Fachtagung Hämatologie 2022 in Essen

Barbara Oschwald-Häg
Titelbild zum Bericht von der Fachtagung Hämatologie 2022 in Essen
Abb. 1: Das Orga-Team: Maria Eiken, Reinhild Herwartz, Karin Thees, Jana Kirsten und Barbara Oschwald-Häg (von links) © B. Oschwald-Häg
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Am Freitag, 2. September und am Samstag, 3. September 2022, fand zum zweiten Mal in Essen im Haus der Technik die Hämatologie Fachtagung des DVTA e.V. mit circa 70 Teilnehmenden statt.

Zu dieser Veranstaltung kamen hämatologisch interessierte MTLA zusammen, um von ausgewählten Referenten Neues zu erfahren und ihr Wissen aufzufrischen. Zu Beginn der Fachtagung hat Prof. Dr. Roland Fuchs uns auf eine kleine historische Reise zur Einteilung der Myeloproliferativen Neoplasien (MPN) mitgenommen. Er sprach von den vier Säften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Diese Einteilung entstammt dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos. Er entwarf die sogenannte Viersäftelehre. Damit stehen bis heute die Zellen im Vordergrund der Zellularpathologie, betonte Prof. Fuchs.

 

Auf diesen Vortrag folgte das Thema: „Aktuelle Klassifikation und molekulare Diagnostik der MPN“. Prof. Dr. Steffen Koschmieder wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass bei allen MPN immer eine Knochenmarkspunktion mit zytologischer Abklärung erforderlich sei. Für die endgültige Diagnostik schließe sich dann die Molekulargenetik (Gensequenzierung wie JAK2-Mutation, Zytogenetik) an.

Über seltene hämatologische Erkrankungen wie die „aplastischen Syndrome und die PHN“ sowie über das Thema „Telomere/Telomeropathien“ (Endstücke der Chromosomen) sprach in sehr anschaulicher Weise PD Dr. Jens Panse. Bei einer hämatologischen Veranstaltung dürfen die Lymphozyten nicht fehlen. Auch dazu hatten wir mit Prof. Dr. Bastian von Tresckow einen Referenten, der über das Schwerpunktthema die „Non-Hodgkin-Lymphome der aggressiven Form“, das heißt der schnell wachsenden Lymphome, referierte. Hierbei ging es auch um die Therapieformen wie Chemotherapie und Strahlentherapie und deren Wirkung auf die Blutzellen.

Ein weiterer Vortrag über das Thema „CAR-T-Zellen“ wurde von Prof. Dr. Edgar Jost referiert. Er berichtete über Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von CAR-T-Zell-Therapie, wie zum Beispiel die DLBCL (Diffuse großzellige B-Zell-Lymphome). Nicht fehlen durfte in der Vortragsreihe die neue WHO-Klassifikation 2022. Prof. Dr. Ulrich Germing als Mitglied der WHO-Gruppe bezog sich in seinem Vortrag auf die Neuerungen zu MDS/MPN-Overlap-Erkrankungen. Ein Beispiel ist die Stadieneinteilung der CMML (chronisch-myelomonozytären Leukämie), bei der der Subtyp CMML-0 entfällt und nur noch CMML-1 und CMML-2 in der Einteilung bestehen bleiben.

Heidrun Schnier (Fa. Sysmex) berichtete über isolierte Thrombozytopenien und die Aussagekraft des XN-Messparameters IPF (immature platelet fraction) in Bezug auf eine intakte oder nicht intakte Knochenmarksproduktion. Am Ende der Vortragsreihe hat uns Susanne Martin (Fa. CellaVision) in die Welt der digitalen Morphologie geführt und Vorteile und Grenzen solcher Techniken aufgezeigt.

Als Fazit hat sich gezeigt, dass bei allem technischen und digitalen Fortschritt die MTA eine wichtige Funktion in der Analytik einnimmt. Ein geschultes Auge und die Kenntnis über die Zellmorphologie sind weiterhin essenziell für die Qualität der Befunderstellung.

Die Besucherinnen und Besucher konnten an einem Quiz teilnehmen. Die Preise wurden von den Firmen Sysmex, CellaVision, dem DVTA e.V. und von Prof. Dr. Fuchs gesponsert. Ein gemütliches Beisammensein am Freitagabend hat diesen spannenden und informativen Tag abgerundet und diente dem Netzwerken.

Am Samstag fanden die angebotenen Workshops und Seminare großen Anklang. Im Mikroskopierkurs konnten die Teilnehmenden ihren Blick schärfen und auffällige Zellen in Blut- und Knochenmarkpräparaten erkennen und zuordnen lernen. Im Videomikroskopierkurs wurden die Teilnehmenden zunächst von Dr. Martin Roskos aus Jena durch die anspruchsvolle und spannende Methodik der Liquorzytologie geführt. Im Weiteren wurden anhand von Fallbeispielen die Zytologie mit dem automatischen Differenzialblutbild sowie die Zytologie und Histopathologie jeweils zu einem hämatologischen Bericht vereint. Das Zusammenspiel zwischen Zytomorphologie und Durchflusszytometrie zeigte auf, dass diese beiden Methoden nicht immer hinreichend sind für eine Diagnosestellung.

Wie werden zukünftig Präparate archiviert? Jana Kirsten gab uns in ihrem interaktiven Vortrag ein anschauliches Beispiel, wie künftig KM-Präparate digital archiviert werden können, sodass auch später ein schneller Zugriff ermöglicht wird. Wie hilfreich eine hämatologische Stufendiagnostik ist, hat uns per Video zugeschaltet Dr. Thomas Nebe in seinem Vortrag gezeigt.

Uns Organisatorinnen war es auch in diesem Jahr wichtig aufzuzeigen, dass es für eine fundierte hämatologische Diagnostik auf eine jeweils abgestimmte Folge und Kombination dieser Methoden ankommt:

  • Zytomorphologie, Zytochemie im Blut/Knochenmark

  • Durchflusszytometrie

  • Histologie

  • Zytogenetik

  • Molekulargenetik, PCR

  • NGS (Next Generation Sequenzierung)

Ein herzliches Dankeschön gilt allen Referierenden, Sponsoren/Ausstellern und der DVTA Bildungsgesellschaft mbH, denn sie haben es erst möglich gemacht, dass diese Veranstaltung in der Form stattfinden konnte. Herzlichen Dank geht ebenso an das Organisationsteam: Reinhild Herwartz, Maria Eiken, Jana Kirsten, Karin Thees und Barbara Oschwald-Häg. Die große „Leidenschaft“ zur Hämatologie war hierbei spürbar.

Die Fachtagung Hämatologie findet auch 2023 ihre Fortsetzung. „Save the date“: 8. bis 9. September 2023 in Essen.

 

Entnommen aus MTA Dialog 11/2022

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