Angedacht war, das Masterstudium in einem zweijährigen Rhythmus anzubieten, doch aufgrund der großen Nachfrage haben 2017 und 2018 jeweils weitere 22 Studierende ihr Masterstudium in Berlin begonnen.
Akademisierung
In Tirol wurde die fh gesundheit 2007 gegründet und mit der Umstellung der Ausbildung auf FH-Bachelor-Niveau beauftragt. In der Zwischenzeit sind bereits mehr als zehn Jahre vergangen und unsere Absolventen/-innen haben sich am Arbeitsmarkt gut etabliert.
Akademisierung bedeutet aber auch, dass es weiterführende Masterstudien braucht. Laut österreichischem FH-Recht werden FH-Masterstudiengänge, die in erster Linie durch öffentliche Mittel finanziert werden und sogenannte Masterlehrgänge zur Weiterbildung unterschieden, welche durch die Studierenden kostendeckend zu finanzieren sind.
An der fh gesundheit werden Masterstudiengänge und Masterlehrgänge nach denselben Qualitätskriterien entwickelt und müssen durch das Kollegium der fh gesundheit, das gemäß nationalem FH-Recht zuständige Gremium, bewilligt werden.
Kooperation zwischen fh gesundheit und DIW-MTA
Die fh gesundheit wurde vom DIW-MTA (Deutsches Institut zur Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V) auf eine Kooperation angesprochen, um den seit 2012 in Innsbruck angebotenen Master of Sciences (MSc) in Biomedical Sciences auch in Berlin anzubieten. Die Geschäftsführung, die Generalversammlung und schlussendlich das Kollegium der fh gesundheit begrüßten das Vorhaben, und so startete der erste Jahrgang in Berlin in den Räumen des DIW-MTA an der Welserstraße 5.
Zugangsvoraussetzungen
Die Zugangsvoraussetzung für ein Masterstudium ist generell ein Bachelorabschluss, was im Falle der MTLA/BMA-Ausbildung aufgrund der historischen Ausbildungsentwicklung nicht in jedem Fall gegeben ist. Auch in Österreich wurden Biomedizinische Analytiker/-innen (BMA; vormals MTA) vor Einführung der FH-Bachelor-Studiengänge an Akademien und noch früher an Schulen ausgebildet – Matura war im Gegensatz zur deutschen MTLA-Ausbildung immer schon Voraussetzung.
Um allen MTLA/BMA, unabhängig vom Bildungsgrad, die Teilnahme am Masterstudium zu ermöglichen, werden die Zugangsvoraussetzungen für den Master Biomedical Sciences wie folgt geregelt:
- Hochschulzugangsberechtigung (Hochschulreife)
- abgeschlossene Berufsausbildung als BMA/MTLA entsprechend der Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen oder vergleichbare Bachelorabschlüsse
- Nachweis von 10 ECTS wissenschaftlichen Kompetenzen sowie 25 ECTS sozialkommunikativen und Selbstkompetenzen
Für Interessenten/-innen, die nicht alle geforderten Zugangsvoraussetzungen erfüllen, bietet das DIW-MTA einen entsprechenden Vorbereitungslehrgang an. Und auch MTLA ohne Abitur können nach Einzelfallprüfung den Zugang zum Masterstudium erhalten.
Organisation
Der Masterlehrgang ist berufsbegleitend organisiert, wobei die ersten Masterabsolventen/-innen noch vier Semester studiert haben. In der Zwischenzeit wurde das Curriculum inhaltlich adaptiert und die Regelstudienzeit auf fünf Semester ausgeweitet, um die Studierbarkeit zu unterstützen.
Ziele und Inhalte
Ziel des Masterlehrganges ist im Sinne einer evidenzbasierten Praxis die Vertiefung und Weiterentwicklung der fachlich-methodischen, der wissenschaftlichen sowie sozialkommunikativen und Selbstkompetenzen innerhalb des Tätigkeitsfeldes von MTLA/BMA. Im Rahmen eines praxis- und kompetenzorientierten Studiums wird unter Einbindung der individuellen beruflichen Erfahrung und des jeweiligen Wissenshintergrundes aus Vorstudien eine Vernetzung vorhandener berufsspezifischer Fähigkeiten und Kompetenzen geschaffen.
Mit dem Master Biomedical Sciences sprechen wir eine breite Zielgruppe an. Das sind MTLA/BMA, die in der Gesundheitsversorgung tätig sind und im diagnostischen Laboratorium eine Vertiefung wünschen und/oder eine Führungsposition anstreben oder Personen, die im Forschungsbereich tätig sind und ihre wissenschaftlichen Kompetenzen vertiefen möchten, um Publikationen und Projektanträge zu verfassen oder auch MTLA/BMA, die sich in der Lehre positionieren möchten.
Bezüglich fachlich-methodischer Kompetenzen liegt der inhaltliche Fokus auf Technologien und (Evaluierungs-)Methoden in der biomedizinischen Diagnostik, Life Sciences, Management, pathophysiologischen Konzepten und diagnostischen Pfaden sowie genetischer Diagnostik.
Zur Vertiefung der wissenschaftlichen Kompetenzen werden die Themen Statistik, Bewertung der Qualität von wissenschaftlichen Studien, Erstellen von Publikationen und Drittmittelanträgen gelehrt und diskutiert. Diese Inhalte bilden die Voraussetzung der erfolgreichen Planung, Beantragung und Umsetzung eines Forschungsvorhabens sowie der Publikation und Diskussion wissenschaftlicher Ergebnisse in einer Scientific Community.
