100 Jahre Insulin
Banting und Best waren nicht die Ersten, die sich mit Insulin beschäftigten. Jedoch schafften die beiden Mediziner den Durchbruch in der Erforschung des lebenswichtigen Hormons. Sie gelten heute als seine Entdecker.
Banting war der Sohn eines kanadischen Farmers. 1916 schloss er sein Medizinstudium an der Universität von Toronto ab und eröffnete eine orthopädische Praxis. Er unterrichtete parallel zu seiner praktischen Tätigkeit auch Medizinstudenten. Der neun Jahre jüngere Best war der Sohn eines Arztes. Er beschäftigte sich unter anderem intensiv mit Biochemie. Zunächst begannen die beiden Mediziner mit Experimenten an den Bauchspeicheldrüsen toter Hunde und ungeborener Kälber.
Obwohl die Symptome des Diabetes bereits in der Antike bekannt waren, stellte der Typ-1-Diabetes (der damals noch nicht so genannt wurde) bis in die 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts eine tödlich verlaufende Krankheit dar. Einzig durch eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung konnten die Erkrankten lediglich ein bis zwei Jahre überleben. Durch das viele Hungern magerten die Patienten sehr stark ab, verloren irgendwann das Bewusstsein (diabetisches Koma) und verstarben.
Die ersten Versuche der Insulingabe fanden an einem pankreatektomierten Hund statt. Hier konnten die Beiden eine Blutzuckersenkung von 40 % erreichen. Sie entwickelten und forschten weiter und testeten verschiedene Extraktionsmöglichkeiten und Aufbereitungsformen für das neu entdeckte Hormon. Es mussten zwar Rückschläge hingenommen werden, denn in Eigenversuchen zeigte sich, dass das enthaltene Fremdeiweiß Probleme machte, weil es giftig war. Das bestätigten kurz darauf auch Versuche an Diabetikern. Der kanadische Biochemiker James Bertram Collip wurde hinzugezogen. Ihm gelang es, das Fremdeiweiß mithilfe eines speziellen Verfahrens zu isolieren.
Der Durchbruch
Am 23. Januar 1922 war schließlich der große Tag gekommen. Das neue Medikament wurde erstmals einem Menschen injiziert. Der 13-jährige Leonard Thompson bekam tierisches Insulin verabreicht und seine gefährlich hohen Blutzuckerwerte wurden zügig gesenkt. Bereits nach wenigen Tagen hatte sich der zuvor lebensbedrohlich erkrankte Junge deutlich erholt. Der erste mit Insulin behandelte Patient lebte noch weitere 13 Jahre, bevor er 1935 an einer Lungenentzündung verstarb.
Es begann der weltweite Siegeszug des Insulins. Es stand erstmals eine wirksame Therapie des Typ-1-Diabetes zur Verfügung. Anfangs wurde es aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern produziert. Seit Anfang der 1980er-Jahre wird Insulin mithilfe gentechnisch veränderter Bakterien hergestellt. Frederick Banting bekam 1923 den Nobelpreis für Medizin. Charles Best ging jedoch leer aus. Banting, der sich später Sir Frederick Banting nennen durfte, protestierte erfolglos und teilte daraufhin sein Preisgeld mit seinem Mitarbeiter.
Banting und Best beschäftigten sich nach ihrem bahnbrechenden Erfolg weiter mit dem Thema Diabetes. 1932 wurde das Banting-Best-Institut an der Universität von Toronto gegründet, in dem beide Forscher arbeiteten. Banting starb 1941 bei einem Flugzeugabsturz auf Neufundland. Best starb 1978 in Toronto, im hohen Alter litt der Mitentdecker des Insulins selbst an Diabetes mellitus.
Literatur
1. Frederick G. Banting. Nobel Lectures, Physiology or Medicine 1922–1941, Elsevier Publishing Company, Amsterdam, 1965.
2. Britannica, The Editors of Encyclopaedia. „Charles H. Best“. Encyclopedia Britannica, Invalid Date, www.britannica.com/biography/Charles-H-Best (last accessed 31 January 2022).
3. Graf von Westphalen G: Insulin. DocCheck Flexikon.
Entnommen aus MTA Dialog 3/2022
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