Mit rund 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin im Uniklinikum Würzburg voll besetzt. Laut Christine Nickl-Weller vom Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin geraten Krankenhäuser durch technische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen immer mehr zu Allround-Anbietern von Gesundheitsleistungen – komplettiert durch Gastronomie und Hotellerie. Die Architekturbüros müssten auf diese Herausforderungen reagieren, ohne die menschliche Dimension zu vernachlässigen.
Nickl-Weller zeigte anhand von zehn Thesen Lösungsvorschläge für eine zukunftsfähige Krankenhausarchitektur auf und illustrierte diese mit mustergültigen Bauten. „Beispielsweise eignen sich Foyers und Treppenhäuser besonders, um als soziale Räume über das reine Krankenhaus hinaus genutzt zu werden“, sagte die Architektin. Als gelungenes Beispiel dafür stellte sie das neue Mutter-Kind- und OP-Zentrum im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien/Österreich vor, bei dem gerade diese „Zwischenräume“ konsequent als lichte, freundliche Aufenthaltsorte gestaltet wurden.
Klaus Beekmann, Bereichsleiter Facilities Management beim Kommunalunternehmen Klinikum Augsburg, berichtete, dass das im Jahr 1980 in Betrieb genommene Klinikum derzeit vor einer Generalsanierung stehe, die unter laufendem Betrieb stattfinden solle. „Infolgedessen ist die Hygiene mit diversen Problemen konfrontiert, wie zum Beispiel die Behinderung von Betriebsabläufen bei der Versorgung der Patienten, neuen Wegeführungen sowie erhöhten Infektionsrisiken durch Schimmelpilze“, erläuterte Monika Schulze, Leiterin Hygiene und Umweltmedizin des Klinikums Augsburg.
Zsammenarbeit von Technik und Hygiene
Um eine Gefährdung für Patienten und Personal auszuschließen, sei eine strikte Organisation der Baustellenbetreuung in Zusammenarbeit von Technik und Hygiene erforderlich. „Deshalb arbeiten wir von der Planung bis zur Bauabnahme mit klaren Informationsstrukturen und Zuständigkeiten“, berichtete Schulze.
„Probebauen“ kann bei kleineren Bauvorhaben helfen, optimale Lösungen unter Einbeziehung von Mitarbeitern zu finden. Lorenz Frey von der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums München belegte dies anhand der Realisierung einer Intensivstation in München. Auch am Uniklinikum Würzburg wurde das Probebauen von zwei Nasszellen in Bereichen mit extrem abwehrgeschwächten Patienten genutzt, um Materialien und Einrichtungsgegenstände im laufenden Betrieb zu testen. „Die gewonnenen Erkenntnisse fließen nun in die Nasszellsanierung einer Station ein“, berichtete Vogel.###more###
„Bauliche Strukturen, die an die Patientenperspektive und die medizinischen Erfordernisse der Intensivmedizin angepasst sind, können den Heilungsprozess auf Intensivstationen maßgeblich beeinflussen“, ist sich Maria Deja sicher. So lassen sich laut der Leiterin der operativen Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin durch ein „Healing environment“ Stressoren deutlich reduzieren.
Automatisch geschlossene Türen
„Der größte Störfaktor auf Intensivstationen ist Lärm, derzum Verlust des Tag-Nacht-Rhythmus‘ führt. Hier können unter anderem automatisch geschlossene Türen zum öffentlichen Bereich der Stationen und davon separate Zugangsmöglichkeit zum Patientenzimmer für mehr Ruhe sorgen”, erläuterte die Referentin. Weiterhin sei es möglich, durch eine spezielle Deckenbeleuchtung dem Verlust des Tag-Nacht-Rhythmus‘ für Intensivpatienten vorzubeugen.
Krankenhäuser sind hoch technisierte, energieintensive Bauten. Allein die Raumlufttechnik von Einrichtungen für das Operieren, deren revidierte technischen Regelwerke Frank Albert Pitten vom Gießener Institut für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle vorstellte, ist für einen erheblichen Energieverbrauch verantwortlich. Unter dem Prinzip „Green Hospital“ versucht man nun, Krankenhäuser möglichst ökologisch, nachhaltig sowie umweltressourcensparend zu errichten und zu betreiben.
„Bei diesen an sich sehr begrüßenswerten Bestrebungen darf jedoch nicht vergessen werden, dass manche Maßnahmen auch unerwünschte Nebenwirkungen haben können“, merkte Christiane Höller vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) an und beschrieb einige Gefährdungspunkte. Um zum Beispiel Energie zu sparen, wird laut der Referentin auch im Krankenhausbetrieb derzeit oft überlegt, die Warmwassertemperatur zu senken. „Dies birgt die Gefahr der Legionellenvermehrung in der Hausinstallation und damit eine Gesundheitsgefährdung für Patienten und Personal“, warnte die Leiterin des Sachgebiets Hygiene am Bayerischen LGL.
Quelle: idw/Universitätsklinikum Würzburg, 20.10.2016
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