Seit wann sind Sie im DVTA, und was waren Ihre Beweggründe, in den Verband einzutreten?
Ich bin im Juli 1996 in den DVTA eingetreten.
Beweggründe waren:
Kollegialer Austausch
Ich war mir sicher, dass ich über den Verband viele Kollegen kennenlernen könnte, um mich mit ihnen über berufliche Themen austauschen zu können. Es gab diesbezüglich zur damaligen Zeit keine andere Möglichkeit hierfür.
Rechtsberatung
Es gibt ein gutes Gefühl, „rundum versorgt zu werden“, dass auch im Problemfall jemand für einen da ist, der mit „Rat und Tat“ zur Seite stand.
Berufliches Fortkommen
Der Verband ermöglichte mir die günstige Teilnahme an Kongressen und Fortbildungen. Für eine junge MTRA wie mich war das sehr wichtig, da überlegte man mehrmals, ob man sich die teuren Kongresse leisten konnte. Beim DVTA-Stand fühlte ich mich „zu Hause“ und das war ein sehr gutes Gefühl.
Wann und warum haben Sie sich entschieden, neben der Mitgliedschaft auch aktive Verbandsarbeit zu übernehmen?
Ich interessierte mich für politische Fragen des Verbandes, bekam schnell mit, wie der Verband organisiert ist und dass es regional Mitgliederversammlungen gab, ich war sehr neugierig, wie das so vor sich geht. Die Kolleginnen erzählten über die Schwierigkeit, andere MTA für den Verband zu motivieren und dass es in der Region Niedersachsen keine geeignete Plattform gab, um sich zu treffen und kennenzulernen. Das konnte ich nur bestätigen, denn als Ltd. MTRA in der Sandwichposition stand ich mit meinen Fragen leider immer alleine da.
Ich spürte, dass „ich Teil des Verbandes bin“ und etwas für die MTA tun muss. Ich entschied mich, aktiv im Verband mitzuwirken und meiner Kollegin, der damaligen Regionalvorsitzenden Frau Bormann, bei der Netzwerkgründung zu helfen. Später, im Dezember 2005 als Regionalvorsitzende, übernahm ich das Netzwerk, das neben Hannover auch schon in Bremen regelmäßige Treffen hatte und erweiterte es auf Kassel. Ich organisierte und betreute für die Region Niedersachsen/Bremen zahlreiche Fortbildungen und Tagungen.
Heute, in Zeiten der Digitalisierung, kann man vieles online erledigen und erkunden. Allerdings kann man die Freundschaft unter Kollegen (wie meine zu Frau Ihlow) nicht kaufen. Im DVTA sind wir eine große Familie, in der jeder jederzeit dem anderen bedingungslos hilft. Automatisch passiert aber nichts. Deswegen finde ich, ist es unsere Pflicht als DVTA-Mitglied, andere Kollegen/-innen zum Eintritt zu motivieren und ihnen so in ihrer täglichen Arbeit sachlich und fachlich zu helfen.
Hat Ihnen die DVTA-Mitgliedschaft auch bei der persönlichen beruflichen Entwicklung geholfen?
Ja, das hatte sie ganz bestimmt. Der DVTA war für mich „ein Sprungbrett“ zur Karriere.
Der Kern der radiologischen Arbeit der MTRA, die konventionelle Einstelltechnik, hat neben den heute zahlreichen modernen Untersuchungsmethoden immer noch ihre Berechtigung beibehalten und spielt bei der Diagnosefindung eine nicht unerhebliche Rolle. Diese konnte ich durch meine Lehrtätigkeit unterstützen.
1. Als Lehr-MTRA im Fachgebiet der orthopädischen Einstelltechnik bot der Verband eine sehr gute Vermarktungsmöglichkeit.
2. Die Seminare, die es damals in Deutschland zu diesem Thema nicht gab, konnten über die DVTA-Zeitschrift und die Broschüren der DVTA-Bildungsgesellschaft bekannt gemacht werden und erreichten Mitglieder vom Norden bis Süden Deutschlands und bis über die Landesgrenzen zum europäischen Ausland hinweg, heute zusätzlich über die Internetplattform.
3. Die Kurse sind sehr bekannt und beliebt, egal ob sie in Hannover, Bremen oder Nürnberg stattfinden. An Kongressen, Tagungen, bei anderen Verbänden und Vereinen kann ich heute mein Wissen unter Beweis stellen und somit den MTA Hilfestellungen bieten.
4. Der kollegiale Austausch ist für mich persönlich auch heute noch sehr wichtig, um selbst up to date zu bleiben, damit auch in den nächsten Jahren der Unterricht seine hohe Qualität behalten kann.
