Die durch den medizinisch-technischen Fortschritt weniger belastenden Eingriffe, erlauben häufig eine Erweiterung des Indikationsspektrums auch für die Patienten, die man bisher als nicht oder nur eingeschränkt operabel einschätzte. Das perioperative Management von Eingriffen und Erkrankungen wurde häufig nur unzureichend in operativen Werken dargestellt. Besonders der junge Mediziner und auch die unterschiedlichen Tätigen in der operativen Medizin werden zunehmend täglich mit perioperativen Problemstellungen konfrontiert. Die hier vorgestellte, neue fachspezifische Monografie – in der Reihe zur evidenzbasierten Chirurgie – nimmt zum perioperativen Management in der Viszeralchirurgie Stellung; denn das perioperative Management hat erheblichen Einfluss auf das operative Outcome, was häufig unterschätzt wird. Dies gilt zum Beispiel für die Vermeidung von nosokomialen Infektionen, tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien, von unnötigen Bluttransfusionen oder Übelkeit und Erbrechen nach Operation ebenso wie für das perioperative Schmerzmanagement. Auch die Patientenzufriedenheit mit Krankenhaus und Operateur hängt von der perioperativen Führerschaft ab, je nachdem wie die Darmvorbereitung oder die postoperative Ernährung gehandhabt, Drainagen gelegt oder auf nasogastrische Sonden verzichtet oder diese platziert werden.
Vom Aufbau her folgt der neue Band dem Konzept der evidenzbasierten Chirurgie. Es werden zunächst die wichtigsten Leitlinienempfehlungen präsentiert, gefolgt von den Ergebnissen von Metaanalysen, systematischen Reviews und kontrollierten Studien, ihre Evidenz betreffend, an denen es aber gerade in Zusammenhang mit dem perioperativen Management mangelt. Der vorliegende Leitfaden ist gerade jüngeren Kollegen und Berufsanfängern aller Berufsgruppen in der Bauchchirurgie besonders ans Herz zu legen. Der Band ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten übergreifenden allgemeinen Teil werden unter anderem Regeln zur Prävention nosokomialer Infektionen, zur perioperativen Ernährung oder zum perioperativen Management geriatrischer Patienten und zum perioperativen Umgang mit Medikamenten abgehandelt. Der prozedurspezifische zweite Teil betrifft dann die häufigen Eingriffe, vom Ösophagus über den Magen bis hin zu Rektum und Transplantation, bariatrische Chirurgie und Leistenhernie.
In summa: Ein wichtiges Kompendium, das alles Wichtige vereint, besonders Kenntnisse der Organfunktionen bei vorbestehenden Risikofaktoren, liegt nun – seit langer Zeit schon gewünscht – endlich vor. Durch umfassende physiologische und pathophysiologische Kenntnisse der Organfunktionen beziehungsweise Systemveränderungen nach bauchchirurgischen Eingriffen, kann bei den zunehmenden Risikopatienten, signifikant das operative Outcome optimiert werden. Den Herausgebern, Prof. Dr. med. Reinhart T. Grundmann, Wissenschaftlicher Koordinator der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG), und Univ.-Prof. Dr. med. Eike Sebastian Debus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ist für das vorliegende Werk zu danken. Das Buch sollte in keiner chirurgischen Klinik mit dem Schwerpunkt Bauchchirurgie fehlen.
Evidenzbasiertes perioperatives Management in der Viszeralchirurgie: Leitlinien, Empfehlungen und Studienlage (Evidenzbasierte Chirurgie)
Von: Reinhart T. Grundmann (Herausgeber), E. Sebastian Debus (Herausgeber), Springer; 1. Aufl. 2021, 242 Seiten, ISBN: 978–3662628478, Preis: 59,99 Euro
Entnommen aus MTA Dialog 12/2021
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