Mit dem Difäm im Auslandseinsatz im Ostkongo

International
Silke Gommel
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Silke Gommel mit ihren Kollegen Für alle: © Silke Gommel
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Silke Gommel arbeitet als MTLA im Labor der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus Tübingen und ist mitverantwortlich für die Leitung der Seminare zur Vorbereitung von medizinischen Einsätzen in einem Entwicklungsland, die vom Difäm (Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. und Träger der Tropenklinik) angeboten werden.

VorbereitungenIn den letzten zwei Jahren hatte ich die Möglichkeit, für einen Einsatz in den Ostkongo zu reisen. Zusammen mit der verantwortlichen Difäm-Referentin für Gesundheitsdienste war ich jeweils zwei Wochen unterwegs.

Ziel war und ist, Gesundheitseinrichtungen so zu unterstützen, dass Labordiagnostik auch mit einfachen Mitteln, entsprechend des Settings vor Ort, verbessert werden kann.

Im Vorfeld musste überlegt werden, welche Schulungs-Materialien oder auch Gebrauchsgegenstände für ein Labor sinnvoll sind mitzunehmen – die einerseits während der Reise gut zu transportieren und andererseits bei Benutzung eine gewisse nachhaltige und positive Veränderung bringen können.

Aufbau einer Färbebank für die Malariadiagnostik

Bei diesen Vorbereitungen und dem Durchdenken von Arbeitsabläufen wurde mir bewusst, wie selbstverständlich es in unserem Laboralltag in Deutschland ist, Einmalartikel zu verwenden und wie viele Einmalartikel – wie es der Name schon sagt – wir tatsächlich auch nur einmal verwenden und dann wegwerfen.

Dies ist in einem Entwicklungsland natürlich nicht möglich, da zum einen die finanziellen Mittel fehlen und zum anderen genügend Vorrat aus logistischen Gründen nicht bezogen werden kann.

Trotzdem hatte ich beschlossen, wenigstens einen kleinen Karton mit neuen Objektträgern für die Malariadiagnostik mitzunehmen, da ich gehört hatte, dass diese nach nicht gerade schonender Reinigung mehrmals verwendet werden. Für mich zunächst unvorstellbar.

Erste Eindrücke in Nebobongo

Berichten möchte ich nun von meinen Erfahrungen im Krankenhaus Nebobongo, eine der Gesundheitseinrichtungen, die vom Difäm unterstützt und begleitet wird und welche ich wiederholt besucht habe.

Als ich vor zwei Jahren mit einem kleinen Personenflugzeug (wir waren fünf Passagiere) einige Stunden über den Dschungel geflogen bin, nur Bäume gesehen habe und plötzlich wie aus dem Nichts die Gebäude des Krankenhauses aufgetaucht sind, war ich schon sehr beeindruckt und gleichzeitig dankbar, dass die holprige Landung auf einem kurzen Stück Wiese geglückt ist.

Nebobongo ist ein kleiner Ort in einer der ärmsten Regionen im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Die Region ist durch schlechte Straßen und die abgeschottete Lage im Regenwald nur schwer zu erreichen.

Die Entfernung zur nächsten Stadt Isiro beträgt etwa 80 km, das bedeutet 6 – 8 Stunden Fahrt mit dem Motorrad-Taxi.

Und doch führt es viele Menschen in das kleine Dorf. Genauer, ins Krankenhaus der protestantischen Kirche. Jährlich etwa 17.000 Patienten werden hier behandelt, darunter rund 10.000 Kinder. Mit seinen 110 Betten muss das Spital für ein direktes Einzugsgebiet von ca. 300.000 Menschen sorgen.

Verbesserung der Malaria-Diagnostik

Der Schwerpunkt meines ersten Einsatzes in Nebobongo war die Verbesserung der Malariadiagnostik im Labor.

Zunächst habe ich mir die Arbeitsabläufe in diesem relativ kleinen Labor genau angeschaut, um einen Überblick zu bekommen, welches Wissen bei den drei ungelernten Labormitarbeitern da ist, welches Equipment ihnen zur Verfügung steht, welche kreativen Lösungen sie finden, wenn es doch hier und da an Verbrauchsmaterialien mangelt und wie sie ihren Laboralltag meistern.

Urin- und Stuhlproben im Probeneingangsbereich

Sehr positiv überrascht war ich zu sehen, mit welchem Know-how Laboranalysen gemacht werden, obwohl sie eigentlich keine Ausbildung haben, wie freundlich mit Patienten umgegangen wird, die oft einige Tage gewandert sind, um sich in diesem Krankenhaus untersuchen zu lassen und mit welchem Engagement sie so korrekt und schnell wie möglich ihre Ergebnisse an einen Arzt weiterleiten.

