Marie Curie

Historisches
Katharina Banzhaf
Marie Curie
Abb. 1: Eine von Curies mobilen Einheiten, die von der französischen Armee eingesetzt wurden © Bibliothèque nationale de France, département Estampes et photographie, Agence de photographie de presse
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Befragt man Personen zu Marie Curie, wird man als Antwort bekommen: erste Frau, die den Nobelpreis gewann, zweifache Nobelpreisträgerin für Chemie und Physik; Radioaktivität; Polonium und Radium.

Doch nur sehr wenige wissen, dass sie im Ersten Weltkrieg mit ,,Little Curie“ (kleine Curie) zur Heldin wurde. Als am 2. September 1914 deutsche Bomben auf Paris fielen, war der Bau des Radium-Labors schon abgeschlossen. Weil alle arbeitsfähigen Franzosen eingezogen worden waren, musste Curie auf Friedenszeiten warten, damit sie ihre Arbeit am Radium-Institut beginnen konnte. Als die deutsche Armee Richtung Paris einmarschierte, beschloss sie, ihr kostbares Radium in einem Bankschließfach in Bordeaux zu sichern. Solange, bis Frankreich den Krieg gewonnen hat.

Doch was sollte sie in dieser Zeit machen?

Sie beschloss, ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten einzusetzen, um Menschen im Krieg zu helfen und Leben zu retten. Sie erinnerte sich daran, dass 1895 die ,,X-Rays, auch Röntgenstrahlung“ von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt wurden. Elektromagnetische Strahlung, die später von Ärzten genutzt wurde, um Frakturen und Fremdkörper (zum Beispiel Munition oder Metallsplitter) im Körper darzustellen. Solche Röntgeneinrichtungen gab es zu Kriegsbeginn nur in städtischen Krankenhäusern. Der Weg von der Front bis zum Krankenhaus war zu weit. Curie überlegte, wie sie das Krankenhaus an die Front bekam. Die Lösung bestand darin, ein Auto zu erfinden, in dem man Röntgenbilder anfertigen und im Nebenraum in einer Dunkelkammer das Bild rasch entwickeln konnte.

Abb. 2: Französisches Feldlazarett, Ortung der Kugel mit einem Röntgengerät | © Meadville, Pa.; New York, N. Y.; Chicago, Ill.; London, England: keystone view company, photographed between 1914 and 1918, published 1923, Photograph. www.loc.gov/item/2015652180

Ein Auto war schnell besorgt, das größere Hindernis war die Stromversorgung für die Röntgenstrahlung. Curie löste das Problem mit einem Dynamo, der es ermöglichte, Hochspannung zu erzeugen. Der Automotor konnte somit den dringenden Strom liefern. Das erste „Little Curie“-Auto („Petites Curies“) war geboren. Doch mit nur einem Auto konnte man die vielen Soldaten nicht untersuchen. Deshalb überzeugte sie Karosseriewerkstätten und bat diese, Autos und deren Zubehör zu spenden. Obwohl Marie Curie über die Röntgenstrahlung unterrichtete, hatte sie keine Erfahrungen in der Arbeit mit Röntgenstrahlung gesammelt. Damit sie selbst auch in die Nähe der Front gehen konnte, lernte sie Auto fahren und besuchte Kurse in Anatomie, Umgang mit Röntgengeräten und Automechanik. Mit ihrer Tochter Irène und einem Militärarzt unternahm sie schon 1914 ihre erste Reise an die Front, um Soldaten zu helfen. Nachdem sie ihre Tochter ausgebildet hatte, wurde im Laufe des Krieges weiteren 150 Frauen das Röntgen gelehrt. Auf dem Lehrplan stand die Physik von Elektrizität und Röntgenstrahlung sowie Anatomie und fotografische Bearbeitung. Bis zum Ende des Krieges gelang es ihr, 20 „Little Curies“ bauen zu lassen, damit konnten mehr als eine Million verwundete Soldaten untersucht werden. Während des Krieges reiste sie durch ganz Nordeuropa und verweilte dort, wo Hilfe gebraucht wurde.

Curie begnügte sich nicht nur damit, mit ihren mobilen Röntgengeräten an der Front tätig zu sein, sondern sorgte auch dafür, dass 200 stationäre Röntgenräume in Feldlazaretten aufgebaut wurden. Nur wenige der Röntgenassistentinnen wurden durch den Krieg verletzt, aber dennoch blieb die Arbeit nicht ohne Verluste. Viele erkrankten durch die erhöhte Strahlenexposition im späteren Leben an Krebs.

Marie Curie kann als Heldin des Ersten Weltkrieges gefeiert werden. Durch ihr wissenschaftliches Engagement, ihre hartnäckige Arbeit und mit der Hilfe von 150 anderen Frauen konnte rund einer Million Soldaten durch Röntgenuntersuchungen geholfen werden.

Literatur

1. www.smithsonianmag.com/history/how-marie-curie-brought-x-ray-machines-to-battlefield-180965240/.

2. history.aip.org/exhibits/curie/war1.htm.

3. https://sierrawyllie.weebly.com/little-curies.html.

Entnommen aus MTA Dialog 11/2021

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