Kinderwunsch bei Multipler Sklerose

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Daniela Wendt und Sohn Maximilian Gemeinnützige Hertie-Stiftung
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MS-Patientinnen mit Kinderwunsch steht jetzt ein Beratungstelefon der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft zur Verfügung. Daniela Wendt, die als MS-Erkrankte und Mutter in das Projekt eingebunden ist, berichtet, warum "Plan Baby" so wichtig ist.  

Etwa 30 Prozent der mehr als 200.000 MS-Erkrankten in Deutschland sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Vor dem Hintergrund ihrer lebenslangen Erkrankung, deren Verlauf nicht absehbar ist, spielen Themen wie Kinderwunsch und Schwangerschaft eine große Rolle. Um Betroffene unabhängig und professionell zu beraten, hat die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) das Projekt „Plan Baby bei MS“ ins Leben gerufen, das von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung unterstützt wird.

MS-Patientinnen und -Patienten sind beim Thema Kinderwunsch häufig sehr verunsichert und haben viele Fragen. Doch Ansprechpartner wie beispielsweise Gynäkologen können zu MS-spezifischen Fragen oft nicht direkt weiterhelfen. Betroffenen steht nun unter 0211 933 040 ein Beratungstelefon der DMSG zur Verfügung. Die Stiftung wirbt für das Beratungstelefon auch mit einer Postkarte, die von Ärzten kostenfrei zur Auslage in Praxen bestellt werden kann (per Mail an kommunikation@ghst.de).

Interview mit Daniela Wendt

Daniela Wendt ist aktiv in das Projekt Plan Baby eingebunden. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen als MS-Erkrankte und Mutter und erklärt, warum Plan Baby so wichtig ist.

Sie sind in das Projekt beratend eingebunden. Welche Rolle spielen Sie hier?

Wendt: Meine Rolle im Projekt soll die der Betroffenen sein. Durch die eigene Erfahrung sowohl mit der Erkrankung als auch mit der Schwanger- und Mutterschaft bin ich in der Lage, Ängste und Unsicherheiten nachvollziehen zu können und entsprechend einfühlsam darauf zu reagieren. Da ich mich seit der Geburt meines Sohnes immer wieder mit dem Thema „MS und der Alltag mit Kind“ beschäftigt habe und zudem ausgebildete Betroffenenberaterin der DMSG-NRW bin, kann ich auch verschiedene Themen in diesem Kontext gut einordnen und mögliche Hilfsangebote vorstellen oder an die fachlich versierten Kollegen verweisen.

Was versprechen Sie sich von "Plan Baby" im Allgemeinen und von Ihrer Einbindung in das Projekt im Besonderen?

Wendt: Von Plan Baby verspreche ich mir, dass betroffene Mütter (egal ob schwanger, in der Planungsphase oder in der Zeit mit Kind) Ansprechpartner finden und nur eine sehr kleine Hürde der Kontaktaufnahme überwinden müssen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Kontaktaufnahme für Mütter über Gruppentreffen gerade in der ersten Zeit mit Baby kaum bis gar nicht möglich ist. Davor, während der Schwangerschaft, ist die Situation auch häufig so, dass die Frauen noch berufstätig sind und daher wenig Zeit haben. Über eine Hotline an gewünschte Informationen oder Beratung zu kommen, steht so den Lebensbedingungen heutiger junger Mütter näher.

 Meine Einbindung in das Projekt soll den Themen den realistischen Bezug durch eigene Erfahrungen geben. Durch meine bisherigen positiven Erfahrungen kann ich den Betroffenen zudem eine optimistische Sicht auf die Situation näherbringen und das Thema aus dem „Besonderen“ auch wieder zum Teil ins „Normale“ rücken. Ganz viele Fragen und Themen sind dann doch wieder die von allen – gesunden und nicht gesunden – Müttern.

Welche sind Ihrer Meinung nach brennende Fragen, auf die MS-Erkrankte mit Kinderwunsch beziehungsweise Eltern mit MS Antworten suchen?

Wendt: Brennende Fragen beschäftigen sich beispielsweise mit dem Verlauf der Erkrankung während der Schwangerschaft und mit der Medikamenteneinnahme beziehungsweise mit der Absetzung bestimmter Medikamente vor der Schwangerschaft. Diese Fragen lassen sich größtenteils medizinisch beantworten. Fragen zu der Zeit nach der Geburt des Kindes sind sehr vielfältig. Bin ich in der Lage, mich adäquat um mein Kind zu kümmern? Was passiert, wenn ich einen schweren Schub bekomme? Woher bekomme ich Unterstützung? Wie und wann kümmere ich mich um externe Betreuung wie eine Kita? Will ich wieder ins Berufsleben einsteigen und wie schaffe ich das? Dies sind ein paar Fragen, die sich regelmäßig stellen, das individuelle Frageaufkommen ist hier aber sehr viel größer.

Daniela Wendt ist 40 Jahre alt und Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Die Diagnose Multiple Sklerose wurde 2004 nach der ersten Symptomatik im Jahr zuvor gestellt. In dieser Zeit studierte Wendt Diplompädagogik. 2006 beendete Daniela Wendt ihr Studium und arbeitete zunächst als Sozialbetreuerin für langzeitarbeitslose Menschen bei einem Bildungsträger. 2007 wurde sie Arbeitsvermittlerin bei der Agentur für Arbeit. Ende 2009 wurde sie schwanger und Sohn Maximilian im Juli 2010 geboren.

Quelle: Gemeinnützige Hertie-Stiftung, 27.04.2017

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