Depression: Entdeckung 30 neuer Gene

Studie
mg
Manhattan-Diagramm
Prof. Dr. Markus Nöthen (links) und Dr. Andreas Forstner mit einem Manhattan-Diagramm: Die assoziierten Stellen im menschlichen Genom ragen als "Skyscraper" aus dem Hintergrundrauschen heraus. Andreas Stein/Institut für Humangenetik
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Eine internationale Forschungsgruppe entdeckte 30 neue Genorte, die mit schwerer Depression in Zusammenhang stehen. Außerdem bestätigten sie weitere 14 Gene, die schon vorher mit der Erkrankung in Zusammenhang gebracht wurden.

Das internationale Psychiatric Genomics Consortium (PGC) fügt alle verfügbaren Gen-Daten zusammen und wertet sie in einer zentralen Datenbank mit mehr als 135.000 Patienten aus. Die DNA dieser erkrankten Patienten wurde mit der DNA gesunder Kontrollpersonen abgeglichen. Diese Zahlen zeigen den enormen Aufwand, der notwendig ist, um einen Nachweis des offenkundigen Zusammenhangs zwischen Genen und Depression zu erbringen. „Viele Prozesse im Gehirn sind an der Depression beteiligt, die Beiträge einzelner Gene sind deshalb gering“, sagt Dr. Andreas Forstner, der zusammen mit Prof. Dr Markus Nöthen die an der Studie beteiligte Bonner Arbeitsgruppe leitet. Damit die relevanten Bereiche nicht im Grundrauschen der generellen genetischen Unterschiede untergehen, benötigten die Forscher diese hohe Stichprobe.

Bei der statistischen Auswertung der Daten zeigten sich insgesamt 44 Verdachtsregionen, die mit einer Depression in Zusammenhang stehen. Hiervon waren 14 Erbgutregionen bereits vorher bekannt und konnten mithilfe dieser Daten bestätigt werden, 30 Genorte waren jedoch neu.

Dass der Forschungsbedarf im Bereich der Depression groß ist, zeigt die Anzahl der mitarbeitenden Wissenschaftler: mehr als 200 Forscher weltweit haben an der groß angelegten Studie mitgewirkt. „Viele Umweltfaktoren tragen zur Depression bei, aber die Identifikation der genetischen Faktoren stößt die Türen zu den biologischen Ursachen auf“, sagt Dr. Naomi Wray von der University of Queensland in Australien, die zusammen mit Dr. Patrick F. Sullivan, Direktor des Zentrums für Psychiatrische Genomik an der University of North Carolina School of Medicine (USA), die Studie leitete. „Mit weiterer Forschung sollte es möglich werden, neue Therapien zur Behandlung der schweren Depression zu entwickeln“, sagt Sullivan.

Die Wissenschaftler der Universität Bonn trugen mit der Untersuchung des Erbguts von fast 600 Patienten und 1.000 Kontrollpersonen zur Studie bei. „Jedes zusätzlich identifizierte Gen, das mit der schweren Depression zusammenhängt, trägt zur Aufklärung der zugrundeliegenden biologischen Mechanismen dieser verbreiteten Erkrankung bei“, erläutert Nöthen. (idw, red)

Literatur:

Naomi R. Wray, Stephan Ripke, Manuel Mattheisen, et al.: Genome-wide association analyses identify 44 risk variants and refine the genetic architecture of major depression. Nature Genetics, 2018, DOI: 10.1038/s41588-018-0090-3.

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