Verdacht auf Endokarditis
Bei der körperlichen Untersuchung fällt ein neues Herzgeräusch auf. Der letztgenannte physikalische Befund ist allerdings keineswegs einfach zu interpretieren. Zum einen werden Betroffene meist nicht regelmäßig von ihren Hausärztinnen und Hausärzten abgehört, sodass die Feststellung eines neuen Herzgeräuschs nicht einfach zu treffen ist. Zum anderen haben ältere und vor allem hochbetagte Patientinnen und Patienten nicht selten eine Aortenstenose, die nicht durch eine bakterielle Entzündung, sondern durch eine fortgeschrittene Arteriosklerose bedingt ist. Ein Herzgeräusch für sich allein gibt also noch keinen sicheren Hinweis auf eine Endokarditis.
Nahezu sicher kann man sich bei der klinischen Untersuchung jedoch sein, wenn man sogenannte Osler-Knötchen oder Janeway-Läsionen sieht. Dabei handelt es sich um kleine septische Absiedlungen in der Körperperipherie, oft an den Fingern oder Zehen (Abb. 1). Sie geben einen Hinweis, dass Bakterien mehrfach in die Blutbahn gestreut haben.
Blutkulturdiagnostik unabdinglich
Besteht der Verdacht auf eine Endokarditis, ist selbstverständlich die Abnahme von Blutkulturen unabdinglich. Die Kulturen sollten durch mindestens 2, besser 3 voneinander unabhängige Venenpunktionen an unterschiedlichen Abnahmestellen in der Körperperipherie gewonnen werden. Der Grund für diese Mehrfachabnahme ist darin zu sehen, dass auf diese Weise eine Kontamination durch Hautflora, beispielsweise Koagulase-negative Staphylokokken (KNS), besser erkannt werden kann. Zeigt beispielsweise nur eines von 2 abgenommenen Blutkulturpaaren Wachstum von KNS, liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um eine echte Bakteriämie, sondern um einen sekundären Eintrag der Erreger von der möglicherweise ungenügend desinfizierten Punktionsstelle handelte.
Entnommen aus MT im Dialog 1/2025
Dann nutzen Sie jetzt unser Probe-Abonnement mit 3 Ausgaben zum Kennenlernpreis von € 19,90.
Jetzt Abonnent werden