Um sozialkommunikative und Selbstkompetenzen zu stärken, erfolgt die Auseinandersetzung mit den Themen Interprofessionelle Kommunikation, Führung und Leitung, Beratung in der Biomedizin sowie Professionalisierung der Berufsgruppe.
Das Studium vermittelt weiterführende und vertiefende berufliche Qualifikationen, um diese in Theorie und Praxis situationsbezogen, forschungsgeleitet und differenziert einsetzen zu können.
Karrieremöglichkeiten
Unsere Absolventen/-innen sind hochqualifizierte Experten/-innen in Biomedizinischer Analytik, die sowohl operative als auch strategische Aufgaben im Gesundheitswesen wahrnehmen. Den Absolventen/-innen stehen Schlüsselpositionen im Labormanagement oder in der operativen Leitung von Laboratorien offen.
Auch wenn offiziell noch wenig bis keine Karrieremodelle vorhanden sind, zeigt unsere Erfahrung, dass unsere Masterstudierenden und -absolventen/-innen Aufgaben im Labor übernehmen, die ihnen vor dem Studium nicht „zugetraut“ wurden.
Erfahrungen der Studierenden und Absolventen/-innen
Der von den Studierenden am häufigsten genannte Grund für das Masterstudium ist, eine „fundierte Weiterbildung mit Masterabschluss zu absolvieren, die auf der Grundausbildung aufbaut“ und für ein „weiterführendes Doktorat“ vorbereitet. Als weitere Motivationsgründe werden „Übernahme von Führungspositionen“ sowie „Befundung von Laborergebnissen“ genannt.
Es gibt jetzt schon Kollegen/-innen, die in den Labors akademische Aufgaben übernehmen und, um eine Studierende zu zitieren, wird erwartet, „[. . .] dass ich mit Abschluss des Studiums, offiziell alle Aufgaben hier machen darf, von der Akkreditierungsbehörde anerkannt werde und medizinisch validieren darf“.
Auf die Frage, was sich durch das Studium verändert hat, kommen Antworten wie „mehr freiberufliche Angebote“, „Einsatz bei Sonderaufgaben, wie QM, Akkreditierung“, „ich habe durch das Studium eine neue Position einnehmen können und auch die Bezahlung ist besser als zuvor“, „bezüglich Position und Bezahlung hat sich noch nichts geändert, aber viele Inhalte aus dem Studium kann ich auch in den Arbeitsalltag einbringen“, „tatsächlich haben manche Seminare mein Selbstverständnis für den Beruf und meine Position gestärkt“, „das Handwerkszeug zur Literaturrecherche hilft auch im Laboralltag, nicht nur für Seminararbeiten“. Zum größten Teil sind die Erwartungen der Absolventen/-innen erfüllt worden – inhaltlich fehlten den Studierenden des ersten Durchgangs POCT, QM, frühere praktische Übungen zum wissenschaftlichen Arbeiten – dies wurde im überarbeiteten, jetzt gültigen Curriculum berücksichtigt. Aufgrund des breiten Tätigkeitsfeldes von MTLA/BMA kann nicht jeder Fachbereich vertieft werden, so fehlen manchen Absolventen/-innen Inhalte aus der Mikrobiologie. Auf das Feedback der Studierenden zu organisatorischen Belangen, versuchen sowohl DIW-MTA als auch fh gesundheit zeitnah zu reagieren. So wurde die Studierendenanzahl auf die Größe der Räumlichkeiten angepasst, das WLAN ausgebaut und über krankheitsbedingte Stundenausfälle von Referenten/-innen informieren wir so rasch als möglich.
Als Highlights aus dem Studium werden neben für einen persönlich besonders interessanten Lehrveranstaltungen immer wieder „der Austausch mit so vielen MTA aus so vielen interessanten Bereichen“ genannt und „dass man auch den einen oder anderen neuen ‚Freund‘ kennenlernt“, „das über den Tellerrand schauen“, aber auch „jede erfolgreich zu Ende gebrachte Prüfung“.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei den Absolventen/-innen und Studierenden für ihre Rückmeldung.
Ausblick
Als 2016 die ersten Studierenden ihr Masterstudium begonnen hatten, wurden noch wenige vonseiten der Arbeitgeber/-innen gefördert und durch Zeit und Geld unterstützt. Mittlerweile bekommen mehr als die Hälfte der Studierenden eine Zuwendung in irgendeiner Form bis hin zur Vollfinanzierung des Masterlehrgangs.
Das Interesse am Master Biomedical Sciences ist nach wie vor sehr groß, und der nächste logische Schritt geht in Richtung Doktorat. Innsbrucker Absolventen/-innen befinden sich bereits in Doktoratsprogrammen und die Kollegen/-innen in Deutschland müssen in dieser Hinsicht Pionierarbeit leisten – wir verfolgen gespannt die Entwicklung!
Um die Qualität unseres Masterlehrganges hervorzuheben, unterzieht sich die fh gesundheit einer freiwilligen Akkreditierung durch eine deutsche Agentur und wir hoffen, spätestens mit Studienbeginn 2019 das Gütesiegel vorweisen zu können.
Entnommen aus MTA Dialog 11/2018
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