flexibel und können individuell auf den Lernenden angepasst werden. Auch das Lerntempo lässt sich flexibel gestalten, so können einzelne Online-Module oder -Inhalte je nach Bedarf wiederholt aufgerufen und bearbeitet werden. Darüber hinaus sind differenzierte Darstellungen komplexer Lerngegenstände durch den Einsatz von onlinebasierten Animationen, Simulationen und weiteren Visualisierungen möglich. Auch die Nutzung interaktiver Übungsumgebungen und umfangreicher Wissensressourcen durch Glossare, Online-Bibliotheken, Linklisten, Lexika oder Wikis ist ein Mehrwert für den Lernenden. Ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Mehrwertfaktor ist die Verringerung von Reisefahrten, gerade für bundesweit angelegte längere Weiterbildungsprogramme können so Reisekosten und Zeit (zum Beispiel auch Dienstausfälle) eingespart werden.

Die Ortsunabhängigkeit spielt ergo eine große Rolle, so können Vorlesungen oder Seminare live online verfolgt oder später über eingestellte Videoaufzeichnungen beziehungsweise durch die Einstellung der Lerninhalte in sogenannten Online-Lernplattformen (zum Beispiel Moodle) angesehen und bearbeitet werden. Durch zusätzliche Handheld-Technologien kann auch von unterwegs durch die Übertragung auf das Smartphone gelernt werden. Die positiven Effekte zeigen sich in E-Learning-Kursen im Bereich des selbstbestimmten und selbstgesteuerten Lernens, die dadurch eine individuelle Förderung erfahren. Ist der Lernende allerdings nicht gewohnt, selbstgesteuert zu lernen, kann dies zu Problemen führen. Darin liegt zum Beispiel ein struktureller Nachteil des Online-Lernens, besonders vor dem Hintergrund einer fehlenden Präsenz von Lehrenden und Mitlernenden und der damit verbundenen zwischenmenschlichen Wahrnehmung und Kommunikation, auch als soziales Lernen bekannt. Werden jedoch Elemente im Online-Lernen eingebunden, welche einen Austausch der beteiligten Akteure ermöglichen (Chats, Foren, Online-Lerngruppen, E-Trainer) und dem Lernenden somit ein Feedback gegeben, kann dies wiederum einen positiven Einfluss haben [8, 9].

Was ist das Erfolgsrezept?

Festzuhalten ist, dass Online-Lernen zielgerichtet einzusetzen ist. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Frage nach der Ausrichtung des Lerners: Für wen soll das mögliche Online-Angebot konzipiert werden? Wer ist die Zielgruppe? In einer Untersuchung zur Technikaffinität und zum E-Learning-Verhalten in der beruflichen Weiterbildung Medizinisch-technischer-Assistenzberufe wurden Empfehlungen für die Konzeption eines Bildungsangebotes für gerade diese Berufsgruppe herausgearbeitet [10]. Was ist also das Erfolgsrezept für ein gutes Online-Kursangebot für Fort- und Weiterbildungen? E-Learning sollte als additives Angebot in die Weiterbildung integriert werden (Blended Learning). Der persönliche Austausch innerhalb des Berufsstandes und weiteren wichtigen Netzwerkpartnern/-innen ist für die Zielgruppe enorm wichtig. Von einer durchgängigen onlinebasierten Weiterbildung wird daher abgeraten. Des Weiteren wird unter dem Aspekt „Der Einfluss von Emotionen und Motivation auf das Lernen“ empfohlen, die Vorerfahrungen und das Vorwissen der Teilnehmenden einzubeziehen, im Sinne eines kollaborativen Lernens. Die Abfrage und die Aktivierung des Vorwissens bewegt den Lernenden emotional. Dies ist ein optimaler Einstieg in das weitere Lerngeschehen. Eine zusätzliche Empfehlung besagt, dass für eine nachhaltige Einrichtung von Online-Kursen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Anerkennung von onlinebasierter Fort- und Weiterbildung (Kompetenzen) sowie die Adaption von Online-Angeboten in die curriculare Struktur der Weiterbildungs- und Prüfungsordnung der einzelnen Fachqualifikationen und Studienlehrgängen geschaffen werden sollten. In der Befragung steht die Zielgruppe einem Online-Lernen positiv gegenüber, bevorzugt aber eher Blended-Learning-Angebote. Reine Online-Angebote könnten für die Auffrischung von Basiswissen eingerichtet werden. Die Aufgeschlossenheit der MTA-Berufsgruppe gegenüber solchen Lernkonzepten sollte unbedingt genutzt und in zielgerichtete Online-Angebote umgesetzt werden.

