So forderte der RSNA-Präsident Richard L. Baron, MD, seine Kollegen auf, den Blick über den Horizont der Bildgebung hinaus zu richten, um die Relevanz der Radiologie in Versorgung und Forschung zu sichern. Seine Thesen auf dem Kongress in Chicago mögen die Entwicklungen in den USA zur Ausgangsbasis haben, ihre Geltung ist jedoch auch für Deutschland kaum eingeschränkt.
Vier Herausforderungen hätten die Radiologen zu meistern, sagte Baron: Sie haben angesichts neuer Vergütungsmodelle „Wert“ zu erzeugen. Ferner müssen sie eng mit den Behandlern zusammenarbeiten, neue Ideen, Fähigkeiten und Werkzeuge entwickeln sowie den Patienten in den Mittelpunkt stellen. „Radiologen können zum Bild vom Arzt in der Renaissance zurückkehren, der tiefgehende Kenntnisse der klinischen Medizin hatte.“
Die meisten Radiologen seien heute darauf ausgerichtet, möglichst viele Bilder zu generieren und zu interpretieren, erklärte der RSNA-Präsident. Wer sich aber die Zeit nehme und Zuweiser über neueste Methoden und Technologien informiere, könne dadurch die Beziehung zu dieser wichtigsten Zielgruppe intensivieren.
Zurück zu den Ursprüngen: Radiologen, die sich mit der Patientengeschichte auseinandersetzen und ein Mehr an medizinischem Wissen mitbringen, könnten ihren Zuweisern und Patienten aussagestärkere Befunde und Therapievorschläge anbieten. Dies lasse sich beispielsweise über Subspezialisierungen er‧reichen, die das Tätigkeitsgebiet der Zuweiserpraxen abbil‧den. Das persönliche Gespräch, im digitalen Zeitalter durch effiziente Kommunikationsmöglichkeiten und dezentrale Teams in den Hintergrund geraten, könne hier Beziehungen binden.
Dr. med Stefan Lohwasser, Geschäftsführer der DRG, macht auf dem RSNA aufmerksam auf das Geburtshaus von W. C. Röntgen | © Mirjam Bauer
Baron sprach den Radiologien, denen die Trendumkehr gelungen ist, das Lob aus – darunter den Universitätskliniken von Chicago, Colorado und Johns Hopkins, die alle ihre Radiologie-Befundungsräume näher an jene der Kliniker herangerückt haben – mit spürbaren Ergebnissen. Auch die radiologische Forschung, mahnte Baron, müsse sich neue Ziele setzen. Es reiche nicht mehr aus, sich mit Bildern und mit den Fachzeitschriften der Disziplin auseinanderzusetzen: Radiologen müssen künftig einen höheren Wertbeitrag für die Medizin im Allgemeinen leisten.
Besonders wichtig war es Baron, die Sicht des Patienten in den Mittelpunkt zu rücken. Veränderungen müssen insbesondere aus seiner beziehungsweise ihrer Brille spürbare Verbesserungen bringen ... und nicht hinsichtlich der Optimierung von Effizienz, Komfort und wirtschaftlichem Gewinn. Die Patientenorientierung beginne beim Befund, so Baron weiter. Radiologen sollten dabei die Vorlagen der Radiological Society of North America (RSNA) nutzen und das Ziel im Auge haben, jeden Befund verantwortungsvoll so vollständig und aussagekräftig zu verfassen, als sei er für einen nahen Verwandten bestimmt. „Mit diesen Veränderungen positionieren wir uns selbst und unsere Disziplin als wertvolle Ressource und als unverzichtbare Partner in der Behandlungskette.“
Die DRG zum Thema
Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die MTRA?
DRG-Geschäftsführer Dr. med. Stefan Lohwasser auf dem RSNA:
Sie werden im Rahmen der wachsenden Anforderung medizinisch-klinischer Informationen in Praxis und Forschung noch deutlich mehr als heute mit Computern arbeiten – insbesondere mit diagnostisch unterstützenden Applikationen und Daten.
Entnommen aus MTA Dialog 1/2017
Artikel teilen