Der Verband verlieh mir „Flügel“, ohne ihn wäre es sehr mühsam gewesen, „Mutter der orthopädischen Einstelltechnik“ zu werden.
Und noch eine kurze Frage zu Ihrem Lebenslauf. Wie kamen Sie eigentlich zum MTRA-Beruf?
Unsere Familie ist medizinisch geprägt. Zum Beispiel arbeitete meine Mutter auf der Entbindungsstation. Ihre Freude am Beruf und die Wertschätzung der Patientinnen bewegten mich sehr. So entschloss ich mich später, selbst die medizinische Richtung einzuschlagen. Nach meinem Abitur in Schlesien absolvierte ich dann ein MTA-Studium, welches in Deutschland mit dem Abschluss eines Bachelors vergleichbar ist.
Der Beruf der MTRA in einer orthopädischen Klinik wie dem DIAKOVERE Annastift ist mit vielen Besonderheiten und Forschungsprojekten verknüpft, was mich schon immer sehr fasziniert hat.
Was waren damals Ihre Beweggründe, Seminare/Kurse zur Einstelltechnik zu initiieren?
Erster Grund: das wertvolle Wissen um die orthopädische Einstelltechnik weitergeben. Meine Vorgängerin (Ltd. MTRA im Annastift, Frau Sand) besaß eine sehr hohe Fachkompetenz in der Orthopädie. Dieses Wissen gab sie an mich weiter. Ihre exakte Patientenlagerung und daraus resultierende exzellente Röntgenbilder haben mich sehr beeindruckt und fasziniert. Ich verspürte das Bedürfnis, diese Techniken nicht nur für mich zu behalten, sondern das Wissen an andere MTRA weiterzugeben.
Zweiter Grund: mangelnde Fachliteratur. Es gab nur ein Buch zur orthopädischen Einstelltechnik, und darin waren nicht einmal alle Einstelltechniken erfasst. Meine Chefin hatte ein extra Heftchen, in dem sie die fehlenden Einstellungen beschrieb und zeichnete. So ein kostbares Schätzchen hatte ich mir später selbst dann ebenfalls zugelegt. Dritter Grund: An den MTA-Schulen wurde die orthopädische Einstelltechnik nicht unterrichtet.
Trotz aller Entwicklungen im CT- und MRT-Bereich hat die konventionelle Röntgentechnik nach wie vor ihre Berechtigung. Wenn Sie sich die heutigen Kurse anschauen, was hat sich im Vergleich zu damals am meisten verändert?
Der Einzug der Digitalisierung hat auch die Arbeit in einer orthopädischen Abteilung verändert. Die Patienten müssen nicht mehr eine volle Tüte von Röntgenbildern mit sich tragen, diese sind nun digital und im PACS.
Von der Schnelligkeit der Bilderstellung profitiert der Patient am meisten. Dies erleichtert aber auch der MTRA enorm die Arbeit am Patienten. Die so gewonnene Zeit kann zu noch präziserer Einstellung der Röntgenbilder genutzt werden.
Die MTRA brauchen nicht mehr die langen Kassetten zur Entwicklung in die Dunkelkammer tragen. Das erledigt der Reader. Die Arbeit mit der langen Beinkassette wurde komfortabler. Anfangs gab es nur lange Filme und die benötigten extra langen Röntgentüten. Der Film musste gefaltet werden, damit er in eine Standard-Röntgentüte passte. Heutzutage werden die meisten Bilder automatisch zusammengefügt, die Röntgentüte wird nicht mehr benötigt. Durch das MR und CT werden manche Einstelltechniken, wie zum Beispiel die schräge Aufnahme der LWS, nicht mehr benötigt. Die konventionelle Einstelltechnik hat aber immer noch ihre Berechtigung und ist aus der Röntgenabteilung nicht wegzudenken. Es ist eine schnelle und günstige Diagnostikmethode.
Sie arbeiten auch als Lehr-MTRA. Was hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?
Es hat mich motiviert zu unterrichten, mein Wissen weiterzugeben und dem Nachwuchs ein Wegweiser sein zu dürfen. Denn nur als kompetente Fachkraft, die mit Leib und Seele MTRA ist, kann man junge Herzen dafür „entflammen“, den Weg dieses spannenden Berufes ebenfalls einzuschlagen.
Vielleicht macht die eine/r oder andere/r sogar wie ich den Beruf zum Hobby.
Die Fragen stellte Ludwig Zahn.
Entnommen aus MTA Dialog 2/2019
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