MTA next, zum zweiten Mal in Berlin

Anne Barfuß
Titelbild zum Nachbericht vom Nachwuchskongress „MTA next“ für MT-Schülerinnen und -Schüler in Berlin
Abb. 1: Die Berliner Karrieremesse kam an. © William Veder | Eventfotografie
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Am 3. Dezember 2022 fand der Nachwuchskongress MTA next für MT-Schülerinnen und -Schüler in Berlin statt. Rund 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Chance, sich über die Berufsperspektiven zu informieren und „über den Tellerrand“ zu schauen. Das Programm, eine Mischung aus Workshops, Vorträgen, Podiumsdiskussion und Karrieremesse, kam bestens an.

Im Fokus standen die Fort- und Weiterbildung sowie der Fachkräftemangel. DVTA-Präsidentin Claudia Rössing unterstrich die Relevanz des „lebenslangen Lernens“, warnte aber vor unseriösen Fortbildungsanbietern. Es gelte, nicht nur die Preise zu überprüfen, sondern auch die Zertifizierungen und Referenzen. Der DVTA kooperiere zum Beispiel mit dem Deutschen Institut zur Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V. (DIW-MTA) mit Sitz in Berlin, das Fachqualifikationen, Studienlehrgänge und Weiterbildungsgänge in verschiedenen Bereichen anbiete. Für DVTA-Mitglieder gebe es Rabatte.

Diskutiert wurde in Berlin auch über die Änderungen, die das neue MTB-Gesetz mit sich bringen wird. So sind mit Inkrafttreten am 1. Januar 2023 nach § 20 MTBG in der praktischen Ausbildung der medizinisch-technischen Berufsgruppen erstmalig qualifizierte Praxisanleiter/-innen zwingend erforderlich, um den Lernerfolg der Aus- und Weiterzubildenden zu gewährleisten. Das heißt, dass jede Einrichtung, die aktiv an der Aus- und Weiterbildung von Auszubildenden beteiligt ist, mindestens zwei (Vertretungsregel) ausgebildete Praxisanleiter/-innen beschäftigen muss. Sorgen bereitet, dass die erforderlichen 300 Stunden Ausbildung für Praxisanleiter/-innen für die Labore und Praxen aufgrund mangelnder personeller Ressourcen nicht umsetzbar sein könnten. Auch die im Gesetz vorgesehene Akademisierung der Lehre stieß vielfach auf Unmut. Befürchtet werden personelle Engpässe bei der Ausbildung. Denn trotz Bestandsschutz und Übergangsfristen dürfte es nicht so einfach sein, ausreichend Lehr-MT mit Hochschulstudium zu finden, was mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes nach den Übergangszeiten erforderlich ist.

Keine Weiterbildungspflicht

Eine Pflicht zur Weiterbildung wie bei Ärztinnen und Ärzten gibt es bei den MT nicht. „Man kann sich auch ohne Fortbildung durchschmuggeln, aber das rate ich niemandem“, wie DVTA-Präsidentin Christiane Maschek es in Berlin formulierte. Das Spektrum der Weiterbildungsmöglichkeiten nach der MTL-Ausbildung sei enorm, unterstrich sie. Konkret nannte sie die Studiengänge Medizinpädagogik, Gesundheitswissenschaften und Biotechnologie. Dass es der kommenden MTL-Generation nicht nur um gute Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten oder eine möglichst gute Work-Life-Balance geht, sondern ein adäquates Gehalt einen hohen Stellenwert hat, zeigte die Online-Umfrage „in Echtzeit“, die DVTA-Präsidentin Maschek am Ende ihrer MTL-Weiterbildungs-Session durchführte (siehe Abbildung 5).

„War for Talents“

Die kommende MT-Generation dürfte vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels gute Chancen haben, sich auf dem Arbeitsmarkt sowohl mit Gehaltsforderungen als auch einem Abbau überholter Hierarchien durchzusetzen. Das machte die Podiumsdiskussion zum Thema „War for Talents – Wünsche versus Erwartungen“ deutlich, die Sascha Heyl, Leitender MTR an der Berliner Charité, moderierte. Zu den Diskutanten zählten: Michaela Schwärsky, MTR beim Unfallkrankenhaus Berlin, MT-Schüler Niclas-Willy Blume, MT-Schülerin Ena-Sophie Friedrich und MTR-Lehrer Fabian Stumm, alle drei Universitätsklinikum Halle (Saale), und Beate Brandl, Personalleiterin Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH (Abbildung 4, von links).

 

„Völlig neue Denke“

Der Arbeitgebermarkt habe sich geändert, es herrsche eine völlig neue Denke, so Moderator Heyl und stellte folgende Fragen zur Diskussion: „Was verbirgt sich hinter der viel zitierten ‚Arbeit 4.0‘? Wie ändern sich die Hierarchien? Ist die Viertagewoche eine Option im MT-Bereich?“ Auch das Thema „Homeoffice, ja oder nein“ bewegt seit der Coronapandemie die Gemüter.

