Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Armut bedroht und das, obwohl die Bundesrepublik eines der reichsten Länder der Welt ist. Laut dem aktuellen Armutsbericht gelten hierzulande etwa 12,9 Millionen Menschen als arm, das entspricht 15,7 Prozent der Bevölkerung. Besonders betroffen sind kinderreiche Familien, Arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund sowie mit steigender Tendenz auch Rentner. Damit geht eine Verschlechterung ihrer Ernährung und Gesundheit einher, Lebenschancen und die Möglichkeit zu sozialer Teilhabe verringern sich.
Soziale Ungleichheiten erschweren den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und fördern ungesunde Ernährungsweisen. diabetesDE-Vorstandsmitglied Thomas Haak erläutert: „Davon sind besonders Kinder betroffen: Bessergestellte Familien mit hoher Bildung und hohem Haushaltseinkommen bereiten ihrem Nachwuchs häufiger frische Mahlzeiten mit Obst und Gemüse sowie hochwertigen Nahrungsmitteln wie Fisch zu, während Eltern aus sozial benachteiligten Verhältnissen ihre Kinder eher mit stark verarbeiteten und hochkalorischen Mahlzeiten mit ungünstigem Nährwertprofil – zu fettreich, zu süß und zu salzig – ernähren.“ In Deutschland sind heute etwa 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht, nahezu jedes fünfte Kind ist arm.
Gesunde Kaufentscheidungen
„Diabetes Typ 2 entsteht unter anderem durch einen ungünstigen Lebensstil, der durch Über- und Fehlernährung, zu wenig Bewegung und ausgeprägtes Übergewicht gekennzeichnet ist“, so Diabetologe Haak, Chefarzt der Diabetes Klinik Mergentheim in Bad Mergentheim. „Gesundheitsförderliches Ernährungsverhalten fängt jedoch bei gesunden Kaufentscheidungen an. Dafür müssen entsprechende Lebensmittel aber für jeden erschwinglich sein.“ diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe begrüßt daher Eigeninitiativen wie die des Lebensmitteldiscounters Lidl, der freiwillig seine Eigenmarken im Sortiment einer Reduktionsstrategie um 20 % für zugesetzten Zucker und Salz bis 2025 unterzieht. Gemeinsam weisen diabetesDE und Lidl schon jetzt auf gesunde Rezepte mit gesunden Lidl-Eigenmarken nach WHO-Profil hin.
„Gesundes muss billiger, Ungesundes muss teurer werden!“ fordert deshalb Vorstandsvorsitzender Jens Kröger, niedergelassener Diabetologe in Hamburg-Bergedorf und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE-Deutsche Diabetes Hilfe. „Der Kauf ausgewogener Lebensmittel kann zum Beispiel durch eine einfache Umstrukturierung des bestehenden Mehrwertsteuersystems gefördert werden, ohne dass Verbraucher unterm Strich mehr bezahlen müssen. Es ist nicht einzusehen, warum Mineralwasser heute noch mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert wird, eine ungesunde Limonade aber nur mit sieben Prozent. Würde das Mineralwasser mit null Prozent Mehrwertsteuer, die Limonade mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, würde ein Preisunterschied zwischen einem gesunden und einem ungesunden Getränk von annähernd 20 Prozent entstehen. Dies entspricht bereits annähernd der Empfehlung von WHO und UN, Ungesundes um circa 20 Prozent zu verteuern.“
Quelle: diabetesDE - Deutsche Diabeteshilfe, 06.03.2017
- www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Degs/degs_w1/Symposium/degs_uebergewicht_adipositas.pdf
- Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017
- Positionspapier soziale Ungleichheiten und Diabetes Typ 2
- Beitrag „Soziale Ungleichheit und Diabetes“ im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2017
- www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0005/270716/Europe-nutrient-profile-model-2015-en.pdf
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