Rezension: Der menschliche Faktor

Ein Chirurg über die verlorene Kunst des Heilens
Hardy-Thorsten Panknin
Rezension zu: "Der menschliche Faktor"
© Quadriga
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Als Chirurg, Wissenschaftler und Hochschullehrer hat sich der Herausgeber stets bemüht, seinem Auftrag in Lehre, Forschung und Krankenversorgung gerecht zu werden

Als Chirurg, Wissenschaftler und Hochschullehrer hat sich der Herausgeber stets bemüht, seinem Auftrag in Lehre, Forschung und Krankenversorgung gerecht zu werden: Axel Haverich, ein langjähriger Herzchirurg, revolutionierte die Transplantationsmedizin in Deutschland und findet sich sogar unter den 1.000 besten Herzchirurgen seines Faches. Sein ganzes Leben steht im Zeichen der modernen Medizin. Und doch plagen ihn Zweifel: Personalmangel, ökonomischer Druck, schlechte Ausbildung machen krank statt gesund. Es fehlen die Zeit und oft das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, die persönliche Geschichte des Patienten zu kennen. Die Krankenversorgung ist eines der zentralen Themen, die das Buch aus der retrospektiven Betrachtung eines nun im Ruhestand gegangenen Herzoperateurs, thematisiert.

In der Klageschrift wird eine Überversorgung angeprangert - mit anderen Worten: Es wird aus ökonomischen Motiven zu viel operiert. Ein weiteres Problem, mit dem Mediziner ständig zu kämpfen haben, ist die Fragmentierung der Medizin in Disziplinen und Unterdisziplinen. Sie erlaubt zwar die fortlaufende Verfeinerung einzelner Diagnosen, lässt aber den Patienten als Gesamtpersönlichkeit außen vor. Man sollte endlich verstehen, dass jede Krankheit eine Äußerungsform unserer Persönlichkeit darstellt. Der Mensch als Ganzes muss behandelt werden und nicht nur ein Körperteil. Der Herausgeber fordert, Krankheit nicht nur als zu behebenden Schaden, sondern als Ausprägung der ganzen Persönlichkeit zu begreifen. Nur so werden wir den fatalen Vormarsch chronischer Erkrankungen in den Griff bekommen, so sein abschließendes Plädoyer zur gegenwärtigen Medizin. Für den interessierten Leser sind die dargestellten Sachverhalte sicherlich nichts Neues.

Zu dem Thema liegen inzwischen auch unzählige und vergleichbare weitere Werke vor, die die aktuelle Medizinmisere in allen ihren Facetten beleuchtet. Unsere Medizin – darüber sind sich inzwischen auch alle einig – ist als krank zu bezeichnen und sie muss dringend auf vielen Ebenen therapiert werden. Möge auch dieses Werk dazu beitragen, eine patientenorientierte Medizin zukünftig zu praktizieren. Fakt ist, dass aufgrund der demografischen Entwicklung, die chronischen Erkrankungen mit zunehmender Multimorbidität und gesundheitlicher Beeinträchtigung einhergehen.

Der menschliche Faktor: Ein Chirurg über die verlorene Kunst des Heilens
Von: Axel Haverich, Quadriga, 2. Aufl. 2023, ISBN:‎ 978-3869951294, Preis: 22 Euro

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