An vielen Stellen muss improvisiert werden

Kleine Holzästchen von den vielen Bäumen auf dem Gelände werden als Rührstäbchen für die Herstellung von Stuhl- oder auch Blutpräparaten benutzt. Ebenfalls ist das Labor verantwortlich, aus diesen Holzstäbchen Watteträger zu basteln oder leere Impfampullen als Probengefäße für Urinuntersuchungen zu sammeln. Hygienisch gesehen liegt in diesem Labor natürlich vieles im Argen.

Silke Gommel bei der Arbeit

Die Holztische, an denen im Labor gearbeitet wird, sind mit einem eher zerrissenen Kunstleder überzogen. Da es kein fließendes Wasser gibt, ist eine regelmäßige Reinigung mit viel Aufwand verbunden, ganz zu schweigen von einer Flächendesinfektion, wie wir es kennen. Bei starkem Wind bläst es den Staub der rotbraunen Erde durch die schlecht verschließbaren Fenster und bedeckt die Arbeitsflächen.

Trotz dieser einfachen Umstände war ich beeindruckt und fast gerührt von der Umsichtigkeit der Laboranten und ihrem gewissenhaften Arbeiten.

Training

Die Schulung habe ich dann als „on the job training“ durchgeführt, d.h. während der Routinearbeiten im Labor habe ich Tipps zur Verbesserung von Arbeitsabläufen gegeben und speziell bei der Malariadiagnostik Veränderungen bei der Anfertigung von Präparaten und Färbetechniken eingeführt.

Wichtig dabei war mir, das Laborteam in diese Veränderungsprozesse mit einzubeziehen, nach ihren Erfahrungen und Ideen zu fragen, wie man z.B. das Entstehen von Färbeartefakten bei der Malariadiagnostik verringern oder verhindern kann.

Gemeinsam haben wir viele Malariapräparate angeschaut. Dank eines funktionierenden Solarzellsystems kann man zwar mit einer nur schwachen Lichtquelle, aber doch mit Strom mikroskopieren. In anderen Gesundheitseinrichtungen, die ich in Afrika gesehen habe, wird mit Mikroskopen gearbeitet, die über einen montierten Spiegel das Sonnenlicht als Lichtquelle benutzen.

Mit Hilfe von bench-aids, welche man über die WHO beziehen kann, erklärte ich den Laboranten die Charakteristiken der unterschiedlichen Malariaspezies, welche Möglichkeiten es zur Bestimmung der Parasitendichte bei der malaria tropica gibt und wie man mikroskopische Artefakte von einem Plasmodium unterscheiden kann – um nur ein paar Details des Trainings zu nennen.

Außerdem war mir wichtig, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Laboranten materialschonender, z.B. bei der Reinigung von Objektträgern, vorgehen können und wie man diese ordentlich aufbewahrt, um ein Zerkratzen des Glases möglichst gering zu halten und somit evtl. falsch-positive Ergebnisse zu verhindern.

Vereinbarungen und Kontrolle

Um eine Art Qualitätskontrolle durchführen zu können, wurde mit dem Laborteam vereinbart, dass sie bis zum nächsten Besuch von uns, gefärbte Malariapräparate sammeln, und in eine Liste die entsprechenden Ergebnisse eintragen.

Als ich nach einem Jahr zum 2. Einsatz ins Krankenhaus von Nebobongo kam, war ich sehr positiv überrascht. Das Laborteam hatte sich an die Abmachung gehalten und mir wurde stolz der Präparatekasten mit den gesammelten Objektträgern sowie die entsprechende Ergebnisliste präsentiert.

Nach eigenem Mikroskopieren der Präparate konnte ich nahezu 95 % der Ergebnisse bestätigen.

Erneut wurde über eventuelle Fehlerquellen und Zusammenhänge diskutiert.

Im Gespräch und gemeinsamen Arbeiten konnte ich mich von Fortschritten und Verbesserungen mancher Arbeitsabläufe, die im vergangenen Jahr eingeübt wurden, überzeugen.

Rückblickend ist es schön zu sehen, wie dies durch praktisches Training und durch die Schulung im Labor möglich wurde und wie durch Begleitung und Wertschätzung Motivation entstehen kann.

Für mich selbst sind diese Einsätze eine bereichernde Erfahrung und nützlich für die Durchführung unserer Seminare: Labordiagnostik in den Tropen und Malaria-Diagnostik.

Als MTLA ins Ausland gehen?

Vielleicht weckt dieser Bericht Ihr Interesse an einem Auslandseinsatz? Die Möglichkeiten zur Vorbereitung und Belegung einer unserer Kurse kann ich Ihnen sehr empfehlen.

Zwei Mal jährlich finden in Tübingen am Difäm Kurse zu Malaria- und Labordiagnostik in den Tropen statt. Zudem gibt es Laborkurse zu Blut- und Stuhlparasiten in Würzburg am Missionsärztlichen Institut. Auf der Seite der „Akademie für Globale Gesundheit und Entwicklung“ (AGGE) finden Sie alle Kurstermine:

http://www.agge-akademie.de

Entnommen aus MTA Dialog 05/2015

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