MT next steps in Frankfurt

Analog oder digital?
Marina Görtz
Foto vom Bericht vom Nachwuchskongress MT next steps in Frankfurt
Die Kongresstasche darf natürlich nicht fehlen. © O. Wachenfeld
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Im Juni fand der Nachwuchskongress MT next steps in Frankfurt statt. Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich im Casino-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt ein.

Mit der Coronapandemie musste in vielen Bereichen sehr abrupt digitalisiert werden. Auch für die Auszubildenden der MT-Berufe war das der Fall – sowohl in der Praxis als auch in der Schule. Doch wie sieht es heute aus, wird die Digitalisierung weiter vorangetrieben oder geht man zurück zu alten Wegen? Und wie lernen die Auszubildenden MT, eher digital oder analog? ­Diesem Thema widmete sich die diesjährige Podiumsdiskussion unter dem Titel „Lebenslanges Lernen im digitalen Wandel“.

Milan Elio Niemann ist in seinem zweiten Lehrjahr zum MTR an der Uniklinik Freiburg und musste schnell merken, dass analoges Lernen kaum möglich ist. Der Begleitordner war bereits nach drei Monaten voll und er musste auf digitales Lernen umstellen – kein Problem, da die Arbeitsblätter auch digital zur Verfügung gestellt werden. Anders sieht es jedoch bei Leonie Ritter aus. Sie ist bereits in ihrem dritten Lehrjahr, doch die Skripte werden nicht digital zur Verfügung gestellt. Trotzdem lernt sie digital, um auch Fahrtzeiten zum Lernen nutzen zu können. Auch Ronja Butz sieht im digitalen Lernen eine effizientere Lernweise, da man nicht so schnell an Grenzen stößt wie analog. Die angehende MTF ist in ihrem ersten Lehrjahr am Universitätsklinikum Frankfurt, wo alle Azubis Tablets für die Ausbildung gestellt bekommen. Auch wenn die Ausbildung schon 20 Jahre zurückliegt, kann auch Kerstin Gast auf eine digitale Ausbildung zurückblicken. Die Fachlehrerin an der MTR-Schule in Wiesbaden hat ihre Ausbildung in den USA absolviert, wo man bereits damals an Simulatoren praktisch unterrichtet wurde. Ohne Strahlung oder Patientengefährdung konnte man damals so oft röntgen, wie man wollte – ein enormer Vorteil für die spätere Praxis.

 

Abwechslungsreich statt Frontalunterricht

Als Lehrerin steht sie auf der anderen Seite der Ausbildung. Auch für sie war Corona ein Beschleuniger der Digitalisierung der Ausbildung. Ihre Schüler erhalten alle Unterrichtsmaterialien digital schon vor dem Unterricht, um Notizen direkt eintragen zu können. Auch wenn Frontalunterricht teilweise notwendig sei, gestalte sie den Unterricht auch digital abwechslungsreich. Denn genau hier liege ein wichtiger Knackpunkt, findet Niemann. Stumpfer Frontalunterricht bringe wenig, vor allem, da zu Hause das Ablenkungs­potenzial viel höher sei. Dies bestätigten Butz und Ritter, die neben der Ablenkung auch die fehlende soziale Komponente sehr kritisch sehen. Der Präsenzunterricht sei für die Klassengemeinschaft unerlässlich, so Butz. Vor Ort in der Schule sei es einfacher, auf andere Schüler zuzugehen – ein Aspekt, der im digitalen Unterricht fehle. Auch die von Gast genannten Breakout-Sessions seien da keine richtige Alternative, findet Butz. Ob man in Pausen nebeneinander ­stehe oder in einem digitalen Raum ist, sei nicht vergleichbar.

Eine Lösung sieht Katrin Amberg, Head of Education and Workforce Solutions Germany bei Siemens Healthineers, im sogenannten Blended Learning. Man müsse nicht nur digital oder nur analog arbeiten und lernen, sondern die besten Aspekte von beiden kombinieren. Doch momentan sei dies noch nicht der Standard, oder wie Katrin Gast auszuprobieren und mithilfe unterschiedlicher Tools den digitalen Unterricht abwechslungsreich zu gestalten. Man müsse besser verstehen, wie sich die digitalen und analogen Lernweisen kombinieren ließen, betonte Amberg. Ein Lösungsweg könnte sein, dass sich die Schulen unter­einander besser unterstützen. Nicht jeder müsse das Rad neu erfinden, erläuterte Amberg. Man könne aus der Erfahrung anderer lernen und nach Verbesserungen suchen.

