Sportmediziner sowie Experten und Interessierte aus angrenzenden Disziplinen treffen sich am 15. und 16. November im Rahmen der Medica 2016 (Laufzeit: 14. bis 17. November). Gleich in den beiden Sitzungen am ersten Tag der Medica Medicine + Sports Conference, am 15. November, geht es um das Thema „Body Enhancement“. Die Fortschritte auf diesem Gebiet sind so überragend, dass mittlerweile Prothesenträger nachweisen müssen, dass Sie keinen Vorteil durch die Prothese haben. Zumindest erging es dem Leverkusener „Prothesenspringer“ Markus Rehm so, der am olympischen Weitsprung-Wettbewerb der Sommerspiele in Rio de Janeiro teilnehmen wollte. Doch das Alltagsleben von Menschen mit Behinderungen sieht anders aus. Die „Hochtechnologien“ der Leistungssportler sind oft wenig an die Bedürfnisse der Menschen angepasst.
In seinem Eröffnungsvortrag wird Robert Riener, Leiter der Abteilung Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich, den „Cybathlon“ vorstellen. Personen mit Behinderungen treten gegeneinander an und bewältigen mit roboterunterstützten Assistenztechnologien alltagsrelevante Hindernisse wie Treppen, Rampen, Türen oder unebenes Gelände. Die „Piloten“ aus 23 Ländern treten in sechs Disziplinen an. Dazu zählen ein virtuelles Rennen mit Gedankensteuerung, Fahrradrennen mit Muskelstimulation, verschiedene Parcours für Bein- und Armprothesen sowie Rennen mit elektronisch betriebenen Rollstühlen und Exoskeletten. Der Cybathlon soll einen Entwicklungsschub in Gang bringen, der Assistenztechnologien hervorbringen wird, die das Leben mit Behinderung tatsächlich einfacher machen.
In seinem Beitrag „Sportorthopädie 2030“ wird Christian Schneider, Mitglied der medizinischen Expertenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes und Vorsitzender der Verbands- und Nationalmannschaftsärzte Deutschlands, vorstellen, wie der Alltag eines Sportmediziners im Jahr 2030 aussehen könnte und was seine Erwartungen daran sind: „Zentral wird ein integrativer Ansatz für den Patienten sein, bei dem Arzt, Physiotherapeut und/oder Trainer interdisziplinär und eng vernetzt arbeiten und digitale Innovationen sinnvoll nutzen.“ Im Jahr 2030 könnten direkt nach der Diagnose passende personalisierte Therapien und Trainings modular und zeitsparend zusammengestellt werden. Die Digitalisierung hilft aus Sicht von Schneider in mehrfacher Hinsicht. Diagnosen könnten dann sicherlich aufgrund der fortgeschrittenen Technologie noch genauer getroffen werden.
Der Arzt wird nicht überflüssig
Neue Erkenntnisse, ob hartes Ausdauertraining der Herzgesundheit mehr schadet oder nutzt, wird der Mannschaftsarzt der U21-Fußball-Nationalmannschaft, wird Jürgen Scharhag, Saarbrücken, vorstellen. Er wird verdeutlichen, dass die Teilnahme an kompetitivem Sport die Lebenserwartung erhöht. Sportmediziner können das EKG laut Scharhag nutzen, um zwischen prinzipiell erwünschten physiologischen Effekten des Trainings und unerwünschten pathologischen Veränderungen zu unterscheiden.
Die Beispiele spiegeln, so die Medica, nur einen Auszug aus dem Programm der MSC wider. Aber was macht dies alles mit der Beziehung zwischen Arzt und Patient? „Der Arzt wird in diesem Zusammenspiel nicht überflüssig werden, er wird eine Schlüsselrolle einnehmen – bei der Entscheidung relevanter Diagnostik und der Einleitung der Behandlungen, aber auch bereits in der Prävention“, lautet die Einschätzung von Christian Schneider,Vorsitzender der Verbands- und Nationalmannschaftsärzte. Innovationen bedeuten aus seiner Sicht Fortschritt: „Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, dass wir hoffentlich viel frühzeitiger auf mögliche Krankheitsbilder aufmerksam werden, und am Ende sogar Krankheiten oder Verletzungen vermeiden können.“
www.medica.de/msc1
Quelle: Medica, 25.08.2016
Artikel teilen