Wissen tanken, Erfahrungen austauschen – „live und in Farbe“

Radiologiekongress Ruhr bringt MTRA, Mediziner und Industrie real zusammen
Michael Reiter, Mirjam Bauer
Prof. Dr. med. Stefan Rohde (rechts); Prof. Dr. med. Marco Das
Abb. 1: Prof. Dr. med. Stefan Rohde, Kongresspräsident (rechts); Prof. Dr. med. Marco Das, Präsident der RWRG © M. Reiter
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Abstand aus Hygienegründen – das war der Grund für die Organisatoren, die Rheinisch-Westfälische Röntgengesellschaft (RWRG) und MedEcon Ruhr, den Radiologiekongress Ruhr (RKR) in die Messe Dortmund zu verlegen. Die Freude über das reale Treffen war bei den Beteiligten groß. „Auf ein Wiedersehen – nach dem Online-Event 2020“: Kongresspräsident Prof. Dr. Stefan Rohde vom Klinikum Dortmund begrüßte diesen Schritt zurück in die Welt der Präsenzkongresse. Mit Themen der Onkologie, MSK, Neuro sowie auch Intervention adressierte der 13. RKR als bundesweiter Fortbildungs- (nicht Wissenschafts-)Kongress thematisch breit die Kollegen, MTRA und Studierenden.

Auch laut RWRG-Präsident Prof. Dr. Marco Das war neben dem breiten Fortbildungsprogramm der persönliche Austausch über Entwicklungen in der Disziplin und über die aktuelle Situation in den Kliniken ein großes Plus des realen RKR. Die wichtigen Gespräche mit der Industrie – mit ihrer essenziellen Rolle in der Radiologie – seien so endlich wieder möglich geworden.

Das MTA-Programm beim RKR organisierten MTRA vom Uniklinikum Essen – Annette Saur und Maximilian Dederichs sowie Jennifer Haferkamp.

Der erste Tag: für MTA-Schülerinnen und -Schüler

Laut Umfragen im Vorfeld des Kongresses unter rund 350 MTRA stand die Neuroradiologie als dringendstes Wunschthema auf deren Agenda – dieser Nachfrage nahmen sich die Organisatoren gern an.

So vermittelte Felix Kania – dritte Ausbildungsklasse der MTA-Schule im Klinikum Dortmund Mitte – in seinem Vortrag wichtige Teilbereiche der Anatomie. „Welche Organe interessieren mich im Notfall?“ – das präsentierte er den Zuhörern bildlich und spannend. Anschaulich stellte er wichtige Organe wie Hirn, Herz, Lunge, Milz, Gefäße, Darm und Muskulatur dar. Er hatte zwar ein wenig Lampenfieber, wie er nach dem Vortrag zugab. Doch das fiel kaum auf. Seine Lehrerin habe ihn vor rund drei Monaten gefragt, ob er einen Vortrag auf dem Kongress halten könne, berichtete er. Da er Vorträge und Powerpoints gern vorbereite, habe er zugesagt.

Darüber hinaus standen Dederichs’ Informationen aus dem Rettungsdienst auf dem Programm. „Was passiert vor der Radiologie?“ lautete die zentrale Frage. Der Rettungssanitäter und MTRA berichtete über spannende Ereignisse aus seinen Einsätzen.

Und das Quiz: „Im Notfall – hättest du es erkannt?“ brachte vielen Schüler/-innen neue Erkenntnisse. So sprach Vivien Zeh über die Rolle der Radiologie im Schockraummanagement und Lars Becker über Kindernotfälle.

Zahlreiche MTRA freuten sich über die vielen Informationen in Präsenz – nicht nur, um Kugelschreiber und Präsente zu sammeln, wie Annette Saur zu Beginn des MTRA-Schülertags schmunzelnd anmerkte. Denn ebenso schätzen die Technologen/-innen und Schüler/-innen den Austausch mit der Industrie, insbesondere während der Pandemie. Viele von ihnen durften dies zum ersten Mal erleben. Engagierte Lehrer von Schulen aus der Umgebung, beispielsweise aus dem Klinikum Dortmund Mitte und dem Uniklinikum Essen, schickten komplette Abschlussklassen mit rund 30 Schülern tageweise auf den abwechslungsreichen Kongress. „Wir wollen die Chance nutzen, persönliche Fragen an die Industrie zu stellen und vielleicht deren aktuelle Geräte hautnah zu sehen ... und so mehr zu erfahren als in der Schule“, erklärte eine Schülerin, die am Fortbildungsprogramm teilnahm. Der RKR war ihr erster Kongress überhaupt, denn im Vorjahr gab es so gut wie keine Möglichkeit. Die Essener Schüler/-innen fanden das gesamte Programm sehr spannend, weil reale Erlebnisse nachhaltiger im Kopf bleiben als virtuelle …

Der zweite Tag: für MTRA

Das Hauptaugenmerk im ersten Block war auf die Praxis gerichtet. Die Session bot Tipps und Fallbeispiele zu Sequenzen und Phasen – was ist im Tumorstaging beim HCC und beim Kolorektalkarzinom wichtig? Wie erzielt man etwa in der Bildgebung beim HCC die höchste Aussagekraft? Nativ, arteriell, portalvenös, venös – diese Phasen sind hier relevant. Neben MRT beschäftigte sich ein weiterer Vortrag mit CT im Kontext von Lungenrundherden: Wann ist Kontrastmittelgabe zwecks erhöhter Präzision tatsächlich indiziert?

Der Vermeidung von Kontrastmittel-Zwischenfällen und dem Umgang mit ihnen widmete sich der Vortrag von Dederichs: „Wir können mit Kontrastmitteln Einfluss auf das diagnostische Bild nehmen, um Strukturen hervorzuheben. Kontrastmittel haben jedoch auch pharmakologische Wirkungen, die unerwünscht sind, etwa auf die Niere und die Schilddrüse.“ Auch können sich bei der Applikation ein Paravasat oder – als Hauptrisiko – eine anaphylaktische Reaktion ergeben. „MTRA müssen sich daher eingehend über die Risiken und Nebenwirkungen informieren, um angemessen zu reagieren – insbesondere über die Hyperthyreose und Werte für die Niere“, so der MRT-Teamleiter weiter. Im Notfall sollten MTRA unbedingt mit dem Arzt kommunizieren.

„Im Themenblock Patientensicherheit haben wir Schwerpunkte in den Untersuchungstechniken gelegt, auf die MTRA zu achten haben – weil sie es sind, die den Erstkontakt zum Patienten beziehungsweise zur Patientin haben“, sagte Saur. „Wir bereiten die Patienten vor und haben ihn sicher durch die Untersuchung hindurchzuführen.“ Radiologie ist ein Drehkreuz, so die MTRA weiter – für die meisten Patienten wird ein Röntgenbild oder CT erstellt. Aufgrund dieser logistischen Rolle ist Hygiene in der Radiologie ein sehr wichtiges Thema. „An erster Stelle steht hier“, so Saur, „die Händedesinfektion“. Im Kontext COVID-19 erläuterte sie, wie die Abteilung vermeiden kann, zum Superspreader zu werden: Radiologien sollten so organisiert werden, dass Kontakte vermieden werden – etwa von Patienten und Angehörigen im Wartebereich, und durch angemessen große Räume für die Kollegen, die zur Diskussion von Bildern auch noch Besuch aus anderen Abteilungen erhalten.

Digitalisierung – künstliche Intelligenz (KI)

Über neue digitale Ansätze berichtete Anton Quinsten, MTRA in der Universitätsmedizin Essen. Er betonte, „KI ist schon da – sie wird bereits eingesetzt etwa für die Dosisreduktion, die Einstellung von Aufnahmen und die Bildrekonstruktion. Allerdings“, so der MTRA weiter, „hatten und haben MTRA weder in der Ausbildung noch im Arbeitsalltag Gelegenheit, sich mit diesen Technologien auseinanderzusetzen. Ausbildung, Fortbildung – und auch Leitlinien sollten diese Themen berücksichtigen“. Der Kongress in Dortmund bot dazu die Möglichkeit; so konnten sich MTRA in der Industrieausstellung Demos innovativer Lösungen bei Start-ups und etablierten Anbietern ansehen. Die spannenden Potenziale für MTRA auf digitalem Gebiet zeigen sich auch am Engagement von Dederichs, Saur und Quinsten: Sie haben eine Firma gegründet, die mit der Lösung „Get RT“ Remote Scanning unterstützt: getrt.de.

Auch die MTRA-Programmorganisatoren waren sich einig: Der reale RKR bot ein absolutes Highlight – mit Vorträgen vis-à-vis und mit dem Austausch in der Industrieausstellung. Hoffen wir, dass dies 2022 wieder Alltag wird!


Entnommen aus MTA Dialog 1/2022

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