Fazit

E-Learning kann keine„Stand-Alone-Lösung“ sein, sondern bedarf einer intelligenten Verknüpfung mit traditionellen Lernarrangements. Der Einsatz digitaler Medien ist eine große Chance, dennoch ist hiermit eine methodisch-didaktische Herausforderung verbunden, schließlich erfordert die Entwicklung dieser neuen Lehr-Lern-Kulturen eine hohe Medien- und Selbstlernkompetenz. Die Annahme, dass E-Learning per se die Lernmotivation steigere, kann als Mythos abgetan werden. Die Effektivität eines Online-Lernens hängt weitgehend von der Qualität zum Beispiel eines Lernmoduls ab und auch vom Lerntyp selbst und den vom Lerner bereits gemachten Erfahrungen. Generell sollte die Partizipation an Bildung, auch im Sinne einen lebenslangen Lernens, auch durch andere Lernformate wie dem Online-Lernen unterstützt werden. Sind diese Lernformate gut durchdacht, kann der Lernende nur profitieren.

Kontakt zur Autorin: j.romppel@googlemail.com

Literatur

 1. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2017): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2016. Ergebnisse des Adult Education Survey. AES-Trendbericht. Bielefeld: Bertelsmann.
 2. Thissen F: Das Lernen neu erfinden – konstruktivistische Grundlagen einer Multimedia-Didaktik. In U. Beck & W. Sommer (eds.). LEARNTEC 97. Europäischer Kongress für Bildungstechnologie und betriebliche Bildung, Tagungsband Karlsruhe 1997.
 3. Engel G, Klein, M: Eine neue Lernwelt. Das Netz als Medium zur Unterstützung des Lernens. Gütersloh: Bertelsmann 1999.
 4. Sassen I: Virtuelle Lehr- und Lernumgebungen. Konzeption, didaktisches Design und Bewertung. Aachen: Shaker Verlag 2007.
 5. Arnold P, et al.: Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. 4th extended edition. Bielefeld: wbv 2015.
 6. Weber PJ, Werner S: Online Lernen in der Aus- und Weiterbildung. Ein Modell für die Praxis. Hamburg: Krämer 2005.
 7. Bernhardt T, Kirchner M: E-Learning 2.0 im Einsatz. „Du bist der Autor!“ Vom Nutzer zum WikiBlog-Caster. Boizenburg: vwh 2007.
 8. Ott R: Grundlagen des beruflichen Lernens und Lehrens. Ganzheitliches Lernen in der beruflichen Bildung. 4th edition. Berlin: Cornelsen 2011.
 9. Wache M (2003): E-Learning – Bildung im digitalen Zeitalter. Bundeszentrale für Politische Bildung: www.campussource.de/opensource/docs/E-Learning_Bildung_digitales_Zeitalter.pdf.
10. Romppel J: Technikaffinität und E-Learning-Verhalten in der beruflichen Weiterbildung. Anforderungen an Qualifizierungsangebote für Medizinisch-technische-Assistenzberufe. Masterarbeit: Philosophische Fakultät IV Institut Erziehungswissenschaften: Humboldt Universität Berlin 2011.

Entnommen aus MTA Dialog 10/2018

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