Interview mit Anna Dalmazzo

Urinanalyse-Expertin für Europa bei Beckman Coulter
Die Fragen stellte Ludwig Zahn
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Beckman Coulter
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Anna Dalmazzo von Beckman Coulter geht auf die Aussichten der Laborautomatisierung und das neue Urinanalysesystem des Unternehmens ein.

1. In Pandemiezeiten nimmt die Arbeitsbelastung von Laboren durch steigende Testzahlen kontinuierlich zu. Wo sehen Sie die größten Vorteile der Automatisierung?
Diagnostische Tests stehen an vorderster Front der weltweiten Reaktion auf COVID-19. Im Jahr 2020 nahmen die klinischen Labortests um 245 Prozent zu, was zu einer starken Ressourcenbeanspruchung geführt hat. Mehr als je zuvor arbeiten Labormitarbeiter jetzt mit voller Geschwindigkeit. Um den Anforderungen seit COVID-19 gerecht zu werden, übernehmen sie mehr Verantwortung und arbeiten länger, in zusätzlichen Schichten und in einigen Fällen sogar laborübergreifend.

Die Laborautomatisierung hilft auf verschiedene Weise. Zum einen macht sie viele repetitive Arbeiten von Laborfachkräften überflüssig, was zu einer höheren Laboreffizienz bei gleichbleibender Produktivität und Qualität führt. Durch die Automatisierung können die Labore zudem manuelle Fehler reduzieren und die Standardisierung verbessern, sowohl laborintern als auch laborübergreifend im selben Gesundheitsnetzwerk.

Was die Urinanalyse betrifft: Die routinemäßige Urinanalyse gehört zu den häufigsten ärztlich angeordneten Tests und macht bis zu 30 Prozent aller eingegangen Proben aus. Die Laborbelastung wird durch häufige manuelle Überprüfungen weiter verschärft. Manuelle Inspektionen unterbrechen den Arbeitsablauf und können pro Probe bis zu 6-mal länger dauern. Die Automatisierung der routinemäßigen Arbeitsabläufe der Urinanalyse reduziert die Probensubjektivität und -variabilität und unterstützt Labore jeder Größe hinsichtlich der Standardisierung von Verfahren sowie der Verkürzung der Bearbeitungszeiten und Bereitstellung qualitativ hochwertiger Ergebnisse.

2. Mittlerweile stehen Laboren jeder Größe mehr Möglichkeiten zur Automatisierung von Arbeitsabläufen zur Verfügung. Wie groß ist die Nachfrage/der Bedarf in diesem Bereich?
Die Nachfrage von mittelgroßen Laboren ist hoch. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, haben wir 2021 den DxA 5000 Fit eingeführt, eine Lösung zur Automatisierung von Arbeitsabläufen, die für mittelgroße Labore mit weniger als 5.000 Tests pro Tag entwickelt wurde. Wir bei Beckman Coulter glauben, dass mittelgroße Labore die Vorteile der Automatisierung zur Bewältigung ihrer Herausforderungen nutzen sollten. Nur weil ein Labor keine größere Probenanzahl bearbeitet, sollte es nicht auf die Vorteile einer intelligenten Laborautomatisierung verzichten müssen.

Bei der Urinanalyse trägt die DxU-Technologie mittels der Edit-Free Release-Technologie (EFR) zur Minimierung von manuellen Eingriffen und Unterbrechungen bei. Die EFR-Technologie optimiert den Arbeitsablauf im Labor, bietet Funktionen zur effektiven automatisierten Bearbeitung und verbessert die Durchlaufzeiten, indem die Interaktion des Anwenders mit den Testergebnissen minimiert und somit die Automatisierung der Analysesysteme maximiert wird. Die Verbesserung der Effizienz von urinanalytischen Tests und Reduzierung menschlicher Arbeitsleistungen durch die Autoverifikationssoftware iWare gewährleisten zudem die Zuverlässigkeit der Testergebnisse – eine Standardfunktion aller DxU Iris-Geräte.

3. Es gibt immer Befürchtungen, dass Arbeitsplätze durch Automatisierung verloren gehen. Wie widerlegen Sie diese Angst?
Die Automatisierung ist kein neues Phänomen und die Befürchtungen, dass sie die Arbeitswelt verändert und Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit hat, reichen Jahrhunderte zurück, bis in die Zeit vor der industriellen Revolution. Ich glaube nicht, dass wir über Arbeitsplatzverluste sprechen sollten, sondern vielmehr über die Transformation und Entwicklung von Arbeitsplätzen. In einer Zeit der Automatisierung gehen Arbeitskräfte auf neue Arbeitsplätze über, die es bis vor ein paar Jahren oder vielleicht sogar Monaten noch nicht gab.

