Bei Krebserkrankungen kommt es häufig zum Gewichtsverlust von Patienten aufgrund unerwünschter Stoffwechselstörungen. Diese sogenannte Tumorkachexie geht mit schlechten Prognosen hinsichtlich des Krankheitsverlaufs, der Lebensqualität und der Mortalität einher. Nach der Sepsis ist die Tumorkachexie die häufigste Todesursache bei Krebserkrankungen.
Welche biochemischen Mechanismen eine Rolle spielen, ist nicht vollständig geklärt. Bislang gibt es auch keine pharmakologischen Möglichkeiten, um tumorassoziierte Hungerzustände gezielt zu beeinflussen.
Energieverschwendung molekular gestoppt
Forscher des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) am Helmholtz Zentrum München identifizierten die AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) als zentrales Enzym bei Tumorkachexien. AMPK hat eigentlich die Aufgabe, Zellen vor Energiemangel zu schützen. In der Tumorkachexie ist die AMPK-Aktivität aber krankheitsbedingt gehemmt, und es kommt zur sinnlosen Verschwendung körpereigener Energiespeicher.
Im Tumormodell gelang es, die AMPK gezielt zu reaktivieren. Die therapeutische Manipulation erfolgte über ein spezifisches Peptid, das zwischen der AMPK und dem Lipidtropfen-assoziierten Protein Cidea angreift, und so den vermehrten Fettabbau (Lipolyse) bei Tumorerkrankungen aufhalten kann.
Ausganspunkt für neue Lipolyse-Hemmer?
„Unsere Daten legen nahe, dass die Erhaltung von „gesundem“ Fettgewebe nicht nur die Lebensqualität, sondern auch das Ansprechen auf Therapien beziehungsweise das Überleben von Tumorpatienten fördern kann“, sagt Prof. Stephan Herzig, Direktor des IDC. „Die Interaktion zwischen AMPK und Cidea kann als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Lipolyse-Hemmer verwendet werden, die dann den Abbau von Energiespeichern im Fett bei Tumorerkrankungen verhindern könnten.“ Darüber hinaus sieht er Möglichkeiten, die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Hungerzustände z. B. bei Sepsis oder Verbrennungen zu übertragen. (HZM, red)
Maria Rohm et al. (2016): An AMPK-stabilizing peptide ameliorates adipose tissue wasting in cancer cachexia in mice. Nature Medicine, DOI:10.1038/nm.4171.
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