Radiologie Kongress Ruhr: ­Neuigkeiten aus der Branche

Mirjam Bauer
Blick in die Ausstellungshalle
Abb. 1: Blick über die Ausstellung © M. Bauer
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Am 14. und 15. November 2024 tagte der 16. Radiologie Kongress Ruhr, organisiert durch eine Kooperation zwischen der Rheinisch-Westfälischen Röntgengesellschaft e.V. (RWRG) und dem Medecon Ruhr, einem Netzwerk der Gesundheitswirtschaft. Die Verantwortlichen des Kongresskomitees hatten ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das erneut in den Dortmunder West­falenhallen präsentiert wurde.

Die Agenda der zwei Tage hielt sowohl für Radiologen und Radiologinnen als auch Technologen und Technologinnen oder andere Interessierte vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung und Vernetzung bereit, denn „für die Fachgesellschaft sind Fortbildung und kollegialer Austausch ein zentrales Anliegen“, vermittelte PD Dr. Mirjam Gerwing, Kongresspräsidentin und aktuelle Präsidentin der RWRG. Neben einem bereits etablierten Workshop für Niedergelassene gab es die Möglichkeit, einen KI-Führerschein oder ein Zertifikat für die muskuloskelettale Radiologie zu erwerben. Beide sollen einen sinnvollen Einstieg für junge Kolleginnen und Kollegen oder Wiedereinsteiger bieten. Eine begleitende Ausstellung ermöglichte den Kontakt mit der Industrie – etwa zum Austausch über neue Gerätefunktionen, die Einführung von Kontrastmitteln mit weniger beziehungsweise ohne Gadolinium, über Lagerungsmöglichkeiten durch Schaumstoffe/Kissen und viele andere Dinge. Ein recht junges Unternehmen, MPE Direkt, präsentierte seine Expertise im Strahlenschutz und ein stark frequentiertes Glücksrad mit Kleingeschenken. Seit 2019 regelt das Strahlenschutzgesetz, dass Hochdosisanlagen von einem Medizinphysik­experten betreut werden müssen, um die Dosisdaten kontinuierlich zu überwachen und zu optimieren. Diese Experten sowie Strahlenschutzkurse hält MPE vor. Insgesamt 65 Ausstellende und Sponsoren sowie 95 Vortragende machten den Kongress zu einem Besuchermagneten, der nicht nur rund 1.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Westen, sondern aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz anzog. Das neue Format „Newsroom“ hielt zudem verschiedene Updates in der Materialkunde, eine intensive Betrachtung der Prostatadiagnostik und weitere Dialogmöglichkeiten bereit.

 

Spannende News und Vertiefungsmöglichkeiten im MTR-Programm

Etliche Technologinnen und Technologen für Radiologie (MTR) waren zum ersten Mal auf dem Ruhrkongress und freuten sich über die Ein­blicke, Tipps und Tricks, die ihnen das umfangreiche Programm bot, manche besuchten auch die Angebote für Ärzte. Insgesamt waren mehr als 200 MTR angemeldet. Ein Interview mit dem Planungsteam für das MTR-Programm finden Sie über den QR-Code. Die drei engagierten und erfahrenen MTR deckten drei wichtige Gebiete in der Radiologie ab: Alex Riemer ist CT-Experte, Dorina Petersen weiß alles rund um das MRT und Agata Epler vermittelt ihr Wissen rund um das traditionelle beziehungsweise digitale Röntgen. Alle drei besitzen eigene Websites und Podcasts, bieten Kurse oder Seminare: Reinschauen beziehungsweise Reinhören lohnt. Agata Epler aus Kiel referierte an beiden Tagen, etwa über Neuigkeiten in der digitalen Radiografie. Hier zeigte sie einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Hersteller und ihre Unterstützungssysteme. Mit 3D-Kameras für das Overlay, Positionierungshilfen, Ampelsystemen, Dosisindikatoren, Detektoren, Software zur Knochensuppression, Smart Grid et cetera helfen diese insbesondere jungen Kolleginnen und Kollegen oder den MFA beim Röntgen. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen benötigten diese Hilfen nicht unbedingt, allerdings könne man vieles auch einfach mal ausprobieren oder zusätzlich nutzen, so Epler. Beim Vortrag „Supereinstellkräfte Röntgen, Schulter einfach und Spezialaufnahmen“ erklärte sie anschaulich einige passende Einstelltechniken, indem sie diese mit Pizza und weiteren leckeren Gerichten verglich und so allen Zuhörern Hunger nach mehr machte. Für das Röntgen von Kindern empfahl sie: „Die neue Leitlinie sollte man immer im Auge behalten, weil sie eine wichtige Quelle dafür ist, wie Kindereinstelltechniken richtig durchgeführt werden. Auch die Röntgenschürze darf laut einem neuen Gesetz von 2023 für Erwachsene entfallen und muss nur noch bei Kindern und Schwangeren angewandt werden.“

