Vor allem künstliche Intelligenz (KI) würde Quinstens Ansicht nach das Berufsbild der MTRA künftig nachhaltig verändern. Eine der größten Herausforderungen sei die steigende Zahl radiologischer Untersuchungen bei gleichzeitig immer weniger Fachkräften. „Es werden immer mehr Geräte auf den Markt gebracht. Aber es gibt zu wenige MTA, um diese zu bedienen“, betonte der Leitende MTRA im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen. Ein weiterer Punkt sei die demografische Entwicklung: „Umso mehr ältere Menschen es gibt, umso mehr Untersuchungen sind erforderlich.“ Das Uniklinikum Essen versuche, diesem Problem mithilfe innovativer Technik zu begegnen. Seit 2017 sei dort ein neues System von Siemens Healthineers getestet worden – das syngo Virtual Cockpit. Für dieses System sei ein besonderer Raum eingerichtet worden, von dem aus sich Spezialisten jederzeit mit sämtlichen bildgebenden Modalitäten verbinden können. „Der Clou dabei ist: Eine MTRA bedient drei Geräte parallel.“ Quinsten ist der Überzeugung, dass diese Arbeitsweise alternativlos sein wird: „Wir müssen auf neue Technologien zurückgreifen, um dem bereits bestehenden Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen und eine gute Patientenversorgung zu gewährleisten.“ Der Wandel des Berufsbilds führt letztendlich auch zu einer neuen Bezeichnung: Am Uniklinikum Essen werden zurzeit mehrere MTRA zu Radiologischen Informationstechnologen und -technologinnen (RIT) weitergebildet. Diese sollen Projekte der künstlichen Intelligenz betreuen.
Dr. med. Johannes Haubold vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradadiologie am Universitätsklinikum Essen stellte ebenfalls Anwendungen vor, die die Arbeit erleichtern und die Patientenversorgung verbessern helfen sollen. Er bedauerte, dass es zwar eine Vielzahl an Angeboten von KI gebe, diese aber noch zu wenig in den Kliniken und Praxen genutzt würden. „Ich war letztes Jahr auf einer großen Tagung, auf der gefragt wurde, wer denn überhaupt künstliche Intelligenz verwende, und ich war der Einzige, der aufgezeigt hat.“ Die Ursachen dafür liegen, so Haubold, zum einen darin, dass die Anwendungen der künstlichen Intelligenz extrem aufwendig seien und außerdem in der Regel von den Krankenkassen nicht vergütet würden
Besucher der Industrieausstellung
Insgesamt versammelte der 12. RadiologieKongressRuhr „hervorragende Referenten und Referentinnen, die ihr Wissen aus Diagnostik und Therapie in organbezogenen Themenblöcken weitergaben“, betonte Kongresspräsident Prof. Dr. med. Stefan Rohde. „Ob Thoraxradiologie, Neuroradiologie oder Mammadiagnostik: Beim RKR ist für alle Fortbildungsbedarfe Platz.“ Rohde begrüßte es, dass zum ersten Mal die Veranstaltung „Meine schönsten Fehler“ präsentiert wurde, in der Experten über ihre radiologischen Fehldiagnosen und irreführenden Bildinterpretationen berichteten: „Aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten.“ Am 7. November hielten im MTRA-Schülerprogramm Schüler für Schüler Vorträge unter anderem zu den Themen „Bodypacking“, „EOS zur Skelettdiagnostik“ und „Extremsituation Polytrauma“. Am 8. November ging es dann in der MTRA-Fortbildung unter anderem um „MRT – Was ist bei Kindern anders?“, „Die Wirbelsäule in der Schnittbilddiagnostik (einschließlich Myelo-CT)“ sowie um „Konventioneller Röntgen – Prothesen & Co.“ In diesem Vortrag berichtete Dr. med. Julian Messler, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie spezielle orthopädische Chirurgie an den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach, über das konventionelle Röntgen im Kontext der Endoprothetik (dazu Interview unter https://tinyurl.com/Interview-Messler).
Auch der DVTA war mit einem Stand auf dem Kongress vertreten. Dort warb Elke Brandt, Landesvorstand Nordrhein-Westfalen, für die Petition „Gesundheitsfachberufe – Novellierung des Berufsgesetzes und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung über technische Assistenten in der Medizin“. Sie fand unter den zahlreichen Teilnehmern viel Zuspruch für die Anliegen der MTA.
Entnommen aus MTA Dialog 12/2019
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