Bildgebung: Lohnt sich der Einsatz von Entscheidungsunterstützungssystemen?

Medizinische Bildgebung im Klinikalltag
lz
Bildgebung.jpg
© kanpisut/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

In einer multizentrischen, randomisierten Studie wurde die Wirksamkeit von klinischen Entscheidungshilfen für die medizinische Bildgebung untersucht.

Die medizinische Bildgebung ist aus der modernen Diagnostik nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Erkrankungen lassen sich früher und präziser diagnostizieren. Gleichzeitig kann der vermehrte Einsatz von CT und MRT jedoch zu einer exponentiellen Zunahme von Untersuchungen führen, die nicht immer medizinisch notwendig sind. Dies kann zu vermeidbarer Strahlenexposition, längeren Wartezeiten, höheren Kosten und zusätzlicher Belastung des medizinischen Personals führen. Programme können dem medizinischen Personal im klinischen Alltag helfen, die geeigneten Diagnose- und Therapieverfahren auszuwählen.

Einsatz von klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen

Eigentlich sollen klinische Entscheidungsunterstützungssysteme (Clinical Decision Support Systems, CDSS) durch Echtzeit-Feedback bei der Auswahl geeigneter Verfahren oder Therapieansätze unterstützen. Doch trotz vielversprechender Ansätze blieb die Akzeptanz im klinischen Alltag bisher eher gering. Die MIDAS-Studie wollte deshalb untersuchen, ob ein solches System speziell für die Anforderung von Bildgebungsverfahren in Universitätskliniken sinnvoll eingesetzt werden könnte. In der Studie zeigte eine Ampel der Ärztin oder dem Arzt an, ob die gewählte Bildgebung zum Krankheitsbild passt.

Aufteilung in Interventions- und Kontrollgruppe

Die MIDAS-Studie wurde mit Unterstützung des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses an 26 Fachabteilungen in den beteiligten Universitätskliniken durchgeführt. In der ersten Phase wurden alle Abteilungen in einer Kontrollgruppe geführt, in der das Entscheidungsunterstützungssystem zwar implementiert, aber kein Feedback an die Ärzte ausgegeben wurde. Nach 16 Monaten wurden die Abteilungen in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Nur die Interventionsgruppe erhielt Rückmeldungen zu ihren Untersuchungsanforderungen und Vorschläge für alternative Diagnostikverfahren.

Anteil nicht leitlinienkonformer Bildgebungsanforderungen

Die Studie lief über zweieinhalb Jahre an den Universitätskliniken in Augsburg, Kiel, Lübeck und Mainz. Die Datenanalyse erfolgte in Kooperation mit dem Erasmus Medical Center in Rotterdam. Ziel war es zu ermitteln, ob der Anteil nicht leitlinienkonformer Bildgebungsanforderungen durch die Nutzung des CDSS gesenkt werden kann. Insgesamt seien 65.764 Bildgebungsanfragen mithilfe des CDSS bewertet worden. Vor der Implementierung des CDSS habe es 21.625 Bildgebungsanfragen aus den Kontrollclustern gegeben, von denen 1.367 (6,3 %) als unangemessen eingestuft worden waren. Zudem habe es 13.338 Bildgebungsanfragen aus den Interventionsclustern gegeben, von denen 1.007 (7,6 %) als unangemessen eingestuft worden waren. Nach der Implementierung des CDSS habe es 10.055 Bildgebungsanfragen aus den Kontrollclustern gegeben. Davon seien 518 (5,2 %) als unangemessen eingestuft worden. Zudem habe es 7.206 Bildgebungsanfragen aus den Interventionsclustern gegeben, von denen 461 (6,4 %) als unangemessen eingestuft worden waren.

Keine relevanten Unterschiede gefunden

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass damit gezeigt werden konnte, dass ein solches System in den klinischen Alltag von Universitätskliniken zwar integriert werden könnte. Allerdings seien keine relevanten Unterschiede in der Anzahl unangemessener Bildgebungsanforderungen, bei den Kosten oder der Strahlenexposition festgestellt worden. Die Vermutung der Studienleiter: Es könne daran liegen, dass in Universitätskliniken hochqualifizierte und spezialisierte Ärzte tätig seien, die bereits ein tiefgehendes Wissen über die Indikationen für bildgebende Verfahren besitzen. Dies spiegele sich auch in dem bereits sehr hohen Anteil an leitlinienkonformen Anforderungen in der Kontrollgruppe wider.

Dennoch könne ein Entscheidungsunterstützungssystem in anderen medizinischen Einrichtungen wie kleineren Krankenhäusern, Versorgungszentren oder Arztpraxen sinnvoll sein, um eine gezieltere Nutzung der Bildgebung zu ermöglichen, so das Fazit der Forscherinnen und Forscher.

Literatur:
Dijk SW, Wollny C, Barkhausen J, et al.: Evaluation of a Clinical Decision Support System for Imaging Requests: A Cluster Randomized Clinical Trial. JAMA. Published online February 10, 2025, DOI:10.1001/jama.2024.27853.

Quelle: idw/UKA

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige