Wie Parasiten uns steuern

Buchbesprechung
Ludwig Zahn
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„Ist Schwermut ansteckend?“
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Das Buch „Die Psycho-Trojaner“ geht auf ein eher wenig beachtetes Thema bei einem Parasitenbefall ein. Einige der lästigen Plagegeister können das Verhalten und die Psyche ihres Wirts zu ihrem eigenen Vorteil manipulieren.

Die Definition von Parasit ist bei den beiden Autorinnen Monika Niehaus und Andrea Pfuhl weit gefasst. Neben den Viel- und Einzellern umfasst sie auch Bakterien und Viren. Neben zahlreichen Beispielen aus dem Tierreich gehen die Autorinnen auch auf Parasiten beim Menschen ein, so zum Beispiel die Beeinflussung bei Tollwut oder der Syphilis. Das kleine Tollwutvirus „ist einfach, winzig und unglaublich schlagkräftig“, wird der Virologe Nathan Wolfe zitiert. Die Autorinnen bieten auch Hintergrundinformationen zur Infektion mit Tollwut. Es wird in diesem Zusammenhang ebenfalls auf den Mythos des Werwolfs eingegangen. In Spätstadien kommt es zu Wahnideen und Halluzinationen. Dem Syphilis-Erreger Treponema pallidum ist ebenfalls ein ganzes Kapitel gewidmet. So wird auf die Verbreitung durch Kriege und die Schifffahrt eingegangen. Mithilfe von Zitaten aus historischen Dokumenten wird die Krankheit mit ihren abstoßenden Symptomen anschaulich geschildert. Erläutert werden ebenfalls die Quecksilberkuren als Gegenmittel, die oft zu Vergiftungen führten. Als einzige Geschlechtskrankheit, die als Neurosyphilis zu psychischen Störungen führt, passt sie ins Buch. Am Rande erwähnt werden die Fortschritte bei der Färbung der Erreger zum Beispiel durch den Dänen Christoph Joachim Gram.

Auch Flöhe als Überträger von Pest, Tularämie, Viren oder Bandwürmern kommen im Buch nicht zu kurz. Für Niehaus und Pfuhl liegt der Schluss nahe, bei psychischen Erkrankungen des Menschen die Möglichkeit einer Parasiteninfektion in Betracht zu ziehen. So ist das Kapitel zum Bornavirus überschrieben mit: Ist Schwermut ansteckend? Die beiden Autorinnen gehen dabei auf die kontrovers geführte Diskussion ein, inwieweit das Virus auch beim Menschen „Traurigkeit“ auslösen kann. Der Disput begann, als das Virus 1985 im Serum menschlicher Patienten mit neurologisch-psychischen Störungen nachgewiesen wurde. Daneben werden noch die Auswirkungen von Streptokokken-Infektionen sowie die Toxoplasmose-Infektionen auf die Psyche thematisiert. Die einzelnen Kapitel sind stets gespickt mit kurzweiligen Anekdoten aus der Historie sowie Hinweise auf entsprechende Forschungsergebnisse. Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis ermöglicht bei Interesse ein Quellenstudium. Das Buch ist spannend geschrieben und es bietet eine Menge an historischen Hintergrundinformationen. Allerdings ist das (ironische) Kapitel „Gastbeitrag von Prof. A.S. Tarantoga zu intergalaktischen Schmarotzern“ nicht passend und ein Fremdkörper im ansonsten empfehlenswerten Buch.

Die Psycho-Trojaner
Von Monika Niehaus/Andrea Pfuhl,
Hirzel Verlag, 2016
ISBN: 978-3-7776-2622-2,
Preis: 24,90 Euro

Entnommen aus MTA Dialog 4/2017

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