Vor allem für die praktische Erfahrung gibt es keinen Weg vorbei am analogen Lernen. Ritter konnte merkbare Schwierigkeiten feststellen während Corona, als aufgrund der Abstandsbestimmungen nicht alle Auszubildenden im Labor arbeiten konnten. Zudem müsse man es letztendlich im Beruf analog hinkriegen, lautete der Konsens der MT des Podiums als auch im Publikum. Auch Gast bestätigte, dass es unglaublich schwierig und aufwendig sei, die Praxis digital zu unterrichten. Theoretische Fächer hingegen ließen sich gut digital umsetzen.

 

Keine bessere Alternative als die Praxis

Durch die neue Ausbildungsverordnung der Medizinischen Technologen ist die Praxis weiter gestärkt, was alle Anwesenden positiv bewerten. Während man vorher in der Ausbildung zur MTR erst nach zwei Jahren praktisch arbeiten durfte, starte diese Phase nun bereits nach drei Monaten, wodurch ein neuer Übertrag von der Theorie in der Praxis stattfinden kann, erklärte Niemann. Schließlich könne eine zu späte Praxis später im Beruf zur Patientengefährdung führen.

Auf die Nachfrage von DVTA-Präsidentin Claudia Rössing zum verstärkten Einsatz von Simulatoren waren sich Butz und Ritter einig, dass diese bei genügend praktischen Einsätzen nicht notwendig seien. Es gäbe keine bessere Alternative als die Praxis, so Ritter. Jedoch könnte der theoretische Inhalt eventuell hiermit unterstützt und deutlicher erklärt werden. Zudem müsse auch der Umgang mit den Patientinnen und Patienten geübt werden, ergänzte Gast. Im Bereich der Radiologie hingegen können Simulatoren eine gute Ergänzung zur Praxis bieten. Schließlich dürfe man die Strahlung nicht vergessen, gab Niemann zu bedenken. Simulatoren könnten vor allem zum Lernen von Fehlern genutzt werden: Was passiert, wenn etwas schiefgeht? Wie kann man den Fehler beheben oder was ist dann zu tun? Dieser Aspekt lässt sich an Patientinnen und Patienten nicht reproduzieren.

 

Je extremer, desto besser

Der letzte Programmpunkt von MT next steps griff auch das Thema Lernen auf, jedoch den praktischen Teil des Lernens. Arzt, Biologe und zweifacher Gedächtnis-Weltrekordhalter Fabian Saal gab lebhafte Beispiele, um sich Fachwörter, Abläufe oder auch Zahlen besser merken zu können.

Das Wichtigste beim Lernen seien Bilder. Denn das Gedächtnis kann sich Bilder in der Regel besser merken als stumpfe Fakten. Verbindet man diese Bilder mit Emotionen und Sinnen, hat man die Grundlage für die einzelnen Lerntechniken. Dabei gälte vor allem: je extremer, desto besser. Für sein Medizinstudium hat Saal vor allem die Methode des Gedächtnispalasts gewählt, um sich zum Beispiel Muskelgruppen oder den Aufbau des Herzens einzuprägen. Ein Beispiel: „Ein Betrunkener sitzt auf der Couch und erbrach sein ganzes Abendessen und es stank so extrem, dass man es kaum aushalten konnte.“ Dabei steht der Betrunkene für den Truncus und erbrach für brachiocephalicus. Das ließe sich besser merken als die einzelnen Begriffe. Verbindet man so die einzelnen Fachbegriffe des Herzens in einem Raum, müsse man in der Prüfung nur noch diesen Raum abgehen.

Doch auch einzelne Begriffe, die man sich sonst nicht so gut merken kann, lassen sich mithilfe der Schlüsselwortmethode in Bildern und einzelnen Merksätzen leichter merken. Hierfür sucht man sich ein Wort, das sich so ähnlich anhört wie der Fachbegriff und denkt sich, wie beschrieben, einen extremen und damit einprägsamen Merksatz ein.

Auf seinem Youtube-Kanal und der Website HappyHippocampus gibt Saal noch viele weitere Tipps und Tricks zum Lernen und stellt ganze Lernpakete bereit.

 

Entnommen aus MT im Dialog 7/2024

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