COVID-19 Situation in einer radiologischen Großpraxis

Interview mit Volker Diehl
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Volker Diehl
Volker Diehl privat
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Volker Diehl, MTRA bei Zemodi Bremen, schildert die aktuelle Situation in der Corona-Krise in einer radiologischen Großpraxis, die kein Akutkrankenhaus versorgt.

Herr Diehl, wie wirkt sich die Corona-Krise aktuell bei Ihnen aus?

Bei Zemodi werden alle terminierten Untersuchungen durchgeführt, wir sind weiterhin für unsere Patienten persönlich und telefonisch erreichbar. Wir haben unseren Ansagetext außerhalb der Sprechstunde der Situation angepasst. Die Patienten reagieren positiv und bedanken sich ausdrücklich, dass wir noch arbeiten!

Aber viele Patienten sind auch verunsichert und sagen ihre Termine ab, wir bieten dann entsprechende Ausweichtermine in einigen Wochen an.

Gibt es z.B. neue Arbeitsabläufe/Organisationsänderungen?

Ja, in der Tat! Nachdem wir am Anfang der Corona-Pandemie eine allgemeine Verunsicherung der Mitarbeiter beobachtet haben, wurde ein der neuen Situation angepasster Ablaufplan erstellt. Dieser beinhaltet den Umgang mit Patienten, dem neuen Desinfektionsplan und weitere Praxis-interne Regelungen. Außerdem haben wir Lücken in die Terminierung eingebaut, um nach jedem Patienten die vorgegebenen Desinfektionsmaßnahmen durchführen zu können. Die Patienten dürfen die Praxis nur einzeln betreten, Hinweisschilder und persönliche Ansprache weisen sie auf den geänderten Ablauf hin. Der Patient/Mitarbeiter-Kontakt wird auf ein Minimum reduziert, entsprechende Schutzmaßnahmen wie Chirurgischer Mund-Nasen-Schutz oder FFP2-Maske, Spuckschutz und Handschuhe sind Pflicht.

Wie ist aktuell die (zeitliche) Belastung, die schon zu Normalzeiten für MTRA sehr hoch ist?

Da wir eine große niedergelassene radiologische Praxis sind, ist die Belastung sowieso hoch. Seit der Corona-Krise spielt die psychische Belastung meiner Meinung nach eine große Rolle. Alle haben Ängste, wir gehen im Kollegenkreis damit offen um und sprechen darüber. Trotzdem geht jeder einzelne anders mit der Situation um, dieses hängt auch mit der privaten Situation zusammen. Das Corona-Virus hat unser Leben komplett auf den Kopf gestellt, Kitas und Schulen sind geschlossen, die Kids müssen betreut werden, unsere Eltern und Großeltern dürfen nicht einspringen und auch nicht besucht werden, damit muss jeder erstmal fertig werden und ein jeder muss aufpassen, dass diese Situation nicht zur persönlichen Krise wird.

Gibt es geänderte Notfallpläne?

Da wir kein Akutkrankenhaus versorgen, zurzeit nicht.

Haben Sie Probleme bei der Versorgung mit Schutzartikeln bzw. Desinfektionsmitteln? Was bedeutet das im täglichen Betrieb?

Ja, wie alle Arztpraxen und Krankenhäuser haben wir Mangel an Desinfektionsmittel und Schutzartikeln wie Einmalkittel, Handschuhe und Chirurgischer Mund-Nasen-Schutz. Einige Artikel sind in geringen Mengen mittlerweile wieder lieferbar, andere „basteln“ wir selber z.B. einen Spuckschutz und auch Desinfektionsmittel haben wir selber hergestellt. Insgesamt heißt die Devise, die Hygienemaßnahmen einhalten und Ressourcen-schonend arbeiten, da wir nicht wissen, wie lange die Corona-Krise und somit auch die Lieferschwierigkeiten dauern.

Wo sehen Sie aktuell das größte Problem im radiologischen Umfeld?

Momentan handelt es sich im niedergelassenen Bereich eher um ein wirtschaftliches Problem, da - wie schon erwähnt - eine Vielzahl der Patienten ihre Untersuchung absagen, einige Praxen haben schon Kurzarbeit angemeldet. In den radiologischen Abteilungen der Kliniken hingegen werden ja die Corona-Akutpatienten behandelt, diese erhalten alle einen Röntgen-Thorax sowie ein Low-Dose-CT der Lunge. Hier kann es, wenn sich die Prognosen bestätigen, in der Tat zu Kapazitätsproblemen kommen. Es existieren Notfallpläne, in denen dann auch die Praxen mit CT in die Akutversorgung mit einbezogen werden. Wir dürfen aber eines nicht außer Acht lassen, auch wir als Mitarbeiter können erkranken und so entsteht unmittelbar ein Personalmangel. Das betrifft die Kliniken wie auch die Praxen.

Gibt es aktuell schon Kapazitätsengpässe (durch Krankheit, Quarantäne o.ä.)? Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Bisher hält es sich bei uns in Grenzen, wir haben die üblichen Ausfälle auf Grund von grippalen Infekten oder Erkältung. Eine Kollegin war in Quarantäne, aber letztendlich nicht infiziert. Seit vergangener Woche arbeiten wir in festen Teams. Damit wird der Kontakt untereinander so gering und kurz wie möglich gehalten. Die Teams rotieren auch nicht, sondern sind an einem festen Standort eingesetzt. Die weitere Entwicklung hängt vor allem von einem Faktor ab, die Erkrankungskurve möglichst flach zu halten. Wenn uns das gelingt, sehe ich optimistisch in die Zukunft.

Vielen Dank für das Interview.

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