Für Schwärsky ist Homeoffice keine Option. MRT- beziehungsweise CT-Untersuchungen, die per Remoteverbindung gestartet werden, lehnt sie ab. „Wer spricht mit dem Patienten, wer hält dem 90-Jährigen die Hand?“, fragte sie. Schwärsky weiß, wie wichtig die Patientenkommunikation ist. Sie arbeitet seit mehr als zehn Jahren als MTR und leitet inzwischen ein Team von acht Mitarbeitern. Unter anderem hat sie sich auf die mobile CT-Untersuchung von Schlaganfallpatienten mit dem Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) spezialisiert, das am Unfallkrankenhaus Berlin stationiert ist.

 

Furcht vor Laborstraßen

Die Sorge, dass wachsende Digitalisierungsmöglichkeiten das Menschliche verdrängen, ist durchaus verbreitet. Denn die Anzahl der größtenteils automatisierten Laborstraßen, die an 24 Stunden an sieben Tagen die Woche betrieben werden, steigt aufgrund des derzeitigen Fachkräftemangels. „Werden MTL dadurch bald überflüssig?“, fragte eine MTL-Schülerin. „Das Menschliche wird nicht ersetzt werden“, versicherte Personalleiterin Brandl vom Labor Berlin.

Ende der klassischen Jobbörse?

Hatte Diskutantin Schwärsky vor rund zehn Jahren noch unzählige Bewerbungen schreiben müssen, reichte bei MT-Schüler Blume und MT-Schülerin Friedrich gerade einmal eine. Während Vertreter der Generation W, zu der Heyl, MTR-Lehrer Stumm und auch Schwärsky zählen, über Zeitverträge und Schwangerschaftsvertretungen den Sprung in die Charité beziehungsweise das Uniklinikum Halle schafften, müssen Labore heute schon einiges bieten, um überhaupt Interessenten zu begeistern. „Klassische Jobbörsen funktionieren nicht mehr“, so Brandl. Erfolge verzeichne das Berliner Labor heute vielmehr mit besonderen Angeboten. Beispiel: das „MTLA-Trainee-Programm“. Wer eine abgeschlossene MTL-Berufsausbildung und bis maximal zwei Jahre Berufserfahrung hat, kann sich bewerben und als Trainee bei adäquatem Gehalt einsteigen.

 

Zukunft der Radiologie

Gedanken zur Zukunft der Radiologie aus Managementsicht lieferte Achim Escher, Kaufmännischer Geschäftsführer des Zentrums für Bilddiagnostik, Basel. Er stellte einige KI-basierte Ideen für Arbeitsmodelle von morgen vor, um dem MTR-Fachkräftemangel zu begegnen. Das Spektrum reichte von Assistenzroboter, die etwa beim Positionieren der Patienten unterstützen, bis hin zur MTR, die im Homeoffice per Remotesoftware mehrere MRT bedient.

Stufendiagnostik

Das Team vom Münchner Leukämielabor MLL präsentierte in einem Impulsvortrag die Stufendiagnostik für einen 73-jährigen Patienten (Probe: 8,5 mL EDTA Blut, 6 mL Heparin Blut) mit dem Verdacht auf Lymphom per Zytomorphologie, Immunphänotypisierung, Chromosomenanalyse plus FISH (Fluoreszens in situ Hybridisierung) und Molekulargenetik. Die MTL-Schülerinnen und -Schüler beurteilten erfolgreich die eingeblendeten Mikroskopaufnahmen im Hinblick auf Aussehen und Anzahl der Knochenmarkzellen. Die „Abstimmung“ erfolgte per Smartphone.

 

Sketchnoting

Mit dem „Sketchnoting für Schule und Beruf“ endete der Berliner Nachwuchskongress. Benjamin Felis stellte in einem Kurzdurchlauf auf sehr unterhaltsame Weise und interaktiv Möglichkeiten vor, wie man seine Mitschriften schnell und effizient gestalten kann. Mit viel Spaß präsentierten die Teilnehmenden ihre „kreativen Notizen“.

Sowohl der DVTA (Diana Kleppe, Sprecherin Fachvertretung Internationale Verbände Laboratoriumsanalytik und Veterinärmedizin) als auch der Deutsche Ärzteverlag (Sabine Bosch, Emily Klee) standen den MTA-next-Teilnehmern/-innen am Stand mit Rat und Tat zur Seite. Der nächste Nachwuchskongress „MT next steps“ findet am 24. Juni 2023, 9 bis 16 Uhr, in Frankfurt am Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität statt.

 

Entnommen aus MT im Dialog 1/2023

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