Das DICOM-Treffen mit KIS-RIS-PACS-Tagung ist die Fortführung der legendären Veranstaltungsreihe, die Prof. Dr. Kurt Marquardt im Schloss Rauischholzhausen bei Gießen organisiert hatte. Von manchen als „Klassentreffen“ bezeichnet, bringt sie Radiologiemanager, Radiologie-ITler und Radiologen sowie Berater und Industrievertreter einmal jährlich für drei Tage zusammen. In diesem Juni kamen wieder rund 280 Teilnehmer in das „Sparkassen-Schloss“ Waldthausen nahe der Universitätsmedizin Mainz, die so gemeinsam mit der @GIT der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) das traditionelle Ambiente aufrechterhalten will.
Digital Imaging and Communications in Medicine (DICOM) ist ein weltweit gültiger Standard für die digitale Bildverarbeitung. Dieser ist notwendig für einen hersteller- und geräteunabhängigen Austausch radiologischer Aufnahmen. Wie in jedem Jahr stand das Update zu Standards im Kontext von Bildgebung, -archivierung und -verteilung im Vordergrund. Ein Augenmerk galt dabei dem Digital Imaging Adoption Model (DIAM) – vorgestellt von Jörg Studzinski aus dem HIMSS-Europe-Team. Analog zur Bewertungsskala EMRAM Electronic Medical Records Adoption Model (EMRAM, www.himss.eu/healthcare-providers/emram) für die Durchdringungsrate von Organisationen mit elektronischen Patientenakten dient DIAM zur Beurteilung der Digitalisierung von Workflows im Bereich der Bildgebung.
Dosismanagement war ein weiteres „Hot Topic“. Wer angenommen hatte, dass zum Wohle des Patienten das Strahlenschutzgesetz nach EURATOM-Vorlage die Zusammenführung von Expositionsdaten zum Behandelten fordert – mit der zu erwartenden Notwendigkeit, über Modalitäten, Abteilungen, Verbünde und gar die gesamte Behandlungskette hinweg Daten zu bündeln –, sah seine Erwartungen getäuscht: Die Vorgaben der automatisierten Einspeisung und Weitergabe von Dosisdaten – mit dem Ziel der Reduktion manueller Eingaben mit typischen Fehlern – gelten nur innerhalb von Einrichtungen. Zu individuell und insbesondere von außen kaum nachvollziehbar sind die Dosisgaben in Diagnose und Intervention, erläuterte Dr. Michael Walz, Leiter der Ärztlichen Stelle Hessen, in Waldthausen. Strahlentherapie sei im Übrigen nicht Teil des Geltungsbereiches. Da die Gesundheitsfolgen durch Strahlenexposition erst nach rund 20 Jahren auftreten, sei es fraglich, für jüngere Patienten und solche mittleren Alters über eine longitudinale Messung – wie beim Personal – nachzudenken.
Ein Update zur Befundungsnorm und dem deutschen Lexikon der Radiologie mit standardisierten Terminologien (RadLex) stellte Prof. Dr. Thomas Hackländer, Leitender Oberarzt an der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie in Wuppertal, vor. Die Version 3.13.1 des RadLex.de umfasst mittlerweile 46.000 Begriffe, die bis Ende Januar durch ein Übersetzungsbüro ins Deutsche transferiert wurden. Zwischen Mitte April und Oktober wird den Arbeitsgemeinschaften der DRG die Möglichkeit gegeben, diese Übersetzungen zu korrigieren oder zu ergänzen. Ende November, auf dem weltgrößten Radiologiekongress (RSNA) in Chicago, soll das deutsche RadLex an die „Radiological Society of North America“ übergeben werden. Die Kodierung der zertifizierten Befundvorlagen erfolgt ab 2018.
Ferner gibt es eine neue Norm für die strukturierte Befundung: Die alte DIN 6827.5 von 2003 „Radiologischer Befundbericht“ wurde zur DIN 25300.1 „Prozesse in der Radiologie – Befundung eines bildgebenden oder bildgestützten Verfahrens“. Die Veröffentlichung als Normenentwurf im Herbst 2016 endete im Februar 2017 ohne relevante Einsprüche. Geplant ist die Freigabe durch den Arbeitsausschuss „Informationstechnologie“ des Normenausschusses Radiologie (NAR) im Sommer 2017. Die Norm umfasst die Definition von 24 Begriffen, die Beschreibung zweier Prozesse, die Festlegung des Befundberichtinhaltes und dessen informationstechnische Abbildung.
Das Spektrum der Präsentationen und des Meinungsaustausches enthielt darüber hinaus noch zahlreiche weitere Themen. So stellte Stefan Walther, bis vor kurzem IT-Leiter des Universitätsklinikums Düsseldorf, seinen neuen Marktplatz Ayacandas vor. Mit dessen Hilfe, so das Ziel, sparen künftig IT-Leiter Ressourcen, die bislang in hohem Maße für die Beschaffung von IT-Tools und Modulen aufgewendet werden.
Was passiert beim Thema KIS? Auf diese Frage erhielt man in Waldthausen nicht wirklich eine Antwort; gegebenenfalls findet die Dynamik eher in den beschriebenen Bereichen statt. Das Thema Apps als neue Datenquellen, persönliche Gesundheitsakten und Austausch granularer Daten anstelle von Dokumenten hat die Community noch nicht erfasst.
Das Treffen bleibt eine zentrale Veranstaltung für alle Akteure im Kontext von Bildgebung und IT. Im kommenden Jahr lockt es erneut mit frischen Informationen und intensiven Gesprächen, etwa beim beliebten Grillabend auf dem Schlossvorplatz.
Entnommen aus MTA Dialog 9/2017
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