Gesundheitskongress des Westens: nahezu 1.000 Teilnehmer

Motto: Brücken bauen
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Der Gesundheitskongress des Westens in Köln ist am 8. März am späten Nachmittag, nach zwei Tagen intensiven gesundheitspolitischen Austauschs unter fast 1.000 Teilnehmern aus allen Bereichen der Gesundheitspolitik und der Gesundheitswirtschaft, zu Ende gegangen.

Auf dem Kongress, dessen Motto „Brücken bauen – Gute Versorgung über die Sektoren hinweg“ lautete, mahnten Gesundheitspolitiker und Vertreter zahlreicher Institutionen an, dass eine Überwindung der sektoralen Aufspaltung des Gesundheitswesens dringend notwendig sei.

Ambulante und stationäre Kluft kritisiert

Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens kritisierte in ihrer Rede bei der Eröffnung des Kongresses am Dienstagmorgen „die Kluft zwischen ambulantem und stationärem Sektor“ im deutschen Gesundheitswesen. Sie monierte, dass der Patient, „der aus dem Krankenhaus in die ambulante Versorgung überführt wird, praktisch mehr oder weniger ohne Informationen seinen Weg geht – also ohne adäquate Begleitpapiere.“

Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und zugleich wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, plädierte angesichts der Probleme mangelhafter Zusammenarbeit an der Grenze zwischen ambulantem und stationärem Sektor statt für unergiebige Reformen für einen „Big Bang“. Danach solle im gesamten deutschen Gesundheitswesen ein einheitliches Vergütungssystem gelten.

Widerspruch von Prof. Dr. Jürgen Wasem

Dem widersprach Prof. Dr. Jürgen Wasem, der ein Nebeneinander von dem für niedergelassene Ärzte geltenden Einheitlichen Bewertungsmaßstab und dem für den stationären Sektor relevanten Fallpauschalensystem für möglich hält, wenn beide Systeme harmonisiert würden. „Wir müssen das Brett bohren, aber ich glaube, man kann es bohren“, so Wasem am Mittwoch.

Zur Lösung des milliardenschweren Investitionsstaus im Krankenhausbereich machte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks den Vorschlag, einen steuerfinanzierten Fonds zur Kofinanzierung von Bund und Ländern einzurichten. Der Bund solle dabei Investitionen der Länder jeweils um einen identischen Betrag aufstocken, um so das Investitionsvolumen zu verdoppeln.

Diskussion um morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich

Mit dem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich stand ein weiteres grundlegendes Prinzip des deutschen Gesundheitswesens auf dem Kongress in der Diskussion. Nach der Debatte um Upcoding präsentierten Kassenvertreter höchst unterschiedliche Reformvorschläge für den morbiRSA. Das Spektrum reichte von der Schaffung von Kodierrichtlinien bis zu einer Neugestaltung, bei der vor allem die Auswahl der zugrunde liegenden Krankheiten anders geregelt sein soll.

Der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, gab einen Überblick über die für Patienten und Pflege relevanten Themen. Dabei hob Laumann besonders hervor, dass eine Weiterentwicklung und ein massiver Ausbau von Angeboten zur Tagespflege dringend notwendig sei.

„Online-Sprechstunden sind eine Totgeburt“

Praktische Probleme der Digitalisierung illustrierte Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV Virchow-Bunds und Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbands der Fachärzte Deutschlands, am Beispiel der erstmalig zulässigen Online-Sprechstunde: „Online-Sprechstunden sind eine Totgeburt“, so Heinrich, da die Vergütung so schlecht sei, dass es sich für Ärzte nicht lohne, die Praxis entsprechend auszustatten und umzuorganisieren. „Wenn man so etwas nicht fördert, ist es gleich verloren“, resümierte Heinrich.

Heinrich kritisierte zudem das neue Antikorruptionsgesetz als „Kooperationshindernis“. Der Leipziger Strafrechtler Prof. Dr. Hendrik Schneider mahnte, dass nicht nur alte Kooperationsverträge mit dem neuen Gesetz quasi automatisch illegal würden. Es gebe auch „Fehlerquellen“, die dazu führen können, dass neu abgeschlossene Verträge rechtswidrig seien und als Korruption ausgelegt werden könnten.

Prof. Dr. Boris Augurzky zu Mindestbesetzungen

Zwei Tage nach der Einigung der Expertenkommission „Pflegepersonal im Krankenhaus“ über die Einrichtung von Personaluntergrenzen in der Krankenhauspflege, präsentierte Prof. Dr. Boris Augurzky vom RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung eine Studie, die davon abrät, „zusätzliche Vorgaben an Mindestbesetzungen in der Pflege zu schaffen". Die Studie hatte Daten der Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR), des AQUA-Instituts und des BQS Institut für Qualität und Patientensicherheit ausgewertet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Zahl der Pflegekräfte pro pflegerelevanter Leistungsmenge zwischen 2002 und 2014 nur um etwa 3,6 Prozent zurückgegangen sei.

Die Themenpalette des diesjährigen Kongresses umfasste darüber hinaus beispielsweise auch die Auswirkungen des Krankenhausstrukturgesetzes, eine erste Bilanz des Innovationsfonds und die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung mit Parität und Bürgerversicherung.

Der Gesundheitskongress des Westens 2018 findet am 13. und 14. März 2018 wieder im Kölner Kongresszentrum Gürzenich statt. (WISO, red)

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