43. Deutscher Krankenhaustag

Postpandemische Perspektiven für die Krankenhäuser
Gisela Klinkhammer
43. Deutscher Krankenhaustag
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Wie geht es weiter mit der deutschen Krankenhauslandschaft, wenn wir die Corona-Pandemie überwunden haben? Mit dieser Frage beschäftigten sich bereits am 16. November letzten Jahres, mitten in der zweiten Welle, Politiker, Ärzte, Pfleger und Vertreter der Krankenkassen auf der Auftaktveranstaltung zum 43. Deutschen Krankenhaustag im Rahmen der virtual.MEDICA.

Damit kein Krankenhaus in eine wirtschaftliche Schieflage gerät, benötigen die Kliniken in jedem Fall finanzielle Unterstützung. Das sieht auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) so. In einer Videobotschaft versprach er, die Krankenhäuser mehr zu entlasten. Dazu werde er mit den Ländern konkrete Maßnahmen besprechen. Ausdrücklich bedankte sich der Gesundheitsminister bei allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen, die an der Bekämpfung der Corona-Pandemie beteiligt waren.

„Der Pflegepersonalmangel ist ein bekanntes Problem. Am Beispiel der Intensivpflege wird durch die Pandemie deutlich, wie knapp diese Ressource ist. In der Konzertierten Aktion Pflege haben drei Bundesminister versprochen, den Pflegeberuf attraktiver zu machen“, erklärte die diesjährige Kongresspräsidentin Dr. Sabine Berninger, Pflegedirektorin des Josefinum Augsburg. Ein Kernelement sei dabei eine an Versorgungsbedarfen orientierte Personalbemessung. Zusätzlich müsse in weitere Bereiche investiert werden – qualitativ und quantitativ. Beispiele seien die hochschulische Ausbildung, Führung, Digitalisierung und die Aufgabenverteilung in den Kliniken. „Operationalisieren Sie die Systemrelevanz der Pflege, sodass die Pflegenden etwas im Arbeitsalltag bemerken. Dem Applaus müssen jetzt spürbare Taten folgen – mehr als Prämien“, forderte die Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland und des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe.

Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), erklärte, dass die Kliniken die beschlossenen politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unterstützen würden. Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen der Krankenhäuser bei weiter steigenden Patientenzahlen planmäßig. „Die Krankenhäuser haben sich auf die vor uns liegenden Monate vorbereitet und profitieren dabei von den Erfahrungen aus dem Frühjahr 2020. Durch den Aufbau von Reservekapazitäten, gerade im Intensivbehandlungsbereich, verfügen die Kliniken über deutlich mehr Beatmungsbetten als dies noch im März der Fall war“, so der DKG-Präsident.

Ausstattung mit Fachpersonal

Die Ausstattung dieser zusätzlichen Kapazitäten mit dem entsprechenden Fachpersonal könne vielfach nur dadurch erreicht werden, dass zusätzlich Beschäftigte in Kurzqualifikationen für den Einsatz im Intensivbereich vorbereitet würden. „Wir werden aber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kliniken erneut große Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangen müssen, um in dieser Ausnahmesituation den Schutz der Bevölkerung in den kommenden Monaten zu organisieren“, sagte Gaß. Von der Politik und den Krankenkassen erwarten die Kliniken in dieser Situation unbedingte Unterstützung. „Es gilt das Wort von Minister Spahn, dass die Kliniken wegen der Corona-Pandemie nicht in eine wirtschaftliche Schieflage geraten dürfen. Die, die wir jetzt am dringendsten brauchen, dürfen wir nicht im Regen stehen lassen“, so Gaß.

Priv.-Doz. Dr. Michael A. Weber, Präsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), betonte, dass die Kliniken mit Sorge auf die steigende Zahl der allgemein und intensiv stationär behandlungspflichtigen COVID-19-Patienten blicken. Die Personalknappheit besonders in der Pflege, verstärkt durch Mitarbeiterinfektionen und Quarantäne, sei nur zu kompensieren, wenn der Regelbetrieb eingeschränkt werde. Die Pflegepersonaluntergrenzen sollten weiter ausgesetzt bleiben, nicht um das Personal zu überlasten, sondern um auf Ausfälle bei Mitarbeitern flexibler reagieren zu können. Angesichts absehbarer Erlöseinbußen benötigten die Kliniken erneut einen differenzierten finanziellen Schutzschirm. Für eine zukunftsfähige Krankenhausstruktur gelte es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Kliniken eine ausreichende finanzielle Sicherheit für ihre Tätigkeit gewährleisten.

Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), zeigte eine postpandemische Perspektive auf, um die Kliniken künftig zu entlasten. Dazu sei der Erhalt der gestuften Krankenhausversorgung und nicht, wie von Gutachtern empfohlen, ein einseitiger Fokus auf Maximalversorger notwendig. „So haben auch in der Pandemie Erkrankte einen schnellen Zugang bis hin zu Maximalversorgern und diese eine Entlastung durch Regelversorger. Deutschland darf nicht den gleichen Fehler machen wie andere Länder“, sagte Düllings. Gleichzeitig forderte der VKD-Präsident, dass eine ganzheitliche Reform des Finanzierungssystems mit Vergütung, Vorhaltung und Investitionen zwingend erforderlich sei. Unterschiede in Stadt und Land sollten dabei eine zentrale Rolle spielen. Eine Lehre der Pandemie sei die „Etablierung und Finanzierung von Polikliniken an Krankenhäusern wie in Österreich und der Schweiz, um den Patienten ohne aufwendige Umwege und Zeitverluste eine integrierte ambulant-stationäre Versorgung zu bieten“, so Düllings.

Für seinen besonderen Einsatz während der Corona-Pandemie wurde Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, mit dem Zukunftspreis 2020 des VLK ausgezeichnet. „Ich nehme den Zukunftspreis gerne an und widme diesen allen Beteiligten im Gesundheitswesen, die in den vergangenen Monaten wirklich über sich hinausgewachsen sind“, sagte Janssens. In der Begründung zur Verleihung des Preises erläuterten Weber sowie VLK-Hauptgeschäftsführer Normann J. Schuster: „Durch Ihren besonderen Einsatz konnte kurzfristig ein deutschlandweites Intensivregister aufgebaut werden, das erstmals zu verlässlichen Zahlen der Versorgungskapazität geführt hat. Die gleichzeitige Erstellung von klinisch-ethischen Empfehlungen zur Triage im Kontext der COVID-19-Pandemie gemeinsam mit vielen Co-Autoren und Fachgesellschaften hat den betroffenen Ärzten eine wichtige Leitlinie für diese schwierigste aller Entscheidungen an die Hand gegeben. Damit haben Sie wesentlich zur Bewältigung dieser einmaligen Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem beigetragen und zukünftige Weichenstellungen für eine verbesserte Versorgung eingeleitet.“

Entnommen aus MTA Dialog 1/2021

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