Digitale Beratung für die Eltern

Chronisch kranke Kinder
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Digitale Beratung
Wer sich um ein chronisch krankes Kind kümmern muss, hat oft nicht die Zeit, Hilfsangebote anzunehmen. Fotolia/Konstantin Yuganov
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Ein neues Projekt möchte Familien niederschwellige Hilfe anbieten, bevor sie psychisch an ihre Grenzen stoßen.

Experten schätzen, dass fast jedes sechste Kind in Baden-Württemberg chronisch krank ist. Dabei wird die Belastung sehr unterschiedlich empfunden, die ein an Asthma, Diabetes oder Mukoviszidose erkranktes Kind für die Eltern und Geschwisterkinder mit sich bringt. Nicht wenigen bereitet die ständige Sorge schlaflose Nächte und setzt sie dauerhaft unter Stress. Körperliche Symptome lassen dann nicht lange auf sich warten.

Ein neues Projekt (Beratung von Eltern chronisch kranker Kinder im Internet, BEcKI) der Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg und des Universitätsklinikums Ulm möchte nun Familien niederschwellige Hilfe anbieten, bevor sie psychisch an ihre Grenzen stoßen.

„Wer sich um ein chronisch krankes Kind kümmern muss, hat oft nicht die Zeit, Hilfsangebote anzunehmen, selbst wenn er sich eingesteht, dass es notwendig wäre", erklärt Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. Job, Familie und Haushalt stelle für viele eine Herausforderung dar; ein krankes Kind zu betreuen, verbrauche zusätzlich Energie. Gerade chronisch kranke Kinder benötigten aber ein möglichst harmonisches und strukturiertes Umfeld, um eine Verschlimmerung oder akute Schübe zu vermeiden.

Gezieltes Coaching für die Familie

„Bei herkömmlichen Patientenschulungen werden die Eltern zwar oft einbezogen, ihre eigenen psychosozialen Belastungen aber kaum adressiert", stellt Lutz Goldbeck, Psychologe und Leiter der Sektion Psychotherapieforschung und Verhaltensmedizin am Universitätsklinikum Ulm, fest: „Wir wollen mit unserem Programm die Eltern gezielt bei der Bewältigung der Erkrankung ihres Kindes unterstützen und sie stark machen für die damit verbundenen Aufgaben."

Zunächst bietet die TK die Teilnahme bei BEcKI Eltern an, deren an Asthma erkranktes Kind im sogenannten Disease-Management-Programm der Kasse eingeschrieben ist. „Für die Erprobung und Evaluierung des Programms stehen insgesamt 220 Plätze zur Verfügung", so Vogt. Die Teilnehmer treten mit ihrem Berater oder ihrer Beraterin über die gesicherte Plattform der Ulmer Onlineklinik in Kontakt.

„Unsere Mitarbeiter sind Psychologen, Pädagogen oder Gesundheitswissenschaftler und machen sich zunächst über eine standardisierte Befragung ein Bild von der momentanen psychischen Belastung. Dadurch können sie das Coaching gezielt auf die individuelle Situation der Familie anpassen", erklärt Projektleiter Goldbeck. Über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen werden dann anhand von Schreibaufgaben die Themenfelder Krankheitsmanagement, Angstbewältigung und Selbstfürsorge bearbeitet.

Weniger Angst und depressive Symptome

Diese Form der sogenannten internetbasierten psychologischen Intervention hat den Vorteil, dass die Teilnehmer von einem persönlichen Therapeuten individuell betreut werden, gleichzeitig durch die Online-Kommunikation aber keine festen Termine eingehalten werden müssen. „Die Eltern können theoretisch im Wartezimmer eine Schreibsitzung absolvieren, während ihr Kind untersucht oder therapiert wird", so Goldbeck. Zu jeder Aufgabe erhalten die Teilnehmer dann ein schriftliches Feedback mit Lösungsstrategien aus der Verhaltenstherapie. Die Umsetzung wird mit dem Berater besprochen und immer wieder reflektiert.

Bei einem Pilotprojekt mit Eltern von Kindern und Jugendlichen, die an Mukoviszidose erkrankt sind, wurde diese Form der Online-Beratung bereits positiv bewertet. „Wir haben festgestellt, dass die Teilnehmer hinterher weniger über Angst und depressive Symptome berichteten. Insgesamt wurde die Lebensqualität der Familien deutlich gesteigert", betont der Psychologe.

Für die TK birgt BEcKI die Chance auf einen zweifachen Nutzen: „Zum einen werden die Eltern durch die Beratung befähigt, die Therapie des Kindes unterstützend zu begleiten und so dessen Gesundheitszustand zu verbessern, zum anderen beugen wir belastungsbedingten Gesundheitsproblemen der Eltern und Geschwisterkinder vor", sagt Andreas Vogt. Hier zeige sich einmal mehr, wie telemedizinische Angebote zum Vorteil aller dienen könnten. Konventionelle Beratungsangebote für Rat suchende Eltern gebe es kaum, oder sie seien im Alltag nicht realisierbar. Über das Online-Angebot kämen mehr Menschen zum Zug und die Hemmschwelle sei deutlich geringer.


Quelle: Techniker Krankenkasse Baden-Württemberg, 19.08.2016

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