Der Freitagnachmittag stand unter dem Motto: „AML im Jahr 2019 – M0, M1, M2 oder was?“ und „Forever young! – Pathophysiologie der Non-Hodgin-Lymphome-Entwicklung“. Referiert wurden diese Themen von den beiden Onko-Hämatologen Chefarzt Dr. med. Carsten Schwänen und dem leitenden Oberarzt Dr. med. Jochen Rentschler. Es stellen sich die Fragen: Wie werden heute akute Leukämien diagnostiziert? Ist es für die Therapie wichtig zu wissen, um welche Art von Leukämie es sich handelt und welche Untersuchungen sind dafür geeignet? Welche Rolle spielt dabei das Mikroskop? Benötigen wir noch die Zytomorphologie, oder reicht es aus, wenn wir die zytogenetische und molekulargenetische Untersuchung zur Verfügung haben?
Die Antwort auf die vielen Fragen lautet: Die MTA, die möglicherweise am Wochenende oder abends das Blut eines Patienten, der soeben in die Notaufnahme kam, zur Untersuchung ins Labor bekommt, sieht ein auffälliges Blutbild, macht einen Blutausstrich, mikroskopiert den gefärbten Blutausstrich und entdeckt Zellen, die nicht dahingehören, es sind Blasten . . . Die MTA hat hier eine Schlüsselfunktion, denn dieser auffällige Befund wird von der MTA sofort an den behandelnden Arzt weitergegeben, er entscheidet zusammen mit der MTA, welche Schritte als nächste eingeleitet werden, um dem Patienten mit einer schnellstmöglichen Therapie zu helfen. Im weiteren Prozess folgen dann die Zytogenetik, Molekulargenetik und Histologie.
Im nächsten Vortrag ging es um die Lymphozyten. Sehr anschaulich hat Dr. Rentschler gezeigt, welche Entwicklung die Lymphozyten in unserem Körper durchlaufen, um die entsprechenden Antikörper zu produzieren, die für die Immunantwort essenziell sind, und welche Mutationen entstehen können, sodass die Lymphozyten ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen und sie sich zu einem Lymphom oder einer Leukämie entpuppen.
Im folgenden Vortrag von Daniela Schell von der Firma Sysmex ging es um die Beurteilung der Blutbild-Scattergramme. Wo werden die einzelnen Zellreihen dargestellt, und welche Maßnahmen sind zu ergreifen, wenn das Gerät Warnhinweise gibt? Daniela Schell brachte uns das Messprinzip und die einzelnen Flags näher. Sie erläuterte, welche weiteren Maßnahmen dabei erforderlich sind.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der mikroskopischen Morphologie. Dr. med. Heinz Diem verstand es, alle 180 Teilnehmer in den Bann der Morphologie zu ziehen. Er hat anschaulich gezeigt, wie der Standardlymphozyt aussieht, bis hin zu neoplastisch veränderten Zellen, sowohl im peripheren Ausstrich wie auch im KM-Präparat. Ein ganz besonderes Schmankerl waren die Comiczeichnungen der Blutzellbildung. Sie wurden so dargestellt, als würden die Zellen in einer Küche (Knochenmark) produziert und auf den Tisch (peripheres Blut) gebracht (wie in Abbildung 2 zu sehen). Während der gesamten Veranstaltung war der DVTA mit einem Stand vertreten und wir konnten auf Fragen professionelle Antworten geben.
Blutzellbildung | © Bild von Dr. Diem
Als Fazit kann man festhalten: Es war eine gelungene Veranstaltung, und alle Teilnehmer waren mit der Tagung hoch zufrieden. Es ist uns gelungen, wieder alle Mitwirkenden für die 10. Offenburger Hämatologietage 2020 in Offenburg einzuladen.
Entnommen aus MTA Dialog 5/2019
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