Deutschlandweite Verschiebung aller planbaren Operationen gefordert
„Trotz der dringenden Appelle der Bundesregierung und zuletzt auch des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn erreichen uns immer noch Meldungen aus Krankenhäusern, dass ungeachtet der aktuellen Bedrohungslage durch die rasch ansteigenden COVID-19-Erkrankungen immer noch operative Eingriffe und Untersuchungen durchgeführt werden“, sagt DIVI-Präsident Professor Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. „Und das, obwohl diese Eingriffe nach einer gründlichen Risiko-Nutzen-Abwägung medizinisch vertretbar auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden könnten.“ Auch RKI-Präsident Professor Dr. Lothar H. Wieler erinnerte am Freitag daran, dass er die Krankenhäuser schon seit einiger Zeit aufgefordert habe, die Beatmungs- bzw. Intensivbetten bereitzustellen. „Jetzt muss es soweit sein“, sagte er beim Pressebriefing. Die Fälle würden steigen und sehr viele Menschen würden schwer erkranken.
Kliniken sollten Zeit nutzen
Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage erscheint ein solches Vorgehen mit immer noch durchgeführten operativen Eingriffen und Untersuchungen völlig unverantwortlich, so die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Die DIVI verweist darauf, dass schon viele Krankenhäuser in Deutschland dem Aufruf der Bundesregierung gefolgt sind und damit die dringend notwendigen Kapazitäten für die Versorgung der möglicherweise rasch ansteigenden COVID-19-Erkrankungsfälle sicherstellen. „Selbst wenn in einigen Regionen Deutschlands Krankenhäuser bisher keine COVID-19-Patienten behandeln mussten, sollte die Zeit jetzt genutzt werden, um die Kapazitäten zu erhöhen und das zusätzliche Personal entsprechend zu schulen“, unterstreicht Professor Gernot Marx, Präsident elect der DIVI sowie Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitätsklinikums.
Unsolidarisches Vorgehen einzelner Kliniken soll sanktioniert werden
Sollten Krankenhäuser von diesem unsolidarischen und unkollegialen Vorgehen nicht abweichen und weiter geplante nicht dringliche Eingriffe durchführen, sind nach Ansicht der DIVI für diesen Fall sanktionierende Maßnahmen durch die Behörden vorzusehen. Notfalls müsse man mit einem rechtsverbindlichen Erlass die Einhaltung der Empfehlungen der Bundesregierung durchsetzen.
Quelle: DIVI/RKI
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