Außer einem Mundschutz aus Zellstoff oder Gaze standen damals noch keine Möglichkeiten des Individualschutzes zur Verfügung. Rechtzeitig zum 100. Gedenkjahr 2018 legte Medizinhistoriker Harald Salfellner einen bilderreichen Band vor, der die Seuche in ihren globalen Zusammenhängen und Auswirkungen veranschaulicht. In 30 Kapiteln schildert der Autor die unklaren Ursprünge, den Verlauf der einzelnen Wellen und das Krankheitsbild der gefürchteten Lungenentzündungen, denen die Ärzte damals weitgehend hilflos gegenüberstanden, das qualvolle Sterben junger Zivilisten und Soldaten, das Verröcheln der Mütter mit dem Säugling im Arm. Unter den Toten sind auch Tausende Ärzte und Krankenschwestern, die dem Virus in Ausübung ihres Berufes erliegen. Mit seinen mehr als 250 Abbildungen ist der vorliegende Band zur Spanischen Grippe nicht nur die erste umfassende Chronik zur Seuche überhaupt, sondern auch eine faszinierende Zeitreise zu den verhängnisvollen Schauplätzen dieser größten Gesundheitskatastrophe der Menschheitsgeschichte. Die Influenza stellt auch aktuell weltweit eine ernste Bedrohung dar, obwohl gegen die Sekundärkomplikationen in der westlichen Welt bei der Influenza gute Behandlungen zur Verfügung stehen. Experten sind sich aber einig, dass das Risiko einer erneuten Grippepandemie weiterhin als hoch eingestuft werden muss. Der hervorragende Bilderband über die Spanische Grippe kann erheblich dazu beitragen, über die Gefahr Influenza die Bevölkerung – ohne eine Hysterie in der breiten Öffentlichkeit zu schüren – adäquat aufzuklären. Jedem interessierten Leser, der über die Grippe mehr wissen möchte, kann das Werk nur bestens empfohlen werden.
Die Spanische Grippe: Eine Geschichte der Pandemie von 1918
Von: Harald Salfellner, gebundene Ausgabe: 168 Seiten, 15,4 × 2,2 × 21,6 cm, Vitalis, 2018, ISBN-10: 3899195108, ISBN-13: 978–3899195101, Preis: 24,30 Euro
Entnommen aus MTA Dialog 1/2020
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