Anpassungslehrgänge

Interview mit Barbara Rosenthal
Die Fragen stellte Ludwig Zahn.
Anpassungslehrgänge
Teilnehmer/-innen und Dozent/-innen des Programms IQuaMed des mibeg-Instituts Medizin © mibeg-Institut Medizin
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Dipl.-Päd. Barbara Rosenthal ist Institutsleiterin des mibeg-Instituts Medizin in Köln. Sie hat das Programm IQuaMed konzipiert, ein Teilprojekt des IQ Netzwerks NRW. Das mibeg-Institut Medizin ist als freies und unabhängiges Institut seit über 25 Jahren aktiv.

Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern.

Sie machen auch Anpassungslehrgänge zu den MTA-Berufen. Inwiefern ist es dabei problematisch, dass sich nicht nur die Ausbildungsinhalte, sondern auch die Aufgaben von MTA international unterscheiden?

Das Anerkennungsgesetz ermöglicht Angehörigen von reglementierten Gesundheitsberufen, und hierzu gehören alle MTA-Berufe, eine zügige berufliche Anerkennung. Oftmals kann eine Anerkennung direkt ausgesprochen werden, da die Ausbildungsbereiche vergleichbar sind. In vielen Fällen kann aber nur eine Teilanerkennung ausgesprochen werden, das heißt, um den Beruf in Deutschland ausüben zu können, ist noch eine sogenannte Anpassungsqualifizierung notwendig, mit der fehlendes theoretisches Wissen und praktische Erfahrung erlangt werden kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Eignungs- oder Kenntnisprüfung abzulegen. Die Ausbildungs- beziehungsweise Studiengänge bei den MTA-Berufen sind international gesehen sehr unterschiedlich. Die zuständige Bezirksregierung prüft in jedem Einzelfall, ob die Gleichwertigkeit des Ausbildungsstandes gegeben ist oder eine Nachqualifizierung für die berufliche Anerkennung notwendig ist. Der durch die Behörde ausgestellte Bescheid listet detailliert auf, welche Theorie- beziehungsweise Praxisbereiche noch absolviert werden müssen.

Wie viele MTA haben Sie schon qualifiziert? Und wie viele davon haben schon eine Stelle gefunden, sofern Sie Daten dazu haben?

Für Nordrhein-Westfalen hat das mibeg-Institut Medizin das Programm IQuaMed konzipiert, mit dem Qualifizierungen für Anerkennungssuchende aus reglementierten Gesundheitsberufen eingerichtet wurden. Ermöglicht wird das Programm IQuaMed, ein Teilprojekt des IQ Netzwerks, durch das Förderprogramm IQ des Bundes. Seit 2015 sind durch das mibeg-Institut Medizin allein in Nordrhein-Westfalen bereits über 2.000 Anerkennungssuchende beraten worden, mehr als 1.500 Gesundheitsfachkräfte haben über ein Seminar wichtige Informationen vermittelt bekommen, um ihre berufliche Anerkennung zu erreichen. Dabei ist aktuell eine zunehmende Nachfrage aus den Bereichen der MTA-Berufe zu verzeichnen, die ersten 40 Interessenten haben sich bei uns gemeldet. Wir gehen zurzeit davon aus, dass wir in diesem Jahr bereits 15 Angehörige eines MTA-Berufs im Hinblick auf ihre berufliche Anerkennung qualifizieren können.

Die Finanzierung ist oft ein großes Thema bei den Anerkennungen. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten für ein Anerkennungs-/Nachqualifikationsverfahren?

Die Kosten des Anerkennungsverfahrens sind individuell sehr unterschiedlich zu veranschlagen. Übersetzungskosten von Zeugnissen, gebührenpflichtige Bescheide von Behörden, Fahrtkosten zu Anerkennungsberatungsstellen oder zur Bezirksregierung fallen regelmäßig an und umfassen häufig mehrere100 Euro. Diese Kosten können durch die rechtzeitige Beantragung eines Anerkennungszuschusses aber minimiert werden. Wichtige Informationen hierzu finden Antragstellende auf dem Portal der Bundesregierung www.anerkennung-in-deutschland.de, das diese Informationen in mehreren Sprachen bereithält. Wer an der Arbeit im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen interessiert ist, findet zahlreiche Informationen, Tipps und Literaturempfehlungen auch auf dem Informationsblog www.anerkennung-nrw.de.

Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es prinzipiell für Interessenten?

Eine wichtige Hilfe stellt das Förderprogramm IQ für Anerkennungssuchende dar, das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiiert wurde. Seit 2015 können Anerkennungssuchende nicht nur Hilfe durch Anerkennungsberatungen erhalten, sondern auch Unterstützung durch passgenaue Qualifizierungen bekommen, die entweder als individueller Anpassungslehrgang oder als Weiterbildungsseminar angeboten werden. Die Kosten werden, wenn die Voraussetzungen gegeben sind, dann durch Mittel des Bundes und des Europäischen Sozialfonds übernommen.

Könnten Sie kurz das Programm IQuaMed erläutern? Welche Voraussetzungen sind dafür nötig?

Das Programm IQuaMed als Teilprojekt des IQ Netzwerks bietet allen reglementierten Gesundheitsberufen, die noch einer Qualifizierung im Hinblick auf ihre berufliche Anerkennung bedürfen, eine entsprechende individuelle oder kursförmige Weiterbildung an. Bislang sind über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgreich qualifiziert worden. Dabei werden sie auch auf die als anspruchsvoll geltenden Fachsprach- und Kenntnisprüfungen vorbereitet. Die Absolventen des Instituts meistern die Anerkennungshürden sehr erfolgreich, mehr als 75 Prozent, so die bisherigen Rückmeldedaten, erreichen nach Beendigung einer Qualifikation ihre Berufszulassung. Die Berufsaussichten im Gesundheitswesen sind hervorragend. Von daher richtet sich das Programm IQuaMed über die Anerkennung hinaus direkt auf die berufliche Integration.

Wo sind aus Ihrer Sicht neben der Sprache die größten Hürden bei der Anerkennung/Nachqualifizierung?

Gute deutsche Sprachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für alle reglementierten Gesundheitsberufe. Dazu kommen noch fachsprachliche Kenntnisse, die ebenfalls unabdingbar für die Berufsausübung sind. Hier ist in den letzten Jahren ein Bewusstsein dafür geschaffen worden, dass Gefälligkeitszertifikate, die vermeintliche Sprach- und Fachkenntnisse bescheinigen sollen, keine Lösung darstellen. Die Gesundheitsberufe verlangen eine hohe Qualifikation im kommunikativen und fachlichen Bereich, und die Qualifizierungsprogramme des Förderprogramms IQ zeigen, wie in kurzer Zeit kostengünstig die berufliche Integration erreicht werden kann.

Ist der teils unklare Rechtsstatus bei Migranten ein Hindernis bei der Nachqualifizierung?

Bevor die Teilnehmenden im Programm IQuaMed eine Qualifizierung starten, findet eine intensive Anerkennungsberatung statt. Dabei werden Fragen des Aufenthaltsstatus geklärt, auch im Hinblick auf die Fördermöglichkeiten. Von daher haben lediglich zwei von über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgrund von aufenthaltsrechtlichen Fragen nicht das Programm wie vorgesehen absolvieren können.

Entnommen aus MTA Dialog 6/2018

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