Infektionstherapie – ein Standardwerk im neuen Glanz

Buchbesprechung
Hardy-Thorsten Panknin
Cover des Buchs „Infektionstherapie: Antibiotika, Virostatika, Antimykotika, Antiparasitäre Wirkstoffe“
© Thieme
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Vor 54 Jahren erschien die erste Auflage mit dem Titel „Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis“, heraus­gegeben von Prof. Dr. med. C. Simon, Universitäts-Kinderklinik, Kiel, und Dr. med. W. Stille, Zentrum der Inneren Medizin der Universität Frankfurt am Main, im ehemaligen Schattauer Verlag in Stuttgart.

Die Intention dieses Buches war es seinerzeit, die Mediziner durch die rasche Entwicklung auf dem Gebiet der Antibiotika-Forschung über die große Zahl der auf dem Markt befindlichen Antibiotika zu beraten: Denn in rascher Folge erschienen Streptomycin, Chloramphenicol, Tetrazykline und die Tuberkulosemittel. Der Sieg der Chemotherapie war Mitte des letzten Jahrhunderts vollständig, die weitere Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Eine große Zahl ­weiterer Antibiotika und synthetischer Chemotherapeutika erweiterte das Spektrum der behandelbaren Infek­tionskrankheiten und der empfindlichen Krankheitserreger jener Zeit. Mit dem nützlichen, klar und übersichtlich geschriebenen Werk wurde ein Kompendium zusammengestellt, das praktische Empfehlungen für die Therapie der in Deutschland häufigsten Infektionen und Infektionskrankheiten wiedergab. Das Buch hat sich als Ratgeber bewährt und sich zum Standardwerk der Infektionstherapie im deutschsprachigen Raum über Jahrzehnte etabliert. Inzwischen sind die beiden Herausgeber verstorben. Der Georg Thieme Verlag – der Schattauer übernommen hat – hat den Klassiker nun in der 13. Auflage mit dem Titel „Infektionstherapie“ im neuen Glanz herausgegeben, denn die Antibiotika-Therapie befindet sich in einer stetigen Dynamik. Die Zahl der heute zur Verfügung stehenden Antibiotika ist beträchtlich; laufend werden neue Antibiotika in die Therapie eingeführt. Die Literatur ist dementsprechend ins Unermessliche angewachsen und unübersehbar. Die mit der Therapie befassten Personen benötigen daher eine möglichst kurz gefasste, aber doch vollständige Information über das Repertoire an Antibiotika, ihre Indikation, Wirksamkeit und Nebeneffekte. Angesichts der unterschiedlichen Wirksamkeit der Antibiotika ist eine kritische Sichtung der behandelten Stoffe von besonderer Bedeutung, so Prof. Dr. med. Siede, Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem Geleitwort zur ersten Auflage. An der Faktizität hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert, denn die rationale Therapie von Infektionskrankheiten ist aktueller denn je; ein komplexes und sich ständig weiterentwickelndes Gebiet. Die neue „Infek­tionstherapie“ wurde von fünf Herausgebern und insgesamt 64 Autorinnen und Autoren – alle Infektionsexperten – neu herausgegeben. Dies war notwendig, da die stetige und enorm dynamische Evolution der Mikroorganismen neue Erregerstämme mit veränderten Eigenschaften hervorbringt. Besonders das Auftreten bisher unbekannter oder modifizierter Resistenzmechanismen gegen Antibiotika, deren Anhäufung in einzelnen Erregerstämmen bis hin zur Multi- oder Panresistenz führt, macht es für den Behandelnden wichtiger denn je, sich kontinuierlich über neue Entwicklungen im Bereich der Antibiotikatherapie auf dem Laufenden zu halten. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie vulnerabel unsere Gesellschaft weiterhin gegenüber Infektionskrankheiten ist. Dies gilt auch und gerade für die Ausbreitung und Entwicklung von therapieresistenten Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten. 2022 hat die WHO die Bedrohung durch multiresistente Bakterien als eine „stille Pandemie“ bezeichnet. Um der evolutionär bedingten Ausbreitung resistenter Erreger etwas entgegenzusetzen, braucht es nicht nur neue Substanzen, sondern vor allem auch Expertise in der rationalen Infektionstherapie. Hierzu gehört unter anderem der möglichst gezielte, auf vorangehender mikrobiologischer und virologischer Diagnostik basierende und insgesamt restriktive Einsatz von Antiinfektiva zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Als „soziale“ Arzneimittel sind Antibiotika besonders schützenswert, da richtiges, aber auch fehlerhaftes Handeln Auswirkungen auf die gesamte menschliche Population haben kann. Hinzu kommen die gegenseitigen Abhängigkeiten durch den Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin und Auswirkungen auf die Umwelt insgesamt, die durch das „One Health“-Konzept stärker als bisher die notwendige Aufmerksamkeit finden, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort.

Zusammenfassend: Nach wie vor ist das überarbeitete Werk der Infektionstherapie als eine „Bibel der Antibiotika-Therapie“ (mit seinen über 1.200 Seiten) zu bezeichnen. Es stellt das übersichtlichste Werk über die Theorie und Praxis der Infektionstherapie im deutschsprachigen Raum dar. Es ist für alle Gesundheitsberufe von Relevanz, die sich tagtäglich mit der Therapie und Prophylaxe von Infektionskrankheiten beschäftigen. Es sollte daher in keiner Klinik beziehungsweise Fachabteilung eines Krankenhauses und Arztpraxis fehlen.

Infektionstherapie: Antibiotika, Virostatika, Antimykotika, Antiparasitäre Wirkstoffe
Hrsg.: Hans-Reinhard Brodt, Achim Hörauf, Michael Kresken, et al., 13. vollständig überarbeitete und erweiterte Edition, 2024, Thieme, ISBN: 9783132423435, Preis: 165 Euro

 

Entnommen aus MT im Dialog 2/2025

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige