Alzheimer: Steigert Helicobacter pylori das Risiko?

Bakterium kann das Gehirn erreichen
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Helicobacter pylori
© nobeastsofierce/stock.adobe.com
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Bei der Auswertung von Patientendaten hat sich gezeigt, dass eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, erhöhen könnte.

Laut Alzheimer Forschung Initiative leben in Deutschland 1,2 Millionen Menschen mit der Alzheimer-Krankheit. Und die Demenzerkrankungen werden in einer alternden Bevölkerung weiter zunehmen: In den nächsten 40 Jahren wird sich die Häufigkeit von Demenz voraussichtlich verdreifachen, so die Schätzungen. Da bisher keine Heilung in Sicht ist, wird versucht, die Risikofaktoren für Demenz aufzuspüren – in der Hoffnung, diese dann ausschalten zu können.

Bakterium kann das Gehirn erreichen

Als einen möglichen Risikofaktor hat die Forschung schon länger den Magenkeim Helicobacter pylori (Hp) im Blick. Mit diesem Bakterium ist knapp ein Drittel aller Menschen in Deutschland infiziert. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, aber auch Magenschleimhautentzündungen und sogar Magenkarzinome verursachen. Auch ein Zusammenhang zwischen einer Hp-Infektion und dem zentralen Nervensystem ließ sich in zahlreichen Laborstudien finden. „Wir wissen, dass das Bakterium über verschiedene Wege das Gehirn erreichen kann und dort unter Umständen zu Entzündungen, Schädigungen und dem Verfall von Nervenzellen führt“, erklärt Prof. Antonios Douros, Pharmakoepidemiologe an der Charité und Erstautor der Studie. Außerdem kann ein durch den Keim geschädigter Magen Vitamin B12 und Eisen nicht mehr gut aufnehmen, was ebenfalls das Demenz-Risiko erhöht.

Studie mit über vier Millionen Menschen

Viele der bisherigen Studien zum Zusammenhang zwischen einer Helicobacter-pylori-Infektion und Alzheimer hatten jedoch methodische Schwächen – zum Beispiel, weil die Anzahl der Menschen, die in der Studie berücksichtigt wurden, zu klein war. Das führte auch dazu, dass man bisher nicht genau sagen konnte, wie stark der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Hp und Alzheimer-Demenz ist.

Diese Schwächen auszubügeln ist Antonios Douros zusammen mit Prof. Paul Brassard von der McGill University in Montreal (Kanada) und ihren Kolleginnen und Kollegen nun gelungen. Sie berücksichtigten in ihrer Studie mit über vier Millionen Menschen nicht nur sehr viele Personen, sondern auch den zeitlichen Abstand zwischen einer Hp-Infektion und einer möglichen Erhöhung des Alzheimer-Risikos. Anhand der Daten aus elektronischen Patientenakten aus Großbritannien konnten sie den Zusammenhang zwischen dem Magenkeim Helicobacter pylori und Alzheimer-Demenz im Verlauf eines Lebens quantifizieren. Die anonymisierten Akten enthalten neben den Diagnosen, Arzneimittelverschreibungen und Laborwerten weitere wichtige Informationen beispielsweise zu Gewicht, Rauchgewohnheiten oder Alkoholkonsum, die zu Forschungszwecken ausgewertet werden können. Gefördert wurde die Studie von einem Project Grant der Canadian Institutes of Health Research.

Deutliche Erhöhung des Alzheimer-Risikos

„Unsere Studie zeigt, dass symptomatische Infektionen mit Helicobacter pylori nach dem 50. Lebensjahr mit einem um elf Prozent erhöhten Risiko für Alzheimer-Demenz einhergehen können. Die Risikoerhöhung erreicht ihren Maximalwert von 24 Prozent etwa ein Jahrzehnt nach der Hp-Infektion“, fasst Antonios Douros die Ergebnisse zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch nach einer symptomatischen Hp-Infektion zwangsläufig an Alzheimer erkranken wird. Bei den Berechnungen handelt es sich um eine Erhöhung des relativen Risikos im Vergleich zu Personen, die keine symptomatische Hp-Infektion nach dem 50. Lebensjahr hatten.

Wie sinnvoll sind Eradikationsprogramme?

„Für uns bekräftigt dieses Ergebnis die Annahme, dass eine Helicobacter-pylori-Infektion ein beeinflussbarer Risikofaktor für Alzheimer-Demenz sein könnte“, schlussfolgert der Pharmakoepidemiologe. Ob und in welchem Maß die konsequente, flächendeckende Bekämpfung dieses Magenkeims durch sogenannte Eradikationsprogramme die Entwicklung von Alzheimer tatsächlich beeinflusst, muss allerdings erst in groß angelegten randomisierten Studien getestet werden.

Literatur:
Douros A, Ante Z, Fallone CA, et al.: Clinically apparent Helicobacter pylori infection and the risk of incident Alzheimer's disease: A population-based nested case-control study. Alzheimer’s & Dementia, First published: 13 December 2023, DOI: doi.org/10.1002/alz.13561.

Quelle: idw/Charité

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