Labore sind davon keine Ausnahme, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein effizientes Labor sich gegen eine Automatisierung entscheidet. Bei der Urinanalyse ermöglicht die Automatisierung durch eine Standardisierung der Partikelklassifizierung eine Minimierung arbeitsintensiver und zeitaufwändiger manueller mikroskopischer Überprüfungen. Die Laborleiter benötigen eine Automatisierung, um die Notwendigkeit manueller mikroskopischer Überprüfungen zu reduzieren, sowie eine remote Informationstechnologie, die es den Mitarbeitern ermöglicht, sich auf wesentlichere Bereiche des Labors zu konzentrieren.

4. Hinsichtlich des neuen Urinanalyse-Systems: Wie lange dauert Ihrer Meinung nach die Einarbeitungszeit, und was sind die größten Vorteile?
Unserer Erfahrung nach dauert die Einarbeitung eines routinierten Anwenders etwa einen Tag. Vor der Einarbeitung werden die Regeln der integrierten Urinanalyse-Software iWare mit dem Laborleiter festgelegt, wobei die integrierte Validierung und Ergebnisverifizierung in einem einzigen Schritt zusammengeführt werden.

Für weitere Informationen nach der Einarbeitung stellen die Labore auf dem Geräte-PC Gebrauchsanweisungen und Videos zur Verfügung, die die Wartung, Fehlerbehebung und allgemeine Verwendung des Geräts unterstützen. Darüber hinaus ist die Benutzeroberfläche des Urinanalyse-Systems dieselbe wie für die Systeme der klinischen Chemie, Immunoassays und Hämatologie, was den Anwendern einen reibungslosen Übergang zwischen verschiedenen Bereichen des Labors ermöglicht.

In Anbetracht der Tatsache, dass 53 Prozent der Laborfachkräfte festgestellt haben, dass Personalmangel moderate bis erhebliche Auswirkungen auf die Labore hat, sowie angesichts des zunehmenden Mangels an qualifiziertem Laborpersonal trägt die DxU-Lösung zur Steigerung der Laboreffizienz bei, da sie manuelle Schritte reduziert und somit die Standardisierung des Validierungsprozesses erhöht.

5. Wie oft muss manuell eingegriffen werden?
Unseren Studien zufolge erreicht die DxU Iris-Lösung dank der branchenführenden Digital Flow Morphology-Technologie und unserer firmeneigenen Software zur automatischen Partikelerkennung (Auto-Particle Recognition-Software) manuelle Überprüfungsraten von weniger als 3 Prozent.

6. Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz (KI) in dem System?
Die DxU Iris-Workcell wurde mithilfe unserer firmeneigenen Digital Flow Morphology-Technologie einschließlich der Auto-Particle Recognition-(APR)-Software entwickelt, um Laboren eine KI-gestützte Bereitstellung standardisierter Ergebnisse zu ermöglichen.

Die KI der Digital Flow Morphology-Technologie und APR-Software klassifiziert automatisch zwölf Elemente, die anhand von vier spezifischen Merkmalen analysiert werden: Größe, Form, Kontrast und Textur. Der Vorteil der DxU iRICELL ist die einfache Identifizierung von Urinsedimenten, was die Bereitstellung genauer Patientenergebnisse beschleunigt.

7. Wo sehen Sie die Grenzen des Systems?
Die routinemäßige Urinanalyse gehört zu den häufigsten ärztlich angeordneten Tests. Sie macht bis zu 30 Prozent aller Laborproben aus, und diese hohe Arbeitsbelastung wird durch Aufgaben in anderen Labordisziplinen wie Hämatologie und Gerinnung erschwert.

Die DxU Iris-Lösung kann der aktuellen Arbeitsbelastung effektiv standhalten, wenn dieser Trend jedoch ansteigt, müssen wir zum weiteren Ausbau der Präanalytik eine Verbindung der Urin-Analysesysteme mit der vollständigen Laborautomatisierung in Betracht ziehen.

8. Können wir angesichts der neuen Automatisierungslösungen nicht einen zunehmenden Druck durch die Auftraggeber erwarten? Was hören Sie von Ihren Kunden?
Für unsere Kunden muss jedes Analysesystem, das neu in ihr Labor eingeführt wird, den Arbeitsablauf verbessern und bei einem minimalen Wartungsaufwand benutzerfreundlich sein, insbesondere seit der Pandemie, die den Druck auf die klinischen Labore erhöht hat.

Die Fragen stellte Ludwig Zahn.

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