Am 9. Februar 2017 veröffentlichte das Bundesinstitut für Berufsbildung eine Analyse, die das wachsende Risiko eines Fachkräfteengpasses im Gesundheitswesen zum Thema macht. Stark betroffen, und das merken wir alle schon jetzt bei der täglichen Arbeit, ist auch unser Beruf der Medizinisch-technischen Radiologieassistenten. Circa jede fünfte MTRA-Stelle im Krankenhaus bleibt unbesetzt, und die Tendenz ist steigend. Abgesehen von den üblicherweise diskutierten möglichen Ursachen wie unattraktive Arbeitszeiten und unangemessene finanzielle Entlohnung sind wir der Meinung, dass unser Beruf bei Schulabgängern darüber hinaus viel zu unbekannt ist. Diesem Umstand wollten wir entgegenwirken und initiierten einen eigenen „Aktionstag Radiologie“ in unserem Haus, der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Schön Klinik in Neustadt.
Unsere Einladung richtete sich an Schüler und Schülerinnen ab der neunten Klasse der umliegenden Schulen, die den mittleren Bildungsabschluss anstreben und sich für eine Tätigkeit im medizinischen Bereich interessieren, sowie an die, die in ihrer Berufswahl noch unentschlossen sind. Parallel dazu nahmen wir Kontakt zum Berufsberatungszentrum der Agentur für Arbeit auf, um unser Projekt vorzustellen und zu erfahren, wie häufig der Beratungswunsch zum MTRA-Beruf gestellt wird, sowie um Informationen anzubieten. Unser Engagement wurde dort sehr positiv aufgenommen und führte dazu, dass drei Mitarbeiter der Agentur für Arbeit aus Ostholstein und Lübeck an unserem Aktionstag teilnahmen.
Vorbereitung des Aktionstages
Ganz oben auf der Liste stand die Frage: Wie wecken wir das Interesse für unseren Aktionstag und wie können wir Schülerinnen und Schüler motivieren, an einem Samstag zu uns in die Klinik zu kommen? Wie gestalten wir den Tag interessant und kurzweilig und welche Informationen wollen Interessierte bekommen? Wie erreichen wir überhaupt unsere Zielgruppe? Wir entwarfen Flyer und Poster und stimmten Inhalte sowie Layout mit der Abteilung für Marketing und mit der Rechtsabteilung des Hauses ab. Im Anschluss daran telefonierten wir mit Schulen und dort tätigen berufsberatenden Lehrern und stellten ihnen kurz unser Projekt vor. Die Flyer und Poster brachten wir überwiegend persönlich zu den Schulen.
Gestaltung des Aktionstages
Wir starteten um 12 Uhr mittags mit einer kurzen Einführung in das Berufsbild der MTRA, in welcher die schulischen und persönlichen Voraussetzungen der Bewerber für die Ausbildung sowie die Tätigkeitsbereiche und Karrierechancen von MTRA in der beruflichen Laufbahn vorgestellt wurden. Unterstützung bekamen wir durch Vanessa Barra, die zurzeit ihre Ausbildung an der MTRA-Schule der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude absolviert. Sie beantwortete mit Freude alle Fragen zu Ablauf und Anforderungen der Ausbildung an ihrer Schule. Im Anschluss daran durften die Teilnehmer in kleinen Gruppen hinter die Kulissen der täglichen Arbeit von MTRA in der Schön Klinik Neustadt schauen.
Während eine Gruppe am Röntgentisch unter der Leitung von MTRA Silke Freitag ein Tiefkühlhähnchen von verschiedenen Seiten röntgte und das Ergebnis am Monitor begutachtete, ließ sich die andere Gruppe von der leitenden MTRA Christine Dages und ihrer Stellvertreterin Corinna Robbel in die Welt der Magneten entführen. Im Magnetresonanztomographen wurden beispielhaft eine Ananas und ein Granatapfel „untersucht“, um die Entstehung von MRT-Bildern zu erläutern und die Erstellung der Schichtbilder in verschiedenen Ebenen zu erklären. Besonders beeindruckt zeigten sich alle Teilnehmer von den notwendigen besonderen Maßnahmen zum Schutz des Patienten und des am MRT arbeitenden Personals und stellten selbst auch viele Fragen zu Untersuchungsmöglichkeiten und Sicherheitsvorkehrungen.
Am Computertomographen bei MTRA Jutta Probst versuchten die Gruppen das Rätsel um den Inhalt eines verschlossenen Lederkoffers zu lösen. Der Koffer wurde gescannt und die Daten wie gewohnt berechnet und koronal und sagittal rekonstruiert. Mit der so entstandenen 3D-Darstellung des Koffers konnten die Teilnehmer die Frage „Was ist in dem Koffer?“ beantworten und ihre „Diagnose“ auf dem Antwortbogen für das damit verbundene Quiz notieren.
Das Highlight hatten wir uns für den Schluss des praktischen Teils aufgehoben. Wir präsentierten das in Neustadt als einzigem Standort in Norddeutschland seit Oktober 2016 in Betrieb befindliche EOS-Gerät, an dem komplizierte Statikmessungen für die Wirbelsäulenchirurgie und die Orthopädie vorgenommen werden können.
Nach dem praktischen Teil
Zum Ende der Veranstaltung konnten neu aufgetretene oder noch offene Fragen während eines kleinen Imbisses geklärt, Eindrücke mitgeteilt und gegenseitig Feedback gegeben werden. Sowohl die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen als auch die drei Berufsberater der Arbeitsagentur zeigten sich begeistert von Organisation, Durchführung und Informationsgehalt der Veranstaltung.
Fazit
Dieser Tag war sehr eindrucksvoll, kurzweilig und informativ. Die Schüler und Schülerinnen sind ihrem Berufswunsch ein großes Stück näher gekommen, und Christine Farklas vom Berufsberatungsteam der Agentur für Arbeit Neustadt in Holstein resümierte für sich und ihre Kollegen:
„Es waren sehr informative, interessante und kurzweilige Stunden. Die Organisation war perfekt, die Inhalte leicht verständlich und es hat sehr viel Spaß gemacht. So konnten wir uns in relativ kurzer Zeit über den Ausbildungsberuf MTRA einen umfassenden Eindruck verschaffen und werden diese Erfahrungswerte nutzen, um interessierte Schülerinnen und Schüler über das Berufsbild und Anforderungsprofil dieses Berufes zu informieren.“
Für die MTRA der Schön Klinik Neustadt ist nach diesem Tag klar: Diese Aktion hat uns sehr viel Spaß gemacht, und wir werden weitere Aktionstage anbieten.
Weitere Teilnehmerstimmen zum Aktionstag aus den anonymen Feedbackbögen:
„Das Konzept war von Anfang an bis zum Ende sehr gut durchdacht, informativ, kurzweilig und sehr persönlich dargestellt. Hat mir wirklich sehr gut gefallen. Danke.“
„Es war alles leicht verständlich und sehr abwechslungsreich!
Die Zweiteilung der Gruppe war sehr gut, und die Zeit an den einzelnen Stationen war nicht zu lang, sondern gut abgestimmt.“
„Mir hat alles gefallen! Sehr spannend erklärt, mit schönen Beispielen.“
„Kurz, informativ, verständlich.“
Entnommen aus MTA Dialog 9/2017
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