Wichtige Erkenntnisse über Autoimmunerkrankung

Pemphigus vulgaris
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Pemphigus vulgaris
Pemphigus vulgaris, H&E Färbung Nephron (Eigenes Werk), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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Biochemikerinnen der Justus-Liebig-Universität Gießen publizieren Forschungsergebnisse zur Autoimmunerkrankung Pemphigus vulgaris (PV).

Ein Team von Forscherinnen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat neue Regulatoren der Zelladhäsion (Bindung von Zellen an andere Zellen) in der Haut entdeckt. Der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Ritva Tikkanen (Professur für Biochemie und Molekularbiologie des Fachbereichs Medizin der JLU) und ihrer Kollegin Dr. Antje Banning ist es gelungen, neue Erkenntnisse über die molekularpathologischen Vorgänge der hautablösenden Autoimmunerkrankung Pemphigus vulgaris (PV) zu gewinnen. Die Ergebnisse wurden am 27. Juni 2016 online veröffentlicht. Die Forschungsarbeiten wurden in Kooperation mit den Medizinern Prof. Dr. Michael Hertl und PD Dr. Rüdiger Eming von der Philipps-Universität Marburg (UMR) bzw. der Marburger Hautklinik des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) durchgeführt.

Pemphigus vulgaris (PV)

Desmosomen sind knopfartige Strukturen in Zellmembranen, die dazu dienen, benachbarte Zellen fest aneinander zu binden. Man findet sie vor allem in Zellen und Geweben, die einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind, beispielsweise in der Haut. „Bei PV werden diese Strukturen durch körpereigene Antikörper angegriffen, so dass die Adhäsion von Hautzellen – die Keratinozyten – und Zellen der Schleimhäute verloren geht“, erläutert Prof. Tikkanen. Die Biochemikerin ergänzt, dass dies zur Bildung von Blasen und Läsionen führe: „Für die betroffenen Patientinnen und Patienten kann das unter Umständen lebensbedrohliche Auswirkungen haben.“

Die Arbeitsgruppe Tikkanen/Banning konnte zeigen, dass Proteine aus der Flotillin-Familie die Zelladhäsion in Keratinozyten regulieren, indem sie den Zusammenbau und die Auflösung von Desmosomen regulieren. Dabei treten Flotilline in direkten Kontakt mit den sogenannten Desmogleinen, die als Haftproteine in Desmosomen dienen. Fehlen die Flotilline, werden Desmogleine verstärkt abgebaut. Verringert sich die Menge von Desmogleinen in den Hautzellen, haften die Keratinozyten deutlich schwächer aneinander als in Anwesenheit von Flotillinen.

Die Autoantikörper beinflussen bei Pemphigus vulgaris jedoch nicht nur die Lokalisation von Desmogleinen, sondern auch von Flotillinen. Dies begünstigt vermutlich die Auflösung von Haftkontakten bei PV. Diese Erkenntnisse über die molekularen Mechanismen bei PV könnten dazu beitragen, Wirkstoffe zu entwickeln, welche die Zellbindung von Keratinozyten bei der Autoimmunerkrankung verstärken und die Hautablösung dadurch verhindern.

Erfolgreiche Kooperation

Die erfolgreiche Kooperation zwischen dem Institut für Biochemie der JLU Gießen und Medizinern der UMR besteht bereits seit einigen Jahren. Die Marburger Mediziner forschen seit Jahren intensiv zu Pemphius vulgaris und haben den Gießener Biochemikerinnen wichtige Reagenzien und ihre dermatologische Expertise zur Verfügung gestellt. Ein gemeinsames medizinisches bzw. biomedizinisches Forschungsvorhaben mit dem Titel „Rolle der Flotilline bei der Zell-Zelladhäsion in Epithelzellen“ wurde von 2012 bis 2014 von der Von-Behring-Röntgen-Stiftung gefördert. (idw, red)

Literatur:

Völlner F, Ali J, Kurrle N et al. (2016): Loss of flotillin expression results in weakened desmosomal adhesion and Pemphigus vulgaris-like localisation of desmoglein-3 in human keratinocytes. Sci. Rep. 6, 28820; DOI:10.1038/srep28820

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