Viren in afrikanischen Fledertieren gefunden

Krim-Kongo-Fieber
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Die Fledermausart Coleura afra lebt in Höhlen.
Die Fledermausart Coleura afra lebt in Höhlen. In der Studie hatten von 14 Tieren dieser Art insgesamt sechs Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus. Victor M. Corman/Institut für Virologie Bonn
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Das Krim-Kongo Virus ist ein von Zecken übertragener Erreger, der beim Menschen schweres Fieber mit inneren Blutungen auslösen kann. Bei rund zehn Prozent der Infizierten führt das Virus zum Tod.

Ein internationales Forscherteam unter Federführung des Bonner Universitätsklinikums hat nun eindeutige Infektionszeichen bei Fledertieren in verschiedenen Ländern Afrikas nachgewiesen. Die Ergebnisse legen nahe, dass die fliegenden Säugetiere bei der Verbreitung des Virus eine Rolle spielen.

Das gefährliche Krim-Kongo-Virus kommt vor allem in Südosteuropa, Asien und Afrika vor. Bis heute wurden weltweit über 10.000 Menschen infiziert, von denen knapp 800 starben. Das Virus wird über verschiedene Zeckenarten übertragen, kann aber auch von Tier zu Mensch beziehungsweise direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Zecken sind essenziell für den Lebenszyklus des Virus. „Erstaunlich ist das Verbreitungsmuster, das auf eine Einschleppung des Virus aus einzelnen spezifischen Regionen in Afrika und Asien in weit entfernte Länder hinweist“, sagt Dr. Marcel A. Müller vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

Bislang gingen Forscher davon aus, dass mit dem Virus infizierte Zecken sich an Zugvögel anheften und auf diesem Weg in andere Regionen verschleppt werden, wo sie Tiere und Menschen anstecken können. Die Virologen des Bonner Universitätsklinikums vermuteten jedoch noch andere Wirte, die zur Ausbreitung des Krim-Kongo-Virus beitragen könnten: „Fledertiere sind häufig von Parasiten wie Zecken befallen und leben in fast allen Regionen der Erde. Sie können zum Teil tausende Kilometer weit fliegen“, sagt Institutsdirektor Prof. Dr. Christian Drosten. Tragen Fledertiere das Virus in sich? Zusammen mit Wissenschaftler der Universitäten Marburg, Gießen und Ulm sowie dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Kollegen aus Gabun, Tschechien, Panama, Ghana und Frankreich ging das Team dieser Frage nach.

Wissenschaftler testeten 1.135 Proben von 16 Fledertierarten

In einer großangelegten Studie testeten die Forscher insgesamt 1.135 Proben von 16 Fledertierarten aus Gabun, Ghana, Kongo, Deutschland und Panama auf das Krim-Kongo Virus. Die Forscher entdeckten in rund zehn Prozent der Blutproben Antikörper, die mit dem Krim-Kongo-Virus-Oberflächenprotein spezifisch reagierten. „Zwölf der 16 getesteten Fledertierarten aus vier von insgesamt fünf Ländern waren potenziell mit dem Virus infiziert“, sagt Dr. Müller. „Vor allem höhlenlebende Fledertiere aus Afrika, die mutmaßlich eine hohe Zeckenexposition haben, hatten Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus gebildet.“ Die Wissenschaftler untermauerten ihre anfänglichen Befunde durch hochspezielle Antikörpertests im Fledermausblut.

Neben den Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken mit diesen Befunden auch Fledertiere in den Fokus. „Das Risiko für Menschen, sich direkt an den Fledertieren in den Tropen und Subtropen anzustecken, ist jedoch denkbar gering“, sagt Dr. Müller. Der Verbreitungsweg findet vorwiegend über Zecken statt, die vorher an einem mit dem Virus infizierten Tier gesaugt haben und dann einen Menschen befallen. In Deutschland bestehe praktisch keine Gefahr, sich an einer solchen Zecke zu infizieren, so die Wissenschaftler. Aber durch die globale Erwärmung könnte sich das Verbreitungsgebiet der Krim-Kongo-Virus tragenden Zecken in gemäßigtere Gebiete verlagern. „In Griechenland und der Türkei ist es bereits mehrfach zu Krim-Kongo-Virus-Ausbrüchen gekommen“, berichtet Dr. Müller. (idw, red)

Literatur:

Marcel A. Müller, Stéphanie Devignot, Erik Lattwein et al.: Evidence for widespread infection of African bats with Crimean-Congo hemorrhagic fever-like viruses, Scientific Reports, DOI: 10.1038/srep26637

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