Neue Immuntherapie erprobt

Lungenkrebs
lz
Antikörper Atezolizumab
Die Abbildung zeigt schematisch den Antikörper Atezolizumab, der den PD-Liganden (PD-L1) blockiert. privat
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Internationale Studie mit Beteiligung des LungenTumorZentrums Universität Göttingen erprobt eine neue Immuntherapie zur Behandlung von metastasiertem Lungenkrebs.

Krebszellen können das Immunsystem gezielt in die Irre führen. Normalerweise attackiert das Immunsystem neu entstandene bösartige Zellen und verhindert so, dass Menschen an Krebs erkranken. Wenn es den Krebszellen gelingt, bestimmte Signale (PD-L1) zu zeigen, wird das Immunsystem inaktiviert und der Krebs kann ungehindert wachsen. In den letzten Jahren wurden Therapieansätze entwickelt, die das Immunsystem reaktivieren können, so dass der eigene Körper den Krebs wieder angreift. In einer internationalen klinischen Studie haben Forscher jetzt einen neuen Antikörper geprüft. Im Gegensatz zu einem bereits für die Behandlung von Lungenkrebs zugelassenen Antikörper, der den gleichen Signalweg auf der Oberfläche der beteiligten Immunzellen (PD-1) blockiert, wurde jetzt erstmals ein Antikörper getestet, der direkt das Tumorsignal (PD-L1) abschirmt.

Seniorautor der Studie ist Dr. Achim Rittmeyer, Oberarzt an der Lungenfachklinik Immenhausen und Mitglied des LungenTumorZentrums Universität Göttingen. Dr. Rittmeyer ist zuständig für die Thorakale Onkologie. Die Ergebnisse wurden Ende April 2016 veröffentlicht.

Die Studie

An der Studie nahmen 61 Zentren aus 13 Ländern in Europa und Nordamerika teil. Insgesamt wurden 297 Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs, die mindestens eine Chemotherapie erhalten hatten, behandelt. Die Hälfte der Patienten erhielt den getesteten Antikörper Atezolizumab, die andere Hälfte die Standard-Chemotherapie. Patienten, die den neuen Antikörper erhielten, lebten messbar länger als Patienten, die mit der Standard-Chemotherapie behandelt wurden. Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, konnte um 24 Prozent gesenkt werden. Bei 68 Prozent der Patienten ließ sich auf mindestens ein Prozent der Tumorzellen das PD-L1-Signal nachweisen. Dies führte sogar zu einem um 41 Prozent reduzierten Risiko, an Lungenkrebs zu sterben.

Atezolizumab wurde dabei deutlich besser vertragen als die Standardchemotherapie: Schwere Nebenwirkungen zeigten sich bei 11 Prozent. Unter der Standard-Chemotherapie traten bei 38 Prozent der Patienten schwere Nebenwirkungen auf. „Die Studie zeigt, dass Atezolizumab eine sehr gute Behandlungsmöglichkeit für Lungenkrebspatienten darstellt. Eine weitere größere Studie mit dem Antikörper ist mittlerweile abgeschlossen. Auch an dieser Studie hat das Lungentumorzentrum Universität Göttingen über die Lungenfachklinik Immenhausen maßgeblich teilgenommen. Wir behandeln in weiteren Studien Patienten in verschiedenen Stadien der Erkrankung mit Immuntherapie", sagt Dr. Achim Rittmeyer. (idw, red)

Hintergrundinformation:

An Lungenkrebs erkranken jedes Jahr ca. 50.000 Menschen in Deutschland und weltweit knapp 2 Millionen. Darüber hinaus ist Lungenkrebs mit großem Abstand die tödlichste Krebserkrankung: So sterben in Deutschland pro Jahr zirka 44.000 Menschen an Lungenkrebs und damit mehr als an Darm- und Brustkrebs zusammen (35.000 Menschen). Weltweit sterben jährlich rund 1,6 Millionen Menschen an Lungenkrebs. In frühen Stadien kann Lungenkrebs gelegentlich operativ komplett entfernt werden. Wenn Metastasen vorhanden sind, hilft nur noch eine medikamentöse Therapie, wie z.B. eine Chemotherapie.

Lungentumorzentrum Göttingen

Das Lungentumorzentrum Universität Göttingen (LTZ – Standorte Universitätsmedizin Göttingen und Lungenfachklinik Immenhausen) wurde 2009 gegründet und 2014 durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Das LTZ Göttingen ist das einzige zertifizierte Lungenkrebszentrum in Südniedersachsen und Nordhessen. Die Versorgung von Patienten mit Lungenkrebs ist in den vergangenen Jahren effektiver, aber auch komplizierter geworden, und kann zuverlässig nur in besonders spezialisierten Zentren geleistet werden. Die DKG fördert diese Entwicklung durch Zertifizierung von so genannten Organtumorzentren, die sich auf die Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen eines Organs (z.B. Lunge) spezialisiert haben. Zertifiziert werden Zentren, die zum einen eine große Zahl an betroffenen Patienten behandeln, da große Patientenzahlen zu mehr Routine und Sicherheit in der Behandlung führen. Zum anderen werden von der DKG auch strenge Anforderungen an die apparative Ausstattung und die Versorgungsqualität gestellt, die durch regelmäßige Inspektionen überprüft wird.

Literatur:

Louis Fehrenbacher, Alexander Spira, Marcus Ballinger et al.: Atezolizumab versus docetaxel for patients with previously treated non-small-cell lung cancer (POPLAR): a multicentre, open-label, phase 2 randomised controlled trial. The Lancet, Volume 387, No. 10030, p1837–1846, 30 April 2016

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