Hämatologie Fachtagung 2024 in Essen
Das Programm an den beiden Tagen war spannend und von ausgezeichneten Referentinnen und Referenten vorgetragen. Auch die interaktive Diskussion nach den jeweiligen Vorträgen war eine Bereicherung für alle Teilnehmenden. Der rege Austausch untereinander, sowohl mit den Referierenden als auch mit den Vertretern der Industrie hat der Veranstaltung einen besonderen Charme verliehen. Die sehr positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden hat uns gezeigt, dass wir mit der Art der Veranstaltung den Erwartungen und Wünschen gerecht wurden, was letztlich den großen Erfolg ausmachte.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Referierenden, Sponsoren/Ausstellern und der DVTA Bildungsgesellschaft mbH, denn sie haben es erst möglich gemacht, dass diese Veranstaltung in der Form stattfinden konnte. Ein großer Dank geht ebenso an das Organisationsteam, bestehend aus Reinhild Herwartz, Maria Eiken, Jana Kirsten, Karin Thees, Stefanie Berger und Barbara Oschwald-Häg. Die große „Leidenschaft“ zur Hämatologie war auch beim vierten Mal wieder bei allen spürbar und wurde gelebt.
Spannende Vorträge am Freitag
Die Vortragsreihe begann am Freitag mit dem interessanten Beitrag von PD Dr. med. Gregor Hörmann aus dem Münchener Leukämie Labor (MLL) zum Thema „Update genetische Diagnostik in der Hämatologie/Onkologie“. Dr. Hörmann konnte eindrücklich den hohen Stellenwert der Genetik für die Diagnostik, Abschätzung der Prognose und das frühzeitige Erkennen von Rezidiven bei den akuten myeloischen Leukämien (AML) und myelodysplastischen Neoplasien (MDS) aufzeigen. Heute sind bereits circa 90 Prozent der akuten myeloischen Leukämien (AML) genetisch determiniert. Laut Dr. Hörmann findet sich bei fast jeder AML eine genetische Aberration.
Die weiteren Themen waren: „Systemische Mastozytose anhand von Fallbeispielen“ (Dr. med. Deborah Christen), daran anknüpfend ein Beitrag zur „Diagnostik der Eosinophilien“ (PD Dr. med. Juliana Schwaab): Anschließend ging es weiter mit „Vom reaktiven zum malignen Monozyten“ mit Dr. med. Stefani Parmentier. Dr. Christen konnte dem interessierten Publikum mit anschaulichen Fallbeispielen aus dem klinischen Alltag die systemischen Mastozytosen näherbringen.
Wesentliche Merkmale pathologischer Mastzellen wurden dabei vermittelt: Sie kommen meist in Clustern vor (circa 15 Mastzellen), sind hypogranuliert, haben spindelförmige Plasmaausläufer und exprimieren CD 2, CD 25, manche auch CD 30. Wichtig ist bei Verdacht auf eine Mastozytose die Bestimmung der Tryptase. Der Beitrag zur Diagnostik der Eosinophilie gestaltete sich gleichermaßen spannend und praxisnah. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Abgrenzung der seltenen klonalen Eosinophilien, die molekulargenetisch definiert sind, von den häufig vorkommenden reaktiven Formen. Man spricht von einer Eosinophilie ab einer Absolutzahl von > 0,5 G/L. Eine Hypereosinophilie liegt dann vor, wenn die Zahl > 1,5 G/L beträgt und persistiert. Häufige Ursachen sind unter anderem Autoimmunerkrankungen. Seltener sind Eosinophilien idiopathischer Natur mit Organschäden ohne Genetik, die als Hypereosinophiles Syndrom (HES) klassifiziert werden. Im nächsten Beitrag hat Dr. Parmentier die unterschiedlichen Typen der Monozyten in eindrucksvollen Bildern dargestellt. Hierbei war das fachkundige Publikum zur interaktiven Mitarbeit in der Erkennung der jeweiligen Erkrankung aufgerufen. Ein weiterer Vortrag führte die Teilnehmenden in das Thema Next Generation Sequencing ein. Dr. rer. nat. Stephanie Geyh aus Düsseldorf begeisterte das Auditorium, indem sie das enorme Potenzial der Methode aus Sicht einer Forscherin aufzeigte.
Das letzte Thema des Tages war die Seltene Erkrankung „Blastische Plasmazytoide Dendritische Zell-Leukämie (BPDCN)“. Hierzu referierte Prof. Dr. med. Klaus Metzeler aus Leipzig. Diese Erkrankung, die vorwiegend ältere männliche Patienten betrifft, befällt die Haut, später Blut und Knochenmark, wird oft spät erkannt und kann mit einer AML verwechselt werden. Es wurde eindrucksvoll gezeigt, dass die pathologischen Zellen mittelgroßen Blasten entsprechen, meist ungranuliert erscheinen mit oft perlenkettenartig angeordneten Vakuolen und Zytoplasmaausläufern (Pseudopodien). In der Immunphänotypisierung ist eine Expression der Marker CD 123, CD 4, CD 56 zu sehen. Der Nachweis von TCL1, TCL4 CD 303/304 bestätigt die Diagnose.
Der Programmteil des Tages endete mit einer Verlosung der Gewinne des hämatologischen Quiz. Hier gab es wunderbare Preise, die zum Teil von den Sponsoren gestiftet wurden. Beim gemütlichen Beisammensein am Abend gab es genug Zeit für Gespräche und den Austausch untereinander. Diese Möglichkeit wurde von den Teilnehmenden rege wahrgenommen. Am Samstag interessierten sich die Teilnehmenden größtenteils für die Mikroskopierkurse sowohl am Einzelmikroskop als auch für die Videomikroskopie. Eine kleinere Gruppe hat sich für die Themen: CAR-T-Zellen, die Durchflusszytometrie und die IVD-R und deren Auswirkungen für den Laboralltag entschieden.
An beiden Tagen hatten wir für alle Themenbereiche hervorragende Referentinnen und Referenten, die unentgeltlich exzellente Vorträge hielten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Die Veranstaltung erfüllte den Anspruch unseres Logos: „Ohne MT keine Diagnostik – ohne Diagnostik keine Therapie.“
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Die Hämatologie Fachtagung findet auch in 2025 ihre Fortsetzung am 5. und 6. September 2025 wieder in Essen.
Entnommen aus MT im Dialog 10/2024
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