Digitale Facharztnetzwerke

Spitzenmedizin für Patienten, vereinfachter Workflow für Fachkräfte
Annika Best, Veronika Strotbaum
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© Halfpoint, Adobe.Stock.com
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Neue, digitale Vernetzungstechnologien bieten enorme Chancen, die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten. So hat das Neuroradiologische Netzwerk rund um die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach das Potenzial derartiger Strukturen bereits erkannt und in seinem Versorgungsalltag integriert.

Neue, digitale Vernetzungstechnologien bieten enorme Chancen, die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten. So hat das Neuroradiologische Netzwerk rund um die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. med. Adrian Ringelstein das Potenzial derartiger Strukturen bereits erkannt und in seinem Versorgungsalltag integriert. „Als wir in unserer Klinik 2017 die erste und auch weiterhin einzige interventionelle Neuroradiologie in Mönchengladbach etablierten, bestand unser Auftrag auch darin, unsere Expertise möglichst vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Patientenversorgung zur Verfügung zu stellen. Dazu brauchten wir eine schnell umsetzbare, zuverlässige, datenschutzkonforme und möglichst preiswerte Lösung“, berichtet Prof. Ringelstein. Es gibt keine weitere Klinik in Mönchengladbach oder den beiden benachbarten Kreisen, die wie die Klinik Maria Hilf das gesamte interventionelle neuroradiologische Spektrum abbilden kann. Die etwa 600.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Einzugsgebiet der Klinik allein über eine Sprechstunde vor Ort in der Klinik zu versorgen, ist also praktisch unmöglich.

Prof. Dr. med. Adrian Ringelstein | © privat

Experten zum Patienten bringen

Die Lösung: Mithilfe einer als Medizinprodukt zertifizierten und DSGVO-konformen Software halten Ringelstein und seine Kolleginnen und Kollegen Telekonsile mit Praxen im Umland ab, wenn die niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzte dort Bedarf an deren neuroradiologischen Expertise sehen. Ringelstein: „Wir betreuen so die Patientinnen und Patienten weiterhin vor Ort, indem wir die Experten zu den Patienten bringen und nicht die Patienten zu den Experten.“

Die Organisation hierzu leisten die Medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten im konsilgebenden Krankenhaus. „Wir werden als MTA involviert, wenn die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen entscheiden, dass der Patient behandelt werden muss“, erklärt MTRA Carolin Göckel, Bereichsleitung für Digitale Subtraktionsangiografie. „Konkret sagt uns dann einer der Konsil-ärzte, dass ein Patient beispielsweise eine Behandlung aufgrund eines vorliegenden Hirnarterienaneurysmas erhalten soll.“ Darauf folge dann ein klar standardisiertes, überwiegend durch digitale Technologien gestütztes Vorgehen, das die medizinisch-technischen Fachkräfte umsetzen: Erst erfolge die Terminvereinbarung für das Aufklärungsgespräch, dann eine digitale Subtraktionsangiografie, die Koordination mit den bettenführenden Abteilungen und dann gegebenenfalls noch mit der Anästhesie. Göckel: „Wir übernehmen die organisatorische Kommunikation nach extern und intern und begleiten nachher natürlich auch die Intervention beziehungsweise Behandlung.“ Der hohe Grad an Standardisierung im Ablauf und der überdurchschnittlich große Einsatz digitaler Technologien vereinfacht das Prozedere für alle Beteiligten.

MTRA Carolin Göckel | © privat

Darüber hinaus ergeben sich durch die Nutzung der Software auch weitere, organisatorische Vorteile: „Für uns ist es vor allem gewinnbringend, dass die Unterlagen, wie beispielsweise Voraufnahmen oder auch auswärtige Befunde bereits in digitaler Form und gesammelt vorliegen“, erklärt Göckel. Das „Zusammensuchen“ von Vorbefunden sei sehr zeit- und personalintensiv und für sie als MTA leider auch oft frustrierend. Göckel: „Denn manchmal sind Vorbefunde einfach nicht mehr auffindbar, was uns dann zu Wiederholungsuntersuchungen zwingt.“

Den Behandelten würden darüber hinaus Wege und lange Zeiten der Unsicherheit erspart. Denn: Bewährt habe sich das Netzwerk vor allem in Bezug auf das Einholen von Zweitmeinungen zu radiologischen Aufnahmen. Ringelstein: „Hier in der Region wurden die Aufnahmen bisher deutschlandweit verschickt. Wenn es gut lief, lag nach zwei Wochen die Meinung einer Spezialistin oder eines Spezialisten vor.“ Heute kann der behandelnde Mediziner der Patientin beziehungsweise dem Patienten direkt vor Ort eine von Spezialisten abgesicherte Empfehlung mitteilen.

Projekte in Brasilien und Mexiko geplant

„Da wir unsere Konsilleistung und auch die Technik im Hintergrund allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kostenlos zur Verfügung stellen, gibt es erste Ideen, unsere Expertise auch weniger gut versorgten Regionen der Welt anzubieten. Zwei Projekte mit Krankenhäusern in Brasilien und in Mexiko sind in Planung, aber bisher noch nicht umgesetzt“, erklärt Ringelstein.

Das Neuroradiologische Netzwerk rund um Mönchengladbach beweist: Der Einsatz digitaler Vernetzungsstrukturen im Krankenhauswesen kann dazu beitragen, dass auch künftig Wirtschaftlichkeit, Effizienz sowie konsequente patientenorientierte Betreuung und Pflege kein Widerspruch sein müssen.

Entnommen aus MTA Dialog 12/2020

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