Vor dem Hintergrund der defizitären Lage der Krankenhäuser wird jeder Geschäftsbereich auf Kosteneinsparungspotentiale überprüft. Während im Personalwesen die Einsparungsmöglichkeiten sehr begrenzt sind, ermöglichen die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen in der Logistik und im Einkauf weitere Kostenreduzierungen.
Fünf Themenschwerpunkte
Dieser Herausforderung eines strategischen Beschaffungsmanagements widmete sich die Wegweiser GmbH Berlin Research & Strategy in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Academic Director des Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Für die Studie „Monitoring IT, Einkauf & Logistik 2017“ wurden vorab die fünf Themenschwerpunkte „Strategie und Organisation“, „Logistik“, „Risikomanagement“, „Controlling“ und „IT-Unterstützung des Beschaffungsprozesses“ identifiziert.
Top: Digitalisierung und Automatisierung. Flop: Ökologie und Ethik
Fragt man die Verantwortlichen nach den Schwerpunkten und Themen, die für ihr Krankenhaus in den kommenden Jahren besonders wichtig sind, so ist der übergreifende Tenor: Die Standardisierung des Produktportfolios (92 Prozent), die Nachfragebündelung (90 Prozent), die Anwendung wirtschaftlicher Standards und eine stärkere Zusammenarbeit mit Lieferanten (jeweils 85 Prozent) sind unabdingbar. Ökologische und ethische Aspekte hingegen spielen für 80 Prozent der Befragten keine Rolle.
Zur Zielerreichung sind digitalisierte und teil- bzw. vollautomatisierte Prozesse von Nöten. Während diesbezüglich beispielsweise in den Bereichen Bestellung/EDI (80,0 Prozent), Anforderung durch den Bedarfsträger/Anwender (68,6 Prozent), Freigabeworkflow (62,9 Prozent) oder Freigabe der Rechnung (52,9 Prozent) bereits viel umgestellt wurde, gibt es in anderen Feldern noch erhebliches Potential. Bei der elektronischen Ausschreibung etwa gaben über 38 Prozent der Befragten an, deren Einsatz noch nicht einmal zu planen. Dabei ist dies ein zentraler Bestandteil für einen effizienten, digitalen Workflow.
Der Preis ist wichtig – aber nicht alleinentscheidend
Das Preiskriterium ist beim Einkauf erwartungsgemäß für drei Viertel der Befragten der wichtigste Indikator. Aber auch das Verhältnis von Qualität, Patienten-Outcome und Risiko (59,5 Prozent), die Relation von Handhabung, Funktionalität und Leistungsmerkmalen (54,1 Prozent) sowie die Prozesswirkung im Hinblick auf Zeitgewinn und Ressourcenschonung (48,7 Prozent) spielen eine zentrale Rolle. Preis plus Qualität ist demnach das entscheidende Kaufkriterium. Neben den Kosten für die Anschaffung selbst (54,1 Prozent) spielen für die Einkaufsverantwortlichen auch Lebenszyklus- (51,4 Prozent) und Prozesskosten (46 Prozent) eine bedeutende Rolle.
Neben einer konsequenten Preissenkungsstrategie (54 Prozent) setzen sich die Befragten aber auch vermehrt auch mit ergänzenden Möglichkeiten zur Kostensenkung im Einkauf auseinander: Aufbereitung und Reparatur gewinnen – wenn auch langsam – an Bedeutung.
Die explorativ-deskriptiv angelegte, nicht repräsentative Befragung, an der sich 49 Einrichtungen (freigemeinnützig, öffentlich-rechtlich, privatrechtlich sowie privat) beteiligten, wurde durch 27 Interviews mit Entscheidern aus dem jeweiligen Einkaufsbereich der Krankenhäuser ergänzt. Damit konnten die Befragungsergebnisse vertiefend analysiert und gezielte Schlussfolgerungen im Hinblick auf das Entscheidungsverhalten abgeleitet werden. Im Fokus der Studie, die eine Diskussionsgrundlage darstellen soll, standen alle Krankenhäuser der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz).
Prof. Dr. Prof. Eiff stellte die Studie „Monitoring IT, Einkauf & Logistik 2017“ erstmalig im Rahmen des 8. Beschaffungskongresses der Krankenhäuser (8./9. Dezember 2016) in Berlin vor. (idw, red)
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