Herr Günther, wie hat die Corona-Krise den Workflow in der Radiologie in Ihrem Hause verändert?
Die Abläufe in unserer Abteilung haben sich in den letzten Wochen erheblich verändert. Zu Zeiten von COVID-19 liegen unsere Prioritäten bei Desinfektion, Schutz des Personals und Schutz der Patienten.
Die Charité hat planbare Operationen verschoben, wodurch Stationen teilweise nicht voll belegt sind, ambulante Patienten haben mitunter Angst, ins Krankenhaus zu kommen und Ambulanzen sind zum Teil geschlossen. Aus diesen Gründen sind die Untersuchungszahlen in unserer Abteilung insgesamt zurückgegangen, sodass der Aufwand in dieser Hinsicht gesunken ist.
Jedoch gibt es aktuell viele Hygienevorschriften, so wird bspw. nach jedem Patienten an den Großgeräten eine komplette Gerätedesinfektion von der MTRA durchgeführt. Alarmpatienten wie Stroke oder Polytrauma werden stets wie ein COVID-19-Fall behandelt, da vorher oftmals keine Anamnese möglich ist. Auch bei den Intensivpatienten, die einen Thorax auf der Station geröntgt bekommen, ist durch das ständige Anlegen der Schutzausrüstung und durch das Desinfizieren der Mobilette der Zeitaufwand deutlich höher.
Aktuell wird also bei geringeren Untersuchungszahlen speziell in der Nachbereitung der Untersuchung mehr Zeit benötigt.
Welche Auswirkungen hat das auf die MTRA?
Wir als MTRA sind den Umgang mit isolierten Patienten gewöhnt. Auch die Nutzung der persönlichen Schutzausrüstung zum Selbstschutz, wie z.B. bei Patienten mit Meningitis oder offener Tuberkulose, ist für uns fast Alltag. Jedoch nicht in diesem Umfang wie zu den aktuellen Zeiten.
So bedeutet es für die MTRA, dass es aktuell noch wichtiger ist, auf den Eigenschutz zu achten. Viel Organisationsaufwand steht an, wenn ein infizierter Patient zu uns in die Abteilung kommt, da dieser eine möglichst kurze Zeit bei uns verbringen soll. Natürlich tragen auch wir schon seit Wochen dauerhaft einen Mund-Nasen-Schutz.
Wie ist aktuell die (zeitliche) Belastung, die schon zu Normalzeiten für MTRA sehr hoch ist?
Die Belastung ist weiterhin hoch. Neben den mit COVID-19 infizierten Patienten sind weiterhin viele Untersuchungen zu erledigen. Diese laufen weiterhin nach bekanntem Schema ab, wobei aber strikt auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen geachtet wird. Ständiges Desinfizieren von Händen, Räumen und Geräten stellt eine enorme Belastung dar. Kommt ein infizierter Patient beispielsweise zur Computertomografie in unsere Radiologie, so benötigen wir mit Vor- und Nachbereitung nahezu 1,5 h für eine Untersuchung. Dazu kommen natürlich auch die Dienste, die weiterhin besetzt werden müssen.
Gibt es auch geänderte Notfallpläne?
Die Charité hat frühzeitig einen Pandemiestab und eine Pandemie-AG zu COVID-19 eingerichtet. Der Pandemiestab tagt täglich und schätzt die aktuelle Lage ein. Zusätzlich existiert ein Pandemieplan, der das genaue Vorgehen für alle betroffenen Bereiche der Charité detailliert vorgibt.
Wie klappt die Versorgung mit Schutzartikeln und Desinfektionsmitteln aktuell? Was bedeutet das im täglichen Betrieb?
Bei uns gab es, zum Glück, noch keine Probleme mit der Versorgung an Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln, da die Charité derzeit über ausreichend Ressourcen verfügt. Es wird aber weiterhin auf einen achtsamen Umgang mit den Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln hingewiesen.
Gibt es bei Ihnen Kapazitätsengpässe (durch Krankheiten, Quarantäne etc.)?
Nein. Wir waren zu jeder Zeit genug MTRA. Es gibt bei uns keinen infizierten Mitarbeiter.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Die Einschätzung der Situation ist schwierig. Ich denke, Corona ist immer noch eine riesige Bewährungsprobe für unser Gesundheitssystem und die Krise ist noch längst nicht bewältigt. Wir werden sehen, wie sich die nächsten Wochen entwickeln und wie sich die beschlossenen Lockerungen auf die Infektionszahlen niederschlagen. Ich denke aber auch, dass wir nach den Erfahrungen der letzten Wochen gut vorbereitet sind.
Artikel teilen