Lagerung im MRT

Um das Thema „Falsch gelagert? Lagerung im MRT und die Folgen für Anatomie und Pathologie“ ging es am Donnerstagmittag. Dorina Petersen resümierte: „Die Lagerung im MRT ist sehr wichtig, weil wir als Technologen in der Lage sind, mit der Veränderung der Position der Extremitäten anatomische und pathologische Strukturen so darzustellen, dass Befunde besser oder schlechter zu erkennen sind. Deshalb ist es wichtig, sich auf das Organ und die jeweilige Indikation zu konzentrieren, nicht nur auf den Menschen. Denn wenn wir von vorn nach hinten, von oben nach unten oder von links nach rechts untersuchen, befinden sich die Organe – etwa Gebärmutter, Prostata oder Rektum – in einem völlig anderen Winkel als zur normalen koronalen, transversalen oder sagittalen Ebene. Wir müssen also immer schauen, wonach wir suchen: beispielsweise welche Pathologie oder welche anatomischen Strukturen? Danach orientieren wir unsere Kippung beziehungsweise Planung. Das bedeutet: Ein MRT ist viel umfangreicher, als die meisten denken! So werden die Patientinnen und Patienten nicht nur auf den Rücken gelegt, in die Röhre gefahren und gescannt. Wir Technologen können mit dem Scan vieles verändern. Deshalb sind Schulungen und kontinuierliche Weiterbildungen im Bereich der Lagerung unbedingt nötig, weil damit die Qualität der Untersuchung beginnt.“ Manche Patientengruppen haben besondere Bedürfnisse, so sind Mamma-Patientinnen häufig sehr empfindlich und benötigen gut bedeckende Kleidung, insbesondere bei großen Oberweiten. Trotzdem dürfe in der Diagnostik keine falsche Scham entstehen, man müsse die Patientinnen anfassen und richtig lagern und dabei viel kommunizieren.

Ein weiteres Thema war die Praxisanleitung und Praxisbegleitung, vorgestellt von Michael Rohloff. Der ehemalige MTR arbeitet nach einem Studium freiberuflich und promoviert aktuell. Seit dem 1. Januar 2023 sind die neuen Praxisbegleiter im MT-Gesetz vorgesehen. Dieser Perspektivenwechsel führte dazu, dass Schulen und Krankenhäuser beziehungsweise Praxen mittlerweile von „unseren Auszubildenden“ sprechen und nicht mehr von „Praktikanten“ – eine durchaus positive Veränderung. Rohloff referierte über wichtige Einzelheiten: So darf die praktische Ausbildung nur in Einrichtungen durchgeführt werden, die eine Praxisanleitung im Umfang von mindestens 15 Prozent der zu absolvierenden Stundenzahlen gewährleisten. Bis zum Jahr 2030 gilt hier noch eine Übergangsregelung von 10–15 Prozent, einige Länder haben jedoch strengere Regeln. In Nordrhein-Westfalen wurden beispielsweise sofort 15 Prozent festgelegt. Die Praxisanleitenden, die freiberuflich oder angestellt agieren, arbeiten in den Kliniken vor Ort und leiten die Auszubildenden an. Die Anleiterinnen und Anleiter müssen den MTR-Beruf erlernt haben und auf mindestens ein Jahr Berufserfahrung zurückblicken, dazu müssen sie eine Zusatzqualifikation von mindestens 300 Stunden im berufspädagogischen Bereich nachweisen können. Jährlich ist zudem eine mindestens 24 Stunden umfassende Fortbildung in einem berufspädagogischen Bereich zu absolvieren. Dabei sind Kompetenzen wie Kommunikation, Lernbiologie, kompetenzorientiertes Prüfen, Anleitungsprozesse und Generationsmanagement gefragt. Für die niedergelassenen Praxen und MVZ ist die Finanzierung der Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter nicht ganz so einfach wie für die Kliniken, da die Niedergelassenen keine Zuwendungen über das Krankenhausfinanzierungsgesetz erhalten. Sie müssen also Kooperationen mit anderen Betrieben anstreben oder eine Eigenfinanzierung leisten. Auf die Frage, ob die Ausbildung durch die Praxisanleitung anders geworden ist, fasste Rohloff zusammen: „Ja, dieses Gesetz hat Veränderungen gebracht, weil die Verantwortung auf Schulen und praktische Betriebe aufgeteilt wurde. Dies war ein wichtiger Schritt!“

 

Säuglings- und Kinderangiografie

Michael Bünte, MTR in Duisburg, erläuterte Besonderheiten in der Säuglings- und Kinderangiografie, die das interdisziplinäre Handeln erfordern. Er zeigte eine Übersicht diverser Kindergefäßkrankheiten, die interventionell therapiert werden: unter anderem die arterio-venöse Malformation (AVM), die durale Sinusmalformation, das kindliche Aneurysma, Hämangiome beziehungsweise Lymphangiome und die Vena Galeni Malformation (VGM). Die VGM ist eine spezielle, besonders häufige und schwerwiegende, neurovaskuläre Erkrankung im frühen Kindesalter. Sie wird nach Lajunas in einen muralen Typ mit wenig dicken Gefäßen und einen chondralen Typ mit vielen kleinen Gefäßen aufgeteilt. Anhand eines Beispielkindes erklärte Bünte, wie wichtig eine frühe Diagnose, also bereits in der Schwangerschaft, sein kann. Sein Chef, Dr. Martin Schlunz-Hendann, Facharzt für Radiologie mit Schwerpunkt Neuroradiologie im Sana Klinikum Duisburg, ist Spezialist für pädiatrische neurovaskuläre Interventionen. Durch seine jahrelange Erfahrung und besondere Techniken, auch mithilfe von Stents, werden Katheterisierungen bei den Allerkleinsten erfolgreich durchgeführt – die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation sind für den Erfolg essenziell.

Neben den intensiven Fachvorträgen gab es ferner das „Junge Forum Radiologie: Arbeiten im 21. Jahrhundert“. Neben einer amüsanten Erzählung von Prof. Dr. Johannes Kirchner aus Duisburg, der erläuterte, welch eine hohe Arbeitsbelastung einer geringen Bezahlung in seinen ersten Berufsjahren gegenüberstand – doch unglücklich waren seine Kollegen und er jedoch nicht –, standen neue Arbeitszeitmodelle und New Work im Vordergrund. Die Viertage­woche, die bereits von einigen Kliniken erfolgreich getestet wurde, stellt dabei ebenso eine Option dar wie Modelle im Schichtbetrieb. Der jungen Generation sei es wichtig, dass die Arbeit der Selbstverwirklichung diene, kooperativ statt hierarchisch ablaufe und sich an verschiedene Lebenssituationen anpasse. Prof. Dr. Rotem Lanzman, der mit drei Kollegen mehrere radiologische Praxen in Essen und Mülheim betreibt, nannte sein Konzept „Work-Life-Blending“ statt Work-Life-Balance. Dieses Konzept zielt darauf ab, einen fließenden Übergang zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen. In seinen Praxen gelten 30 Stunden bereits als Vollzeit und mit einer Viertagewoche, Homeoffice, Remote Scanning et cetera möchte er eine Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit erreichen.

Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem Kongress zeigte sich eine deutlich positive Resonanz, sowohl bei den jüngeren als auch bei erfahrenen Technologen. Alle fanden das Programm hervorragend und möchten gern wiederkommen. Die Termine für die nächsten Jahre stehen bereits fest: 12.–13. November 2025 und 11.–12. November 2026.

 

Entnommen aus MT im Dialog 1/2025

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