Eine Studie [1] verglich zwei verschiedene Formen der Strahlentherapie zur Behandlung schmerzhafter Knochenmetastasen. Von der neueren stereotaktischen Körperbestrahlung werden gegenüber der konventionellen Strahlentherapie oft Vorteile erwartet, was jedoch zurzeit nicht ausreichend gesichert ist. Es zeigte sich laut DEGRO, dass beide Bestrahlungsformen über drei Monate vergleichbar gute Ergebnisse brachten; in den meisten untersuchten Bereichen der Lebensqualität gab es keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Beide verbesserten die Lebensqualität der Betroffenen.
Schmerzen bei Knochenmetastasen
In den meisten Fällen besteht die Behandlung von metastasierten Tumoren in der systemischen Therapie der zugrundeliegenden Krebserkrankung. Es kommt aber vor, dass der Primärtumor gut unter Kontrolle gebracht werden konnte, nicht aber einzelne Metastasen. Gerade Knochenmetastasen gehen oft mit Schmerzen einher, die die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten stark beeinträchtigen können. Die Metastasen zerstören den Knochen in den befallenen Bereichen, sodass die Stabilität abnimmt und es zu Knochenbrüchen kommen kann. Besonders gefährlich sind Wirbelkörpermetastasen, da Frakturen entsprechend zu Lähmungen führen können.
Verschiedene Möglichkeiten
Bei Knochenmetastasen stellt die Strahlentherapie eine hocheffektive Therapie zur lokalen Schmerzkontrolle und Wachstumshemmung der Metastasen dar, so die DEGRO. Die moderne Radiotherapie biete hier verschiedene hocheffektive Behandlungsoptionen. In den meisten Fällen werde diese als eine fraktionierte konventionelle Radiotherapie (cRT) über 3-4 Wochen verabreicht, sodass jeden Tag eine einzelne „Bestrahlungssitzung“ erfolge. Um hier möglichst schonend, aber langfristig effektiv zu sein, könne sich das bis zum Erreichen der notwendigen Gesamtdosis über mehrere Wochen erstrecken. Die Fraktionierung sei notwendig, um Nebenwirkungen zu minimieren bzw. dem gesunden Gewebe in der Tumorumgebung Zeit zur Erholung zu geben. Moderne Techniken der Präzisionsbestrahlung ermöglichen heute, in wenigen Sitzungen auch höhere Strahlendosen zu applizieren (Hypofraktionierung), ohne umliegende Strukturen zu belasten. Durch eine noch präzisere Positionierungstechnik können in manchen Fällen mit der stereotaktischen Körperbestrahlung („Stereotacic Body Radiotherapy“/SBRT) noch höhere Einzeldosen verwendet werden, sodass sich die Zeitdauer von mehreren Wochen auf wenige Tage verkürze. Entscheidend sei bei der Stereotaxie aber die präzise Definition bzw. Festlegung des Zielvolumens und die genaue Positionierung der Strahlen. Die Bestrahlungsplanung erfolge daher mittels Bildgebung (CT, MRT) in 3D-Technik und die Bestrahlung selbst erfolge ebenfalls bildgebungsgeführt. Es komme aber nicht jede Metastase für eine stereotaktische Bestrahlung in Frage, da dies von der Größe und auch der Nähe zu kritischen Strukturen abhänge, betont die DEGRO.
Chance der pseudo-kurativen Therapie
„Wir sehen häufig hervorragende Erfolge der Strahlentherapie bei der Bekämpfung von Metastasen“, erklärt Prof. Univ.-Prof. Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). „Die Strahlentherapie ist eine wichtige Behandlungssäule in der metastasierten Situation, kann in Einzelfall sogar mit dem Ziel der Kuration eingesetzt werden. Gerade mit der stereotaktischen Strahlentherapie haben wir die Chance, eine pseudo-kurative Therapie bei metastasierten Krebserkrankungen anzubieten.“
Konventionell vs. stereotaktisch
Die VERTICAL-Studie, eine Phase-II-Studie [1], verglich in einer präspezifizierten Sekundäranalyse der PRESENT-Studie [2] die konventionelle Strahlentherapie mit der stereotaktischen Körperbestrahlung zur Behandlung schmerzhafter Knochenmetastasen. Insgesamt wurden 110 Patientinnen und Patienten zu gleichen Teilen randomisiert in zwei Gruppen entweder mit cRT (1x8 Gy, 5x4 Gy oder 10x3 Gy) oder SBRT (1x18 Gy, 3x10 Gy oder 5x7 Gy) behandelt. Einschlusskriterien waren beispielsweise ≤2 schmerzhafte Knochenmetastasen, ein Karnofsky-Index (Score von 0-100, der die Alltagsbeeinträchtigung von Krebspatientinnen/-patienten misst, z.B. Aktivität und Selbstversorgung) von ≥50 Punkten, ein Schmerzscore von ≥3 Punkten (von 0-10) und eine zu erwartende Überlebensdauer von ≥3 Monaten. Erfasst wurden über den Verlauf von drei Monaten Veränderungen der allgemeinen Lebensqualität (QoL), physische Funktionen und emotionales Befinden sowie funktionelle Störungen und psychosoziale Aspekte anhand QLQ-Fragebögen („European Organization for Research and Treatment of Cancer QoL Questionnaire Core 15 Palliative Care and QLQ Bone Metastases 22 modules“).
Keine klinisch relevanten Unterschiede
Im Ergebnis verbesserte die palliative Strahlentherapie bei schmerzhaften Knochenmetastasen alle Domänen der selbstberichteten Lebensqualität, und zwar sowohl in der cRT- als auch in der SBRT-Gruppe ähnlich gut. Funktionelle Störungen (25,5 vs. 14,1 Punkte; p=0,04) und psychologische Aspekte (cRT 12,2 vs. SBRT 7,3; p=0,04) verbesserten sich über drei Monate in der cRT-Gruppe etwas stärker als in der SBRT-Gruppe. Insgesamt gab es nach 12 Wochen jedoch keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen den Gruppen in allen untersuchten Bereichen.
Langzeittoxizität kann eine Rolle spielen
„Die Strahlentherapie bietet heute verschiedene hocheffektive Behandlungsmethoden bei Knochenmetastasen“, konstatiert Prof. Dr. Cordula Petersen, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). „Mit der stereotaktischen Körperbestrahlung können sehr hohe Strahlendosen mit maximaler Präzision appliziert werden; sie ist daher eine schnelle und wirksame Methode in bestimmten Situationen und ausgewählten Fällen, insbesondere bei schmerzhaften Metastasen. Dabei müssen immer Risiken und Therapieziele (z. B. Symptomkontrolle oder Prognoseverbesserung sowie Aufwand und Behandlungsdauer) für die individuelle Situation der Betroffenen abgewogen werden. So kann bei erwarteter längerer Lebensdauer bei der SBRT auch die Langzeittoxizität eine Rolle spielen. Die konventionelle Bestrahlung behält dennoch für viele Betroffene ihren Stellenwert und kann auch hier bei entsprechender Fraktionierung eine langfristige Perspektive geben.“
Quelle: DEGRO
Artikel teilen