Das Cannabidiol (CBD) aus der Hanf-Pflanze, das anders als das Tetrahydrocannabinol (THC) keine berauschende Wirkung hat, wird von manchen Anbietern auch als Schmerzmittel z. B. bei Kniearthrose vermarktet. Tierexperimente hatten bei Gelenksabnützung Hinweise auf eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung der Substanz ergeben. Wie Schmerz-Forscherinnen und -Forscher der MedUni Wien nun erstmals am Menschen zeigen konnten, gibt es selbst in hoher Dosierung keine ausreichend nachweisbare Wirksamkeit von CBD als Schmerzmedikament. Die Ergebnisse der klinischen Studie mit Patientinnen und Patienten der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie von MedUni Wien und AKH Wien wurden jüngst veröffentlicht.
Studie mit 86 Probanden
86 Männer und Frauen mit einem Durchschnittsalter von rund 63 Jahren, die aufgrund einer Gelenksabnützung im Knie (Gonarthrose) unter starken Schmerzen litten, waren an der Studie beteiligt. Während die eine Hälfte der Patientinnen und Patienten orale Gaben von hoch dosiertem Cannabidiol (CBD) erhielt, wurde der anderen Gruppe ein nicht als solches erkennbare Placebo verabreicht. Wie sich im streng kontrollierten Untersuchungszeitraum von acht Wochen herausstellte, hatte CBD keine stärkere schmerzstillende Wirkung als das Placebo. „Somit ist CBD keine Alternative für die Schmerztherapie bei Kniearthrose, sodass die Suche nach besser wirksamen Optionen fortgesetzt werden muss“, betont Sibylle Pramhas von der klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie, Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie von MedUni Wien und AKH Wien als Erstautorin der Studie.
Fehlende Studien mit ausreichend hoher CBD-Dosierung
Derzeit werden die mit Gonarthrose verbundenen Knieschmerzen mit Analgetika wie Diclofenac, Ibuprofen und/oder Tramadol behandelt. Nebenwirkungen, aber auch Kontraindikationen aufgrund des zumeist höheren Alters der Betroffenen erweisen sich dabei als große Herausforderungen. Die in Tierversuchen gezeigte schmerzstillende Wirkung von CBD hätte eine neue Möglichkeit eröffnen können, doch sind klinische Studien mit ausreichend hoher CBD-Dosierung bisher ausgeblieben. „Aufgrund der vergleichsweise hohen oralen Dosierung und des langen Beobachtungszeitraums liefert unsere Studie erstmals solide Informationen über das fehlende schmerzstillende Potenzial von CBD bei einer häufigen chronischen Schmerzerkrankung“, sagt Pramhas. Wenn dieses Potenzial schon bei hoch dosierter oraler Medikation nicht nachweisbar ist, so sei bei CBD-haltigen Schmerzmitteln zum Auftragen auf die Haut erst recht Skepsis angebracht, wie Pramhas und das Forschungsteam der MedUni Wien zu bedenken geben.
Weitere Studien sind nötig
Cannabidiol ist eine natürliche Substanz, die aus der Hanfpflanze gewonnen wird und in der EU frei verkäuflich ist. CBD hat keine nachweisbare berauschende Wirkung und unterliegt auch nicht dem Suchtgiftgesetz. An Nebenwirkungen ist ein möglicher leberschädigender Effekt bekannt. In der Medizin ist der Wirkstoff aktuell einzig für die medikamentöse Therapie bestimmter Arten der Epilepsie im Kindesalter (Dravet-Syndrom, Lennox-Gastaut-Syndrom) ausreichend erforscht und arzneimittelrechtlich zugelassen. Ob weitere medizinische Einsatzgebiete bestätigt werden können, müssen künftige Forschungen zeigen. „Schmerzen, wie sie etwa bei Kniearthrose entstehen, zählen nach unserer Studie jedenfalls nicht dazu“, so Pramhas abschließend.
Quelle: MedUni Wien
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