Im Jahr 2015 erkrankten 10,4 Millionen Menschen an Tuberkulose, das waren 28.500 Menschen pro Tag. Darauf weist die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages am 24. März hin. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Tuberkulosefälle im Zuge der jüngsten Migrationswellen wieder an. Im Jahr 2016 wurden dem Robert Koch-Institut 5.915 Erkrankungen übermittelt, 2015 waren es 5.852. Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre ist somit zu Ende. Besonders problematisch ist jedoch die Zunahme der (multi-) resistenten Erreger.
Renate Bähr, Geschäftsführerin der DSW, erklärt:
„Die meisten Tuberkulose-Todesfälle wären vermeidbar, wenn mehr in die Forschung und Entwicklung von wirksamen Impfstoffen, verbesserten Diagnosetechniken und Medikamenten investiert würde. Vermehrte Investitionen sind auch deshalb dringend nötig, weil die Standardmedikamente gegen Tuberkulose häufig nicht mehr wirken: Allein im Jahr 2015 gab es 580.000 Fälle von antimikrobiellen Resistenzen. Für viele von ihnen bedeutet das den Tod. Pro Jahr wären für die Forschung und Entwicklung zur Tuberkulose-Bekämpfung rund zwei Milliarden US-Dollar erforderlich - derzeit steht jedoch mit nur 0,7 Milliarden US-Dollar noch nicht einmal die Hälfte der Mittel zur Verfügung. Die benötigten Forschungsinvestitionen sind verschwindend, wenn man die durch Tuberkulose erwarteten volkswirtschaftlichen Kosten bedenkt: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG prognostiziert, dass der Weltwirtschaft bis zum Jahr 2050 durch Tuberkulose ein Schaden von 16,7 Billionen US-Dollar entstehen wird. Der Großteil dieses Schadens - 10,5 Billionen US-Dollar - entsteht innerhalb der G20-Staaten. Die Bundesregierung sollte dieses globale Risiko ernst nehmen. Tuberkulose gehört auf die Agenda des G20-Gipfels in Hamburg.“
Der Welt-Tuberkulose-Tag geht auf Robert Koch zurück, der vor 135 Jahren, am 24. März 1882, in Berlin die Entdeckung des Erregers der Tuberkulose bekannt gab. Damit war der Weg für die Entwicklung spezifischer Diagnostika und gegen Tuberkulose wirksame Arzneimittel geebnet. Doch die Arzneimittel-Waffe wird zunehmend stumpf.
Das Vorkommen der Erkrankung ist weltweit äußerst ungleich verteilt: 2015 traten laut RKI 60 % der Fälle in nur sechs Staaten auf: Indien, Indonesien, China, Nigeria, Pakistan und Südafrika. Geschätzt 480.000 Tuberkulosen waren multiresistent (MDR-TB) und 100.000 Rifampicin-resistent. Nur ungefähr 20 % dieser Patienten hatten jedoch Zugang zu einer adäquaten Behandlung. Von den erfassten Tbc-Fällen in Deutschland entfielen 2015 27,9% auf in Deutschland geborene Patienten und 72,1 % auf im Ausland geborene. Immerhin 75,9% hatten die offene Form der pulmonalen Tbc. (DSW, RKI, red)
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