Bei seiner Eröffnungsveranstaltung schaute der Kongress zunächst nach Dänemark, wo zurzeit die gesamte Krankenhauslandschaft umgebaut wird. Sieben Superkliniken der Maximalversorgung werden neu gebaut sowie weitere elf modernisiert und ausgebaut. Julian Weyer, Partner des Architekturbüros C.F. Møller, stellte die Superklinik Aarhus vor, den derzeit größten Klinikneubau in Europa. Sie ist der Prototyp für die anderen Neubauten.
Bei der Konzeption habe sich, so Weyer, „alles geändert“. Weyer erläuterte den Ansatz „evidenzbasierter Krankenhausplanung“: So hätten Studien beispielsweise gezeigt, dass möglichst viel Ruhe Patienten bei der Genesung ebenso helfe wie die Anwesenheit von Angehörigen. Als Konsequenz hat die Superklinik in Aarhus nur Einzelzimmer für jeden Patienten. Darin gebe es aber immer ein Klappbett, auf dem Angehörige übernachten können.
Julian Weyer stellte die Superklinik Aarhus vor, den derzeit größten Klinikneubau in Europa.
Ein wesentliches Planungskriterium sei, dass eine Klinik nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit bei der Eröffnung aus medizinischer Sicht oft bereits wieder veraltet sei. Der gesamte Bau sei daher so ausgelegt worden, dass Erweiterungen, Umbauten oder der Einbau zusätzlicher technischer Logistik mit möglichst geringem Aufwand möglich sind. Sämtliche künftige Arbeitsprozesse seien auf den Stationen und den Arbeitsplätzen in Modellumgebungen getestet worden. Eine der Krankenhausaufnahme vorgeschaltete Notfallambulanz sorge ganz gezielt dafür, „Patienten aus dem Krankenhaus herauszuhalten“. Sie vermeide damit die missbräuchliche Inanspruchnahme der Notfallmedizin.
Dass auch in Bayern in die Krankenhäuser investiert werde, betonte die Amtschefin des bayerischen Gesundheitsministeriums, Ruth Nowak. Sie kündigte an, dass in den kommenden fünf Jahren jeweils 643 Millionen Euro für Investitionsförderung in Krankenhäusern zur Verfügung gestellt werden solle. Das seien in der kommenden Legislaturperiode insgesamt drei Milliarden Euro. „Jeder Krankenhausträger, der eine Förderung braucht, bekommt sie. Darum beneiden uns viele“, so Nowak.
Doch kann damit auch das Problem des Fachberufemangels gelöst werden? Dass dies ein gravierendes Problem in Deutschland ist, verdeutlichte Diplom-Verwaltungswirt Martin Neuhaus. Der Hauptabteilungsleiter Personalwesen und Prokurist im erweiterten Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz berichtete, dass der Ärztemangel immer mehr zunehme. So seien im Deutschen Ärzteblatt Anfang September 924 Stellenangebote geschaltet worden. Zum gleichen Zeitpunkt hätten aber nur 32 Ärzte auf vier Seiten eine neue Stelle gesucht. Die Verfügbarkeit von Personal mit den benötigten Qualifikationen werde immer mehr zum limitierenden Faktor und bedeute zunehmend eine Gefahr für die Versorgungssicherheit, befürchtet Neuhaus. Und das betreffe in besorgniserregender Weise auch den Bereich der MTA. So könne im Klinikum Kemnath durch den Aus- und Wegfall von MTRA der CT-Dienst nicht mehr aufrechterhalten werden. Das CT müsse für bestimmte Zeiten abgemeldet werden, das heißt: „Es kommt zu eventuellen Verlegungen von Patienten.“ Auch in den Krankenhäusern Tischenreuth und Waldsassen sei eine Sicherstellung des Betriebes nicht gewährleistet, weil offene Stellen im Bereich Medizinisch Technischer Dienst Röntgen/CT nicht nachbesetzt würden.
Jos de Blok, Gründer und CEO von Buurtzorg, berichtete über die Entstehung der niederländischen Pflegeorganisation.
Um Lösungen zu finden, lohnt sich ein Blick über die Grenzen. So stellten etliche der Referenten richtungsweisende Projekte aus anderen Ländern dar, wie Jos de Blok, Gründer und CEO der niederländischen Pflegeorganisation Buurtzorg, deren humane Arbeitsprinzipien sich derzeit über die ganze Welt ausbreiten (dazu ein ausführlicher Beitrag in einer der nächsten Ausgaben von MTA Dialog).
Entnommen aus MTA Dialog 12/2018
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