Gleichzeitig verbinde ich damit ein aufrichtiges Wort des Dankes und der Anerkennung für jahrzehntelanges Engagement im Sinne der Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin. Allein an diesem Titel – nun nicht mehr die Medizinisch-technischen Assistenten/-innen – erkennt man, wie unglaublich es ist, was sich in diesen fünf Jahrzehnten auf dem Gebiet der Medizin und der Technik bewegt hat.
Mein eigener beruflicher Werdegang ist noch nicht ganz so lang und spektakulär wie der des MTA-Verbandes. Als mich die Anfrage zu diesem Beitrag erreichte, rechnete ich nach längerer Zeit einmal nach: 31 Jahre ist es her, dass ich die Ausbildung zur MTLA abschloss. Ein Blick in mein Fotoalbum – damals spielte das Thema Datenschutz noch keine wirkliche Rolle in Bezug auf das Fotografieren von Personen – zeigt das histologische Labor 1987. Es war das Jahr, in dem ich auch in den Berufsverband eintrat.
Haben Sie Lust, mich auf einem kurzen Rückblick zu begleiten?
Zweifellos waren Arbeitsverdichtung und demografischer Wandel im histologischen Labor des Jahres 1987 noch nicht relevant. So sehe ich auf meinen Fotos viele junge und tatkräftige MTA, darunter mich. Im Labor gab es fast ausschließlich manuelle Arbeit. Zuschnitt auf dem Holzbrett, Formaldehyddämpfe, die nach oben abgesaugt wurden, ausschließlich handbetriebene Schlittenmikrotome, Ansatz von (wie wir heute wissen) mehr und weniger toxischen Färbelösungen, Färben und Eindecken natürlich ohne Automaten und Abzüge. EDV? Fehlanzeige: Wir schrieben die Patientendaten und Fallnummern auf Karteikarten, die in riesigen Kästen sortiert wurden. Jeder Name auf einem Untersuchungsantrag wurde auf das Vorhandensein einer Karteikarte überprüft – das Auffinden der passenden Karte sowie der Vorbefunde glich (man kann es sich vorstellen) einem Glücksspiel. Immunhistologie war noch eine unserer damaligen Leitung vorbehaltene und für uns Junge geheimnisvolle Tätigkeit. Von SOPs oder Arbeitsanweisungen keine Spur.
Eine junge MTA im Jahr 2019 mag das erschreckend finden. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang jedoch an eine Menge Freude bei der Arbeit! Wir hatten zwar keine Vorstellung davon, dass wir im Labor einmal auf die Suche nach Merkmalen innerhalb der DNA gehen könnten, und es gab damals nicht viel wirklich Neues. Doch jede Neuerung war Herausforderung und wurde unsererseits wissbegierig begrüßt. Jahrelang habe ich darum gekämpft, auch in die mystische Welt der Antigene und Antikörper eindringen zu dürfen. Ich erlernte die Kunst des Kunststoffeinbettens und Schneidens. Den Berufsverband nahm ich damals in erster Linie als zuständig für unser Fortbildungsangebot wahr. So kann ich mich gut an meine erste Fortbildung zur „Immunhistologie in Münster“ erinnern – es war so spannend und toll!
Anfang der 1990er-Jahre kamen die ersten Färbeautomaten ins Labor. Ende der 1990er-Jahre erst löste der Computer die Karteikarten ab und sicherheitshalber wurde noch einige Zeit beides parallel geführt. Der Besuch von Kongressen und Fachfortbildungen wurde elementar, und ich konnte nie verstehen, dass es Kolleginnen gab, die freiwillig darauf verzichteten. So war ich regelmäßig, gern und immer wieder in Münster und Bamberg, Berlin und Oberhausen zu Gast. Vor allem auch die Industrieausstellungen haben meinen Horizont erweitert. Natürlich kam ich in den Genuss der reduzierten Teilnahmegebühren, aber auch der Sparpreise der Deutschen Bahn aufgrund der DVTA-Mitgliedschaft.
Ich wollte meinen MTA-Horizont erweitern und machte in den frühen 1990er-Jahren einen beruflichen „Ausflug“ in die Laboratoriumsmedizin, die Bakteriologie und die Tuberkulosediagnostik. Natürlich hatte ich die Stellenanzeigen des DVTA befragt. Zu dieser Zeit allerdings gab es weniger Stellen als Bewerber/-innen – doch ich war jung und hatte keine Schwierigkeiten. Die grundlegenden Themen an meiner neuen Wirkungsstätte waren ähnlich und Automatisierung fern. Spaß bei der Arbeit gab es auch hier; ich liebte vor allem die Bakteriologie und lernte tolle Kolleginnen kennen.
Doch entschied ich nach etwa anderthalb Jahren, auch im Hinblick auf die nahende Familienplanung, meinen Rückweg in die Pathologie anzutreten. Das histologische Labor der späten 1990er- Jahre hatte sich verändert, und nach einem Chefarztwechsel und einem Laborumbau war es zehn Jahre später kaum noch wiederzuerkennen.
Mein Fotoalbum zeigt um 2002 andere Bilder: Ich hatte mittlerweile erneut die Wirkungsstätte gewechselt und arbeitete nach der Geburt meines Sohnes in einem Institut für Pathologie mit mehreren Standorten. Es kam, wie es kommen musste – wir kannten nun Arbeitsverdichtung, Automaten, EDV und Personaleinsparungen. Immer noch machte das Arbeiten Spaß, aber unsere Spielräume waren durch standardisierte Abläufe und Akkreditierungsbestrebungen geringer, effiziente Teamarbeit jedoch war noch wichtiger geworden.
Ich war mittlerweile Laborleitung. Es gab Fälle, in denen ich mich in juristischen Fragen an die Beratung des DVTA wandte. Die Jahre 2004 bis 2006 verbrachte ich zu Teilen in Managementweiterbildungen, und ab 2012 studierte ich berufsbegleitend BWL. Das „Managementdenken“ hatte es mir angetan, und 2016 schloss ich mein Studium mit einem Bachelorabschluss ab. Fotos wurden weniger . . . die letzten Laborfotos stammen aus den Jahren 2012.
Mein Weg führte mich letztendlich aus dem Labor und in die Selbstständigkeit: Nachdem ich mit einer halben Stelle für etwa anderthalb Jahre in Süddeutschland gearbeitet, mich mit dem Thema Akkreditierung ausgiebig befasst und den gesamten Medizinisch-Technischen Dienst der Pathologie innerhalb eines Krankenhauskonzerns geleitet hatte und mich in diesem Zusammenhang auch eher unerfreulichen Entwicklungen widmen musste, begann ich 2013, selbst gesundheitsökonomische Themen im Managementlehrgang zu unterrichten. Neue Herausforderungen sind auch heute noch meine Energiequelle. Mit den Teilnehmern/-innen hatte ich unglaublich viel Spaß und eine Chance, neues Terrain zu erkunden. Insofern war es ein folgerichtiger Schritt, dass ich 2015 mein Unternehmen, die S&P Exzellenz, gründete. Im Herbst 2016 schied ich aus dem Angestelltenverhältnis aus. Seitdem arbeite ich recht zufrieden in der Beratung und als Dozentin. Auch heute noch habe ich viel mit MTA zu tun, wenn ich Pathologien beraten darf.
Der Berufsverband begleitete mich auf allen Wegen. Bis heute bin ich Mitglied. Besonders gerne denke ich an Sonderveranstaltungen des DVTA wie unseren Besuch in Stralsund im Sommer 2016 zurück. Seit die Zunahme der Arbeitsbelastung spürbar geworden war, die Spezialisierungsmöglichkeiten für die MTA zunahmen und der Arbeitsmarkt sich veränderte, sah ich die Aufgabe des DVTA zunehmend auch in der politischen Interessenvertretung der MTA. Heute, da ich mich unter anderem als Dozentin in der Gesundheitspolitik bewege, sehe ich die Notwendigkeit, die Profession der Analytiker/-innen zu erneuern und berufspolitisch für deren Anerkennung zu sorgen. Eine Reform des Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzeptes halte ich für unumgänglich – doch der Verband ist „dran“.
Meine Arbeit macht mir Freude. In der Regel fehlt mir die Zeit für berufspolitisches Engagement. Vielleicht werden das die kommenden Jahre bringen.
Heute bin ich, zusätzlich zum DVTA, auch Mitglied im Berufsverband Deutscher Pathologen e.V. In meiner Beratungsfunktion ist es essenziell, die wesentlichen Entwicklungen zu verstehen. Es ist bedauerlich zu sehen, dass die Interessen beider Berufsgruppen stellenweise nicht dieselbe Zielrichtung verfolgen – denke man nur an die Schaffung eines Berufsbildes, das die Pathologen/-innen von der makroskopischen Bearbeitung entlasten und den MTA eine Möglichkeit zur zusätzlichen Qualifizierung geben könnte. Doch Fantasieren ist nicht verboten! Ich träume auch davon, dass ein berufsübergreifendes Engagement auch für die „aussterbende“ Spezies der Sektions- und Präparationsassistenten/-innen stattfindet, deren Einsatzgebiete innerhalb der Pathologie vielfältig sind und an vielen Institutionen schon gelebt werden.
Nicht nur der MTA-Beruf hat sich verändert. Manches Bild in meinem Album löst in mir ein verklärtes Bild der „alten Arbeit“ aus. Doch ich weiß: die „neue“ ist mindestens genauso gut, nur anders! Und nicht nur für die MTA gilt: „Wer im Leben erfolgreich ist, wird am Ende sagen: Ich habe nie aufgehört, an meine Träume zu glauben.“ (Quelle unbekannt).
Entnommen aus MTA Dialog 2/2019
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