Brustkrebs: Ultraschall-Methode verbessert OP-Ergebnisse
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Zunehmend werden brusterhaltende Operationen ermöglicht. Allerdings muss bei mindestens jeder sechsten Operation ein weiterer Eingriff erfolgen, da der Tumor nicht vollständig entfernt wurde. Neben dem dadurch erhöhten Rezidivrisiko ist das Leid der Betroffenen groß.
Intraoperative Sonografie als Erfolgsfaktor
Eine von acht Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs, doch immer weniger Betroffene sterben an einem Mammakarzinom. „Rechtzeitig erkannt ist Brustkrebs sehr gut behandelbar. Die Sterberate ist seit einigen Jahren rückläufig“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Maggie Banys-Paluchowski, Leiterin des Brustzentrums und des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Diese positive Entwicklung habe mit der verbesserten Früherkennung, aber auch mit neuen operativen und therapeutischen Möglichkeiten zu tun. „Die intraoperative Sonografie (IOUS) spielt hierbei eine besonders interessante Rolle“, betont Banys-Paluchowski. Sie verweist dabei auf die Ergebnisse ihrer Meta-Analyse, für die sie den Förderpreis 2022 des Arbeitskreises Mammasonografie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) erhalten hat.
Präziser und angenehmer als Drahtlokalisation
IOUS kann mit Hilfe von Schallwellen anatomische und pathologische Strukturen während der Operation bildgebend darstellen. Die Methode ist seit vielen Jahren bekannt, wird jedoch international noch selten bei der Lokalisation von Mammakarzinomen verwendet. In den nationalen wie internationalen Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs, ist seit den 1970er Jahren die sogenannte Drahtlokalisation Goldstandard bei der Lokalisation des Tumors im Brustgewebe. Hierbei wird kurz vor dem operativen Eingriff unter lokaler Betäubung und mithilfe von außen eingeführten Drähten eine Markierung des erkrankten Gewebes vorgenommen, um gesundes Brustgewebe zu schonen. „Die Drahtlokalisation kann für die Frauen unangenehm sein. Wir konnten in unserem Review zudem zeigen, dass diese Technik gegenüber IOUS auch weniger präzise ist und dadurch deutlich mehr Folgeoperationen notwendig macht“, gibt Banys-Paluchowski zu bedenken. „Die R0-Resektionsrate – also die vollständige Entfernung des Tumors mit allen seinen Ausläufern – ist mit IOUS höher.
Tumor in Echtzeit visualisieren
Das heißt: Tastbares, aber auch nicht-tastbares Tumorgewebe wird durch Ultraschall besser erkannt und kann während der OP meist vollständig abgetragen werden. Gleichzeitig verhindert die Ultraschall-Methode, dass zu viel gesundes Brustgewebe entnommen wird.“ Bei der intraoperativen Sonografie wird der Tumor in Echtzeit visualisiert, wodurch dem Operateur kontinuierlich eine genaue Orientierung möglich ist. „Das ist ein großer Gewinn gegenüber der Drahtlokalisation, wo das drahtmarkierte Gewebe entfernt wird, aber der Tumor während der Entfernung nicht dargestellt werden kann“, betont Banys-Paluchowski.
Daten von 5103 Patientinnen
Folgeeingriffe und Rezidive sind dadurch seltener als bei der Drahtlokalisation. Auf dieses Ergebnis kommt die Gynäkologin mit onkologischem Schwerpunkt bei Betrachtung von sechs randomisierten Studien sowie weiteren 54 Kohortenstudien mit insgesamt 5103 Patientinnen.
Neuer Goldstandard in Sicht?
Da bei über 60 Prozent aller Brustkrebs-Patientinnen der Tumor für die IOUS-gestützte Entfernung geeignet ist, könne man die Drahtlokalisation als Goldstandard inzwischen in Frage stellen, resümiert Banys-Paluchowski. „Denn neben der therapeutischen Effizienz steht mit IOUS auch eine schonendere Tumorlokalisation zur Verfügung, die die Therapie weniger strapaziös für die Betroffenen macht. Das sollte man dann auch vermehrt nutzen.“
Einschränkungen bei Entfernung kleinerer Karzinome
An seine Grenzen stößt IOUS allerdings bei kleineren Karzinomen und Brustkrebsvorstufen, weshalb hier weiterhin auf die Drahtlokalisation zurückgegriffen werden müsse, so die DGUM Expertin. Zudem sei IOUS und die damit notwendige Expertise bei Operateuren noch nicht flächendeckend verfügbar und können nur in gut ausgestatteten Kliniken und Brustzentren herangezogen werden.
Quelle